#trending // Social Media RTL ist derzeit Opfer eines perfekten Beispiels dafür, wie sich Vorwürfe in den sozialen Netzwerken weiter verbreiten, obwohl sie längst entkräftet wurden. Am vergangenen Wochenende postete eine junge Frau in der Besucherbeitrags-Rubrik der RTL-Facebook-Seite, sie hätte eine Aufzeichnung von "Dance Dance Dance" besucht und hätte dort Beschämendes beobachtet. Eine "junge Dame mit dem Down-Syndrom" und ihre Begleiterinnen seien umgesetzt worden und stattdessen "durften sich drei sehr junge attraktive Damen auf die Plätze setzen". "Die anderen mussten an den Rand, mit dem schlechtesten Blick den dieses Studio zu bieten hatte. Bei längerem Beobachten ist uns dann aufgefallen, dass die ganzen schlechten Plätze mit Personen besetzt sind die alle ein Handicap haben". Wenn es die Wahrheit wäre, wären die Beschreibungen natürlich ein kleiner Skandal. Ein großer TV-Sender ersetzt im Publikum Menschen mit Handicaps durch attraktivere Personen. Kein Wunder, dass der Beitrag sich rasant bei Facebook weiter verbreitet. Bis Donnerstagabend wurde er über 29.000 mal geteilt, hatte 113.000 Likes und Reactions, sowie 17.000 Kommentare eingesammelt. Und minütlich werden es mehr und mehr Interaktionen. Doch ganz offensichtlich hat die Geschichte einen Haken: Der Grund für das Umsetzen des Publikums ist ein anderer. Wie BuzzFeed News inzwischen recherchiert hat und RTL auch selbst auf Facebook gepostet hat, wurde die Dame mit Down-Syndrom aus Sicherheitsgründen umgesetzt. Die Leiterin der entsprechenden Lebenshilfe-Einrichtung schrieb an RTL: "Der Platzwechsel wurde aus Sicherheitsgründen, für Menschen mit Handicap, (Unfallverhütung und Brandschutz) vorgeschlagen, da die vorgesehenen Plätze nur über eine steile Treppe zu erreichen waren. Genau so wurde das auch erklärt, so dass es auch keine Vorbehalte gegenüber einem Platzwechsel gab. Die Teilnehmer sind dann auch zu den neuen Plätzen begleitet worden, der aus deren Sicht vorteilhafter war, weil sie wesentlich näher an der Bühne sitzen konnten." Und weiter: "Es kam, in unserer Anwesenheit, zu keinen diskriminierenden Äußerungen. Die beiden Teilnehmerinnen haben mir berichtet, dass sie die Veranstaltung sehr genossen haben und alle sehr nett zu ihnen gewesen seien." Problem: All das bekommen die Hunderttausenden, wenn nicht Millionen Menschen, die den Ursprungs-Beitrag gelesen haben, nicht mehr mit. Denn die Korrekturen verbreiten sich längst nicht so rasend wie die Vorwürfe. Der entsprechende Post von BuzzFeed News wurde bis Donnerstagabend einmal (!) geteilt. Vom Autoren selbst. Und RTL? Sagt zu der ganzen Sache: "Es ist Wahnsinn, was ein solcher Post ausmacht. Jetzt sind wir wieder der Arschloch-Sender, obwohl es ganz anders war." |