Schrecksekunde in Berliner Justizkreisen: „Beim Tunnelbau Tunnel entdeckt“, twitterten die Berliner Wasserbetriebe am Mittwochnachmittag, kurz bevor Justizsenator Dirk Behrendt (Grüne) wegen des fidelen Strafvollzugs im Rechtfertigungs-, pardon, Rechtsausschuss des Abgeordnetenhauses befragt werden sollte. Zum Glück für den Grünen-Politiker hatte sich aber nicht der nächste dicke Fisch aus der JVA Plötzensee dünnegemacht, sondern die Wasserbetriebe hatten Reste eines zugeschütteten Fluchttunnels im früheren Todesstreifen am Mauerpark entdeckt. Behrendt gab sich vor den Parlamentariern zerknirscht wie der Betonpfeiler, den die vier freiheitsliebenden Männer bei ihrer Flucht aus der Wand geflext hatten: „Wir haben unsere Aufgabe, Gefangene sicher unterzubringen, nicht erfüllt.“ Dies dürfte auch auf den Fall zutreffen, über den die „Morgenpost“ berichtet. Der Junge, der Anfang Dezember einen Anschlag auf den Weihnachtsmarkt in Ludwigshafen verüben wollte, stand mit einem Häftling in der JVA Tegel im Kontakt. Über ein - verbotenes - Handy soll Mohamed A. Anschlagspläne mit dem Zwölfjährigen diskutiert haben. Der Minderjährige hatte dann einen Sprengsatz deponiert, der aber nicht explodierte.
Mal sehen also, ob es noch zerknirschter geht. Denn heute wird nicht nur im Ausschuss, sondern im Parlament über die Fluchtursachen diskutiert. Zu letzterem gehört im Fall Plötzensee, dass die vier Ausbrecher zu wenig Bewacher, aber dafür ausreichend Unterstützung hatten. So war eine Tür unverschlossen, und es dauerte fast eine halbe Stunde bis zum Alarm, nachdem beim Durchzählen die gewisse Unterbesetzung auf Seiten der Gefangenen festgestellt wurde. Gegen drei Justizbedienstete laufen nun Disziplinarverfahren – was irgendwie ein bisschen fies ist, denn sie gehören zu denen, die sich nicht in die Krankheit oder in den Urlaub geflüchtet hatten. |