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#trending – Der tägliche Social Media Radar

#trending Nummer 398 - Montag, 14. Januar 2019

Stefan Kretzschmar, "Muss man twittern?", Mike Mohring, Dwayne Johnson, Will Smith und eine Geburt in Australien

 

Guten Morgen! Am Sonntag war ich mit meinem Sohn im Stadion in Düsseldorf. Beim Telekom Cup. Für Kinder eine Super-Veranstaltung: Man sieht neben der heimischen Fortuna auch die Bayern und Gladbach, ein Spiel dauert nur 45 Minuten und bei Unentschieden gibt es Elfmeterschießen. Interessant aber: Ultras und andere Fans, die in Stadien Stimmung machen, boykottieren solche Kommerz-Turniere. Die Stimmung in der Arena war in weiten Teilen so leise, wie ich es nur einmal erlebt habe: bei einer Führung durch das leere Stadion.

#trending // News & Themen

 

Handball-Legende Stefan Kretzschmar hat für den Aufreger des Sonntags gesorgt. Nicht etwa wegen der aktuell in Deutschland stattfindenden Handball-WM, sondern wegen Äußerungen zum Thema Meinungsfreiheit in einem T-Online-Interview. In dem langen Gespräch geht es auch um die WM, um seine Handball-Vergangenheit, um vieles andere - und kurz eben u.a. auch darum, wie schwer es Profisportler im Social-Media-Zeitalter Kretzschmars Meinung zufolge haben: "Wenn du eine polarisierende Meinung hast, finden die 50 Prozent scheiße. Für alles, was dich von der Masse abhebt, erntest du einen Shitstorm. Dem setzt sich kein Profisportler aus. Alle gehen ihren gemütlichen Weg, keiner streckt den Kopf höher heraus, als er muss. Das würde ich genauso tun." Und weiter: "Wir Sportler haben in Deutschland eine Meinungsfreiheit, für die man nicht in den Knast kommt. Wir haben aber keine Meinungsfreiheit im eigentlichen Sinne. Wir müssen immer mit Repressalien von unserem Arbeitgeber oder von Werbepartnern rechnen. Deswegen äußert sich heute keiner mehr kritisch."

Um es nochmal klar zu sagen: Kretzschmar redet explizit über Profisportler. Sie hätten "keine Meinungsfreiheit im eigentlichen Sinne" - aus Angst vor Arbeitgebern und Werbepartnern. Er sagt nicht, dass es in Deutschland keine Meinungsfreiheit gebe. Am Sonntag, vier Tage nach der Veröffentlichung des Interviews, und nachdem das Interview inzwischen u.a. die AfD-Bundestagsfraktion, die NPD und der österreichische Vizekanzler HC Strache (!) auf Facebook weiter verbreiteten, griff Bild es auf. Mit der Headline: "Keine Meinungsfreiheit in Deutschland". Im Text heißt es: "Im Interview mit T-Online sagt Kretzschmar: Wir haben keine Meinungsfreiheit in Deutschland!". Dass es Kretzschmar explizit um Profisportler ging, wird erst im letzten Absatz des Bild-Textes deutlich. Folge: Weitere AfD-Seiten sprangen auf, lobten den ehemaligen Handballer, Claus Strunz verbreitete den Bild-Artikel gepaart mit Werbung für sein Buch, usw.

Der Bild-Text war dadurch mit 19.600 Facebook- und Twitter-Interaktionen am Sonntag der erfolgreichste Artikel eines journalistischen Mediums im deutschsprachigen Raum. Gefallen wird die Bild-Zeile Kretzschmar nicht haben - und so bekam er auch ein Bild-Interview. Unter der Headline "So reagiert Kretzschmar auf den Gegenwind" gibt es vor allem Klarstellungen: "Zum Verständnis: Mir wurde im Interview die Frage gestellt: 'Warum gibt es keine Typen mehr, keine Persönlichkeiten mit Ecken und Kanten?' Daraufhin habe ich geantwortet, dass ich jeden Menschen, der in der Öffentlichkeit steht, verstehen kann, wenn er sich heutzutage nicht mehr kritisch äußert und demzufolge auch nicht mehr aneckt. Weiterhin sagte ich, dass wir natürlich eine gesetzliche Meinungsfreiheit haben und diese ist auch ein hohes Gut." "Menschen, die sich in ökonomischen Abhängigkeiten befinden (Arbeitsvertrag, private Sponsorenverträge, Sponsorenverträge der Vereine)" hätten allerdings eine "eingeschränkte Meinungsfreiheit". Kretzschmar erklärte der Bild also nochmal das, was er schon bei T-Online genau so sagte.

Die Politiker und Parteien, die versuchten, das T-Online-Interview für ihre Zwecke zu instrumentalisieren, bekamen von Kretzschmar auch noch eine Entgegnung: "Wenn man meine Biographie kennt, ist die Instrumentalisierung meines Interviews von politischen Gruppierungen, die meiner eigenen politischen Einstellung nicht ferner liegen könnten, schon grotesk. Aber wenn irgendein Sportler oder eine Person des öffentlichen Lebens noch einen Beweis für meine These gebraucht hat. Damit hat er sie bekommen."

#trending // Social Media

 

Allzu viele Reaktionen gab es für den folgenden Artikel der Welt zwar nicht, doch das lag zum Teil sicher auch daran, dass er hinter der Bezahlschranke steckt. Lesens- und teilweise nachdenkenswert ist er auf jeden Fall, der Text mit der Headline-Frage "Muss man twittern?" Aus Anlass der Habeckschen Twitter-Löschung schreiben 12 Welt-Redakteure darüber, was Twitter für sie bedeutet - oder eben nicht. Ein paar Beispiele:

- Susanne Gaschke, frühere Zeit-Redakteurin und Oberbürgermeisterin von Kiel, schreibt in ihrem provokativen Teil u.a.: "Empirisch gesehen hat Twitter für die demokratische Öffentlichkeit in Deutschland kaum Bedeutung. Es wird überwiegend von Journalisten und politisch Aktiven genutzt – und die Zitate gewinnen immer nur dann an Gewicht, wenn sie der digitalen Unterwelt entsteigen und in oberirdischen Medien beachtet werden. Man braucht Twitter ernsthaft für gar nichts."

- Peter Huth zählt die 23 Bücher auf, die er gelesen habe, seit er sich Anfang November aus den sozialen Netzwerken verabschiedete.

- Jan Küveler, Ressortleiter Feuilleton schreibt: "Mir ist das nach ein paar Wochen Herumspielen schnell auf die Nerven gegangen. Zumal ich zwischen E-Mailchecken, Facebook checken, SMS checken, WhatsApp checken, Ebay checken, Amazon checken, Slack checken, Teams checken auch ganz gut mal eine Pause brauchen kann."

- Niddal Salah-Eldin, demnächst stellvertretende Chefredakteurin der dpa, nennt drei Fragen, die man sich vor dem Posten stellen sollte. Grund: "Woran die Debattenkultur im Netz zudem krankt: An der Erkenntnis, dass nicht jeder 'Gedanke' es wert ist, öffentlich geäußert zu werden." Die drei Fragen lauten: "1. Muss das von mir gepostet werden? 2. Hat es Mehrwert für andere? 3. Ertrage ich öffentlichen Widerspruch?"

- Chefredakteur Ulf Poschardt zählt acht Dinge auf, die für ihn twittern sind. Beispiele: "1. Eine ständige Feldforschung, welche Themen wie reizen, 5. Ein Ort kluger Unterhaltung, 6. Ein Tatort beschämender Abgründe und widerlicher Niedertracht."

- Korrespondent Clemens Wergin findet: "Wir Bürger entscheiden am Ende, ob Twitter et cetera zu einer Bereicherung werden oder zu einer Belastung für die Gesellschaft. Ich möchte ohne Twitter jedenfalls nicht mehr leben. Weil es mir die Möglichkeit gibt, mich in Echtzeit an Debatten zu beteiligen. Und weil es einen ständigen Strom an Nachrichten und an Gedanken von Menschen liefert, deren Meinung ich schätze."

Wie gesagt: Sehr lesenswert und teilweise nachdenkenswert.

#trending // Politik

 

Eine ganz große Koalition von der Linken bis zur AfD bildete sich am Sonntagabend unter einem Tweet des thüringischen CDU-Landesvorsitzenden Mike Mohring. Der hatte via Video auf Facebook und Twitter mitgeteilt, an Krebs erkrankt zu sein. Zwar hat er laut Aussage seiner Ärzte eine 95%-ige Heilungschance, dennoch bittet er aber natürlich um "pietätvolle Rücksichtnahme und Verständnis", dass er Zeit für sich braucht, um die Heilung nicht zu gefährden.

Die ungewöhnliche große Koalition zeigt, dass politische Gegner in einer solchen Situation zu Kollegen werden, die einem anderen einfach das beste wünschen. Ministerpräsident Bodo Ramelow von den Linken twitterte: "Gute Besserung und viel Kraft!", Peter Tauber (CDU), Carsten Schneider (SPD) und viele weitere Politiker schlossen sich an. Bis hin zur AfD, die postete: "Gute Besserung, viel Kraft und eine vollständige Heilung wünscht ihnen auch die AfD Thüringen"

#trending // Entertainment

 

Zwei Kinofilme, die erst im Sommer 2019, bzw. im Januar 2020 anlaufen, haben ihren Hauptdarstellern am Wochenende riesige Social-Media-Erfolge beschert. Dwayne Johnson postete auf Instagram ein Foto von sich, Jason Statham und Idris Elba, dem Trio aus "Fast & Furious Presents: Hobbs & Shaw", dem neunten "Fast & Furios"-Film, der am 1. August in Deutschland anlaufen soll. "An exclusive lil’ taste of biggest showdown the summer has ever seen", schrieb Johnson dazu und sammelte unfassbare 7,1 Mio. Likes in 18 Stunden ein.

Extrem erfolgreich auf Facebook war Will Smith mit einem Foto von sich und Martin Lawrence, kurz vor dem Drehstart zu "Bad Boys 3": "First Day of Shooting tomorrow! We watched Bad Boys 1 & 2 together over the weekend. It’s about to be KRAZY!" 264.000 LIkes, Reactions, Shares und Kommentare gab es in den ersten sieben Stunden.

#trending // Worldwide

 

Das mit über 1 Mio. Interaktionen und fast 50 Mio. Views weltweit erfolgreichste Facebook-Video des Wochenendes stammt von der Daily Mail Australia. Sie postete einen Dreiminüter, in dem eine Frau ein Baby bekommt - als Beifahrerin in einem Auto! Der Fahrer hatte sein Smartphone auf dem Weg zum Krankenhaus offenbar so neben sich gestellt, dass alles gefilmt wurde. Als das Baby dann da war, hielt er an und filmte weiter. Mutter und Kind sind wohlauf und das Netz hat einen gigantischen Viral-Hit.

#trending // Deutsche Tops des Tages

 

Story nach Social-Media-Interaktionen: Bild - "Ex-Handball-Star kritisiert - Kretzschmar: 'Keine Meinungsfreiheit in Deutschland" (19.600 Interaktionen bei Facebook und Twitter)

Story nach Likes & Shares bei Twitter: Der Tagesspiegel - "Stefan Kretzschmars Aussagen sind falsch und gefährlich" (3.300 Retweets und Likes)

Story bei Blendle (nach Likes): profil - "Lautes Schweigen"

Google-Suchbegriff: Lech (100.000+ Suchen) [wegen des Lawinen-Unglücks]

Wikipedia-Seite: Bastian Yotta (121.400 Abrufe am Samstag) ["Ich bin ein Star"-Kandidat]

Youtube-Video: Deutschland sucht den Superstar - "DSDS 2019 | Josi Melonie mit 'Zeig mir deine Melonen'"

Song (Spotify): Shindy - "DODI" (925.000 Stream-Abrufe aus Deutschland am Samstag)

Musik (Amazon): Various - "Schlagerchampions 2019 - das große Fest der Besten" (Audio CD)

DVD/Blu-ray (Amazon): "Ant-Man and the Wasp" (Blu-ray)

Game (Amazon): "New Super Mario Bros. U Deluxe" (Nintendo Switch)

Buch (Amazon): Güldane Altekrüger - "Abnehmen mit Brot & Kuchen" (Taschenbuch)

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Anmerkung: Alle in #trending genannten Zahlen beziehen sich wenn nicht anders vermerkt auf den Vortag der Newsletter-Veröffentlichung (Stand: 24 Uhr)


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