Vor einigen Tagen ging bei diversen Medien eine Story durch die Decke, in der es um angeblichen "Urlaub" von Flüchtlingen in ihren Heimatländern ging. Die Welt beispielsweise sammelte mit der Headline "Baden-Württemberg: Flüchtlinge machten offenbar mehrfach Urlaub in Heimatländern" mehr als 53.000 Interaktionen bei Facebook und Twitter ein, "Tichys Einblick" erreichte mit der zynischen Zeile "Urlaubswelle im Irak und Syrien: Flüchtlinge auf Heimaturlaub" fast 19.000 Likes & Co., zahlreiche andere Medien erzielten zumindest vierstellige Interaktionsraten.
Inzwischen hat der SWR die ganze Sache, die auf einem Antrag der AfD an die Landesregierung Baden-Württembergs basierte, mal recherchiert. Ergebnis: "Die wirkliche Zahl von Reisen anerkannter Flüchtlinge dürfte noch weit höher liegen als 153." Aber: "...nur rund die Hälfte der Personen kam aus ihrem Heimatland überhaupt wieder zurück nach Deutschland" und bei denen, die zurück kamen: "Urlaub als Grund wurde in keiner der erhaltenen Antworten genannt. Genannte Gründe waren schwere Krankheiten oder Todesfälle in der Familie und einmal der Verkauf eines Hauses im Heimatland." Innenminister Thomas Strobl sagt, dass sein Ministerium: "niemals behauptet hätte, dass die zurückreisenden Flüchtlinge in ihren Heimatländern Urlaub machen würden." Und weiter: "Der Frage, ob sein Ministerium nicht hätte spätestens aufklärend eingreifen müssen, als die öffentliche Debatte aufkam, wich Strobl aus."
Mit anderen Worten: Wieder einmal war einigen Redaktionen die potenziell klickträchtige Story (Flüchtlinge! Urlaub! Skandal!) wichtiger und nicht die genaue Recherche der Hintergründe.