Eine turbulente Woche geht zu Ende: in der Politik wie in der Kirche – und auch in unserer DOMRADIO.DE-Redaktion. Drei Wochen vor der Bundestagswahl wurden erstmals im Bundestag Abstimmungen mit den Stimmen der AfD gewonnen: als die Union neue Richtlinien in der Migrationspolitik zur Debatte gestellt hat. Ein Aussetzen des Familiennachzugs, eine Abweisung von Geflüchteten an den deutschen Grenzen. Ist das nun das Ende der sogenannten "Brandmauer" gegen die Populisten oder die Umsetzung des Wählerwillens? Diese Woche haben wir im Radio und Online mit der katholischen Brille intensiv über dieses Thema berichtet und können Ihnen deshalb ganz unterschiedliche Perspektiven anbieten. Irene Porsch, die Flüchtlingsbeauftrage der Caritas im Erzbistum Köln, sieht die Pläne von Friedrich Merz sehr kritisch. Am Dienstag haben wir mit ihr gesprochen. Einen "offenen Angriff auf das Grundrecht Asyl" nennt sie die Unions-Vorschläge im Interview und verwehrt sich deutlich dagegen, Menschen mit Migrationshintergrund nach einem Vorfall wie in Aschaffenburg unter Generalverdacht zu stellen: "Rund um das Thema Migration werden Diskussionen und Debatten geführt, die Menschen mit Migrationshintergrund, Geflüchtete pauschal zu Sündenböcken für gesellschaftliche Probleme und Herausforderungen machen." Am Donnerstagabend sind im ganzen Land tausende Menschen auf die Straße gegangen, die die Politik der Union genauso kritisch sehen. Aber ist die Debatte wirklich so einseitig? Es gibt auch Stimmen, die sich gegen eine Vereinnahmung und ein Schwarz-Weiß-Denken in der Debatte verwehren. "Es ist also nicht so, dass die Union erst durch Aschaffenburg wach geworden ist, um nach langfristigen Lösungen Ausschau zu halten." Das betont bei uns der Sozialethiker Elmar Nass, der am aktuellen Grundsatzprogramm der CDU mitgearbeitet hat. "Solche Diskussionen und auch kontroversen Vorschläge gehören zu einer funktionierenden Demokratie dazu. Wer das unterbinden möchte, schadet der Demokratie." Interessant an dieser Debatte ist die Rolle der Kirchen. Relativ unerwartet haben die katholischen und evangelischen Kirchenvertreter in Berlin am Dienstagabend ein gemeinsames Schreiben an die Parlamentarier veröffentlicht, dass die Migrationspläne der Union scharf kritisiert hat. Ob dieses Schreiben mit den deutschen Bischöfen abgestimmt war oder nicht, darüber gab es in dieser Woche einiges an Streit und Verwirrung. Das sei aber gar nicht der Knackpunkt, sagt unser Kollege Ralf Walter in seinem Kommentar zum Thema. Das sei aber gar nicht der Knackpunkt, sagt unser Kollege Ralf Walter in seinem Kommentar zum Thema. Er findet es viel beachtlicher, dass die Stimme der Kirche auch politisch gerade so viel Bedeutung hat. "Vielleicht wird man sich dereinst an diese Tage im späten Januar 2025 erinnern, an denen die Demokratie in Deutschland am Scheideweg stand und die Kirchen auf der richtigen Seite - als Stimme der Vernunft und Menschlichkeit in einem Tohuwabohu aus Populismus, Hass und Hetze.""Vielleicht wird man sich dereinst an diese Tage im späten Januar 2025 erinnern, an denen die Demokratie in Deutschland am Scheideweg stand und die Kirchen auf der richtigen Seite - als Stimme der Vernunft und Menschlichkeit in einem Tohuwabohu aus Populismus, Hass und Hetze." Egal wie man zur Migrationsdebatte und dem politischen Hin und Her stehen mag, es ist nicht zu verhehlen, dass dieses Thema viele von uns bewegt und auch belastet. Deshalb haben wir die Lebensberaterin Nora Klar nach Rat gefragt, wie man denn mit solch einer Lage am besten umgeht. Ihre Antwort: "Die Balance finden zwischen dem Selbstschutz und dem aktiv sein." Wenn Ihnen die Debatte also mitunter zu viel wird: Vergessen Sie bei allem aktiven politischen Engagement nicht, zur Ruhe zu kommen. Mit dem "Sonntagslicht" zum Beispiel, unserem Good-News-Podcast! Renardo Schlegelmilch Chefredakteur DOMRADIO.DE |