#trending – Der tägliche Social Media Radar

#trending Nummer 103 - Donnerstag, 24. August 2017

Keine "Urlaubswelle" bei Flüchtlingen, der Facebook-Trick von Kronehit und Verschwörungstheorien in Charlottesville

 

Guten Morgen! Twitter feierte am Mittwoch den 10. Geburtstag des Hashtags. Am 23. August 2007 startete ein Web-Marketing-Spezalist in dem sozialen Netzwerk damit, Tweets mit Hilfe des "#"-Zeichens in Gruppen zusammenzufassen. Twitter programmierte seinen Dienst so um, dass Worte mit dem "#" davor verlinkt wurden - und der Hashtag war geboren.

 

#trending // News & Themen

 

Vor einigen Tagen ging bei diversen Medien eine Story durch die Decke, in der es um angeblichen "Urlaub" von Flüchtlingen in ihren Heimatländern ging. Die Welt beispielsweise sammelte mit der Headline "Baden-Württemberg: Flüchtlinge machten offenbar mehrfach Urlaub in Heimatländern" mehr als 53.000 Interaktionen bei Facebook und Twitter ein, "Tichys Einblick" erreichte mit der zynischen Zeile "Urlaubswelle im Irak und Syrien: Flüchtlinge auf Heimaturlaub" fast 19.000 Likes & Co., zahlreiche andere Medien erzielten zumindest vierstellige Interaktionsraten.

Inzwischen hat der SWR die ganze Sache, die auf einem Antrag der AfD an die Landesregierung Baden-Württembergs basierte, mal recherchiert. Ergebnis: "Die wirkliche Zahl von Reisen anerkannter Flüchtlinge dürfte noch weit höher liegen als 153." Aber: "...nur rund die Hälfte der Personen kam aus ihrem Heimatland überhaupt wieder zurück nach Deutschland" und bei denen, die zurück kamen: "Urlaub als Grund wurde in keiner der erhaltenen Antworten genannt. Genannte Gründe waren schwere Krankheiten oder Todesfälle in der Familie und einmal der Verkauf eines Hauses im Heimatland." Innenminister Thomas Strobl sagt, dass sein Ministerium: "niemals behauptet hätte, dass die zurückreisenden Flüchtlinge in ihren Heimatländern Urlaub machen würden." Und weiter: "Der Frage, ob sein Ministerium nicht hätte spätestens aufklärend eingreifen müssen, als die öffentliche Debatte aufkam, wich Strobl aus."

Mit anderen Worten: Wieder einmal war einigen Redaktionen die potenziell klickträchtige Story (Flüchtlinge! Urlaub! Skandal!) wichtiger und nicht die genaue Recherche der Hintergründe.

#trending // Social Media

 

Eins der weltweit erfolgreichsten Facebook-Posts kam im bisherigen Jahr vom österreichischen Radiosender Kronehit. Über 2,6 Mio. Likes, Reactions, Shares und Kommentare sammelte es seit dem 2. August ein. Wie das passieren konnte? Es handelt sich um ein Gewinnspiel, das komplett darauf ausgerichtet war, eine gigantische Zahl an Interaktionen zu generieren. Die Mitspieler sollten einen Kommentar unter dem Post hinterlassen. Hätte er dort drei Minuten gestanden, ohne dass jemand einen weiteren Kommentar abgibt, hätte derjenige ein Auto gewonnen. Das Gewinnspiel ist nun zu Ende - es hat niemand gewonnen. Rechnet man die Zahl von 2,57 Mio. Kommentaren um, ist das auch kein Wunder: Statt ein Kommentar pro drei Minuten gab es in den drei Wochen des Spiels in jeder Minute (!) durchschnittlich 85 Kommentare. Für den Sender hat sich die Aktion sehr rentiert: Es gab viel Aufmerksamkeit und keinen Gewinner.

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#trending // Wahljahr 2017

 

Jens Spahn sorgte am Mittwoch vor allem in Berlin für hitzige Debatten. In einem Zeit-Interview kritisierte er "elitäre Hipster" in Großstädten, insbesondere Berlin, die "ausschließlich Englisch sprächen" und sich damit gegenüber den Normalbürgern abschotteten. "Alle, die nicht mithalten können bei der Generation easyJet bleiben außen vor." Und: Es habe sich "eine völlig neue Form von Parallelgesellschaft entwickelt: Junge Leute aus aller Welt, die unter sich bleiben".

Nun ja. In den sozialen Netzwerken formierte sich zumindest sehr viel Hohn und Spott. So twitterte der Grüne Erik Marquardt: "In Berlin bekommt zum Glück niemand mit, wie peinlich Jens Spahn andauernd Verhaltenspolizei spielt. Verstehen da ja alle nur Englisch." "Bundesvogel" ergänzte: "Jetzt hat mich Jens Spahn so erschreckt, mir wären fast die Chia-Samen ins Craft-Beer gefallen!". Auch unter Facebook-Posts der "Tagesschau" und anderer Medien gibt es viele viele Spahn-kritische Kommentare. Für Spahn wird die Aktion dennoch ein Erfolg gewesen sein. Es herrscht Wahlkampf. Und da ist Aufmerksamkeit viel wert.

#trending // Entertainment

 

In Deutschland war die erste Staffel der großartigen US-Serie "This is Us" leider ein kompletter Flop. ProSieben verzeichnete bei den 14- bis 49-Jährigen Marktanteile von weit unter 10%, zuletzt nur noch um die 5%. In den USA hingegen war die Drama-Serie in der TV-Saison 2016/17 die erfolgreichste neue Serie im jungen Publikum und wurde in der Quoten-Tabelle nur von American Football und "The Big Bang Theory" geschlagen. Kein Wunder also, dass die ersten drei Minuten Material aus der neuen zweiten Staffel, die Ende September anläuft, am Mittwoch für Aufsehen bei Facebook sorgten. In nur zwei Stunden erreichten sie 2,5 Mio. Video Views, sowie über 120.000 Likes & Co.

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#trending // Worldwide

 

In den USA erntet ein Artikel von Brennan Gilmore für Politico viel Aufmerksamkeit. In "How I Became Fake News" beschreibt er, wie er als Augenzeuge des Auto-Anschlags in Charlottesville mitten in Verschwörungstheorien hinein gezogen wurde. Er, der zufällig den Anschlag mit seinem Smartphone gefilmt hatte, soll den Theorien zufolge im Auftrag von "George Soros, Hillary Clinton, Barack Obama, the IMF/World Bank, and/or a global Jewish mafia" den Anschlag erfunden oder arrangiert haben, um Stimmung gegen die Rechten zu machen - unterstützt von Sendern wie MSNBC. Die Story, die inzwischen mehr als 60.000 Interaktionen auf Facebook und viele weitere Tausende auf Twitter und Reddit generiert hat, erinnert an die von Richard Gutjahr. Auch er geriet in ähnliche Verschwörungstheorien, als er Augenzeuge des Terror-Anschlags von Nizza und des Amoklaufs von München geworden war.

#trending // Deutsche Tops des Tages

 

Story nach Social-Media-Interaktionen: Der Postillon - "Parfüm-Verkäuferin genervt, weil sie ständig nach neuem Duft "FDP" gefragt wird" (30.700 Interaktionen bei Facebook und Twitter)

Story nach Likes & Shares bei Twitter: Der Postillon - "Parfüm-Verkäuferin genervt, weil sie ständig nach neuem Duft "FDP" gefragt wird" (1.200 Retweets und Likes)

Story bei Blendle (nach Likes): Galore - "Es ist wichtig, eine Vorstellung davon zu haben, welche Spuren ich hinterlasse."

Google-Suchbegriff: Kim Wall (100.000+ Suchen)

Wikipedia-Seite: Peter Madsen (Ingenieur) (23.500 Abrufe)

Youtube-Video: Marti Fischer - "Kopfkirmes mit Ralph Ruthe | Ein Loop zwischendurch"

Song (Spotify): Axwell Λ Ingrosso - "More Than You Know" (361.500 Stream-Abrufe aus Deutschland am Dienstag)

Musik (Amazon): Queens of the Stone Age - "Villains" (Audio CD)

DVD/Blu-ray (Amazon): "Fast & Furious 8" (Blu-ray)

Game (Amazon): "Call of Duty: WWII - Standard Edition" (PlayStation 4)

Buch (Amazon): Corinna Wild - "A. i. O. - ALL IN ONE: Rezepte für den Thermomix" (Taschenbuch)

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Anmerkung: Alle in #trending genannten Zahlen beziehen sich wenn nicht anders vermerkt auf den Vortag der Newsletter-Veröffentlichung (Stand: 24 Uhr)


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Mehr Social-Media-Trends und -Themen lesen Sie in meiner nachmittäglichen Kolumne in der Handelsblatt-10-App. Erhältlich für iOS und Android.


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