#trending – Der tägliche Social Media Radar

#trending Nummer 195 - Donnerstag, 18. Januar 2018

Oskar Gröning, der Facebook-News-Feed, Sebastian Kurz in Berlin, Nintendo Labo und die "Fake News Awards" von Donald Trump

 

Guten Morgen! Je nachdem, wann und wo sie #trending lesen, hat der Sturm Friederike Sie schon erreicht. Ich hoffe, Sie kommen wohlbehalten durch den Wind. Oder können im Home Office bleiben. Oder wohnen nicht in den gefährdeten Gebieten. Die meiner Meinung nach mit Abstand besten Informationsquellen in solchen Situationen sind die "WarnWetter"-App des Deutschen Wetterdienstes und das Twitter-Account von Jörg Kachelmann.

 

#trending // News & Themen

 

Eins der nachrichtlichen Themen des Tages war in Deutschland am Mittwoch das abgelehnte Gnadengesuch des früheren SS-Mannes Oskar Gröning. Der wegen Beihilfe zum Mord in 300.000 Fällen verurteilte 96-Jährige muss nun seine Haft von bis zu 4 Jahren antreten. Medien, die mit der Story viele Interaktionen bei Facebook und Twitter einsammelten, waren u.a. Bild (9.000), Focus Online (5.600), Spiegel Online (3.500) und n-tv (2.400).

Relativ erschreckend waren einige Kommentare unter den Facebook-Posts der Medien. Dass ein Mann, der mit seiner Arbeit zum hunderttausendfachen Mord beigetragen hat, sehr wohl ins Gefängnis gehört - egal, wie alt er ist - sieht nicht jeder so. Insbesondere die Sprache erschreckt dabei wieder einmal. So gibt es auf der Facebook-Seite von Focus Online Kommentare wie "Na Hauptsache junge Gewalttäter bekommen Bewährung, während man einen Buchhalter wegen Beihilfe mit 97 Jahren in den Knast steckt" oder "Unmöglich echt. Eine schande einen 96 Jährigen Mann einzusperren weil er vor 70! Jahren seinen job gemacht hat. Aber unsere Gäste spazieren lachend aus dem Gerichtssaal" oder "Bei einer linken Socke oder einem mit Migrations- und großem familiären Hintergrund wäre, wenn überhaupt, eine Bewährung rausgekommen. Aber bei so einem alten Mann kann man ja mal zeigen wie hart unsere Gerichte verfahren könnten."

Auch bei Bild dominieren die Kommentare, die die Haft für Gröning missbilligen. Immerhin finden sich dort aber auch Meinungen wie "Er war Teil der fürchterlichsten Maschine, die die Menschheit je erschaffen hat. Ohne die 'kleinen Rädchen' wie ihn, die loyalen Befehlsempfänger, hätte sie nie funktionieren können. Die Dimension dahinter ist so gewaltig, dass ich eine Begnadigung nicht ertragen könnte. Auch sein Alter ist kein Argument für mich. Wohin die Verharmlosung führt, sieht man ja bereits deutlich, an der Sprache hier in den Kommentaren und allgemein".

#trending // Social Media

 

Die Social-Media-Welt wartet weiterhin mit Spannung auf die Änderungen im Facebook-News-Feed, der dann mehr Inhalte von Freunden und Familie - und weniger Inhalte von Medien- und Unternehmens-Seiten - zeigen soll. Wann genau die Änderungen in Kraft treten, ist unbekannt. Meine Daten tausender Medien-Pages aus aller Welt sind derzeit noch völlig unauffällig. Wer mehr Details über die Änderungen erfahren möchte - zum Beispiel das überraschende Detail, dass Video eine geringere Rolle in den News-Feeds spielen soll - dem empfehle ich das einige Tage alte Wired-Interview mit Facebooks News-Feed-Chef Adam Mosseri - und dessen Antworten auf einige Tweets zum Thema.

Eine spannende Entscheidung im Vorfeld der bevorstehenden Änderungen gibt es vom Social-Media-News-Giganten NowThis. Die Marke, die in den vergangenen Jahren auf eine Website verzichtete und sämtliche Inhalte nur auf Social-Media-Kanälen veröffentlichte - Slogan: "Homepage. Even the word sounds old." - hat plötzlich wieder eine Inhalte-Website. Eine direkte Reaktion auf Facebooks Ankündigung soll es aber nicht sein. Man habe sechs Monate an dem Website-Launch gearbeitet. "We have grown tremendously since then in terms of both our audience and the volume and range of content we produce, so it made sense to house all of that great work on a website", sagt Athan Stephanopoulos von NowThis dem Business Insider.

#trending // Politik

 

Und? Haben Sie auch bemerkt, wie Berlin dem österreichischen Bundeskanzler Kurz zu Füßen lag? Nein? Dabei hat der Boulevard-Gigant Kronen Zeitung das doch am Mittwoch so offensiv prophezeit - mit der Titel-Headline "Berlin liegt unserem Kanzler zu Füßen: Kurz-Festspiele in Deutschland". In den sozialen Netzwerken spielte der Kurz-Besuch - zumindest auf deutschen Seiten - kaum eine Rolle. Die Pressekonferenz von Kurz und Merkel hat insgesamt ein paar Tausend Interaktionen auf diversen Facebook-Seiten erzielt, ansonsten gab es nicht viel.

Auf der Facebook-Page von Sebastian Kurz hingegen war man begeistert: Kurz berichtete vielfach und sammelte mit allen Posts mehrere tausend Likes & Co. ein - u.a. übliche Kommentare aus Deutschland wie "Herr Kurz: Übernehmen Sie die Regierungsgeschäfte in Deutschland und retten sie Europa! Mit dieser altersstarrsinnigen und machtgeilen Frau ist hier kein Staat mehr zu machen" oder "Ich kenne keinen Deutschen, der nicht neidisch Richtung Wien schaut. Ihr habt nen super töften, jungen Bundeskanzler mit Visionen und wir haben ne regierungsmüde Plunze". Am Abend traf Kurz dann nicht nur Ralph Hasenhüttl, sondern auch Claus Strunz, dessen Fans den Post ("Seine Gedanken zur Flüchtlingspolitik sind klarer und überzeugender als die von Angela Merkel") dann direkt für üble Maischberger-Beleidigungen nutzten. Dort war Kurz nämlich am Mittwoch ebenfalls zu Gast.

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#trending // Entertainment

 

Spannendes neues Produkt von Nintendo: Mit "Nintendo Labo" verbindet der Video-Spiel-Konzern das Zocken mit der Konsole Nintendo Switch mit dem Thema Basteln. In zunächst zwei Paketen für jeweils 70 US-Dollar gibt es ab April eine Reihe von Papp-Elementen, mit denen man ein Klavier, eine Angel und anderes bauen kann - und dazu Software für die Switch-Konsole, mit der man Klavier, Angel & Co. dann nutzen kann. Was kompliziert klingt, sieht nach genialem Spaß aus, der in Zukunft noch grandiose Ideen hervor zaubern dürfte.

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#trending // Worldwide

 

Donald Trump hat nun tatsächlich eine Art von "Fake News Awards" verliehen. De facto hat er aber nur eine Liste auf der Website der Republikanischen Partei veröffentlicht, die ein wilder Mix aus Sachen sind, von denen Trump behauptet, dass sie Fake News seien, die zum Teil nicht nachweisbar falsch oder richtig sind - und von irrelevanten Mini-News, die tatsächlich falsch waren wie "Newsweek FALSELY reported that Polish First Lady Agata Kornhauser-Duda did not shake President Trump’s hand."

Unter den zehn "Preisträgern" dominiert Trumps Lieblings-Feind CNN mit vier Nennungen vor der New York Times mit zwei, sowie ABC, Time, Washington Post und Newsweek mit je einer. Genutzt hat Trump das Interesse für die enttäuschend langweilige Liste auch für Werbung für seine Politik. Unter den "Fake News" finden sich zehn Ergebnisse von Trumps Politik.

Die tatsächlichen Fake News fanden sich übrigens nicht auf der GOP-Website.

#trending // Deutsche Tops des Tages

 

Story nach Social-Media-Interaktionen: Bild - "Gnadengesuch abgelehnt! - Ex-SS-Mann Gröning muss in Haft" (9.000 Interaktionen bei Facebook und Twitter)

Story nach Likes & Shares bei Twitter: Der Postillon - "Newsticker (1147)" (1.100 Retweets und Likes)

Story bei Blendle (nach Likes): stern - "Raus aus der Lebensversicherung!"

Google-Suchbegriff: Spectre (100.000+ Suchen) [Free-TV-Premiere des 007-Films im ZDF]

Wikipedia-Seite: 17. Januar (29.400 Abrufe)

Youtube-Video: TMZ - "Logan Paul Says Even He Deserves a Second Chance | TMZ"

Song (Spotify): Bausa - "Was du Liebe nennst" (322.500 Stream-Abrufe aus Deutschland am Dienstag)

Musik (Amazon): Diverse - "Schlager Champions 2018 – Das große Fest der Besten" (Audio CD)

DVD/Blu-ray (Amazon): "Harry Potter - The Complete Collection" (DVD)

Game (Amazon): PSN Card-Aufstockung | 20 EUR

Buch (Amazon): Michael Wolff - "Feuer und Zorn: Im Weißen Haus von Donald Trump" (Gebundene Ausgabe)

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Anmerkung: Alle in #trending genannten Zahlen beziehen sich wenn nicht anders vermerkt auf den Vortag der Newsletter-Veröffentlichung (Stand: 24 Uhr)


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