| | | | | 13. Juni 2025 | | Deutscher Alltag | | | |
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| | | | | im Deutschen gibt es das schöne Wort âMännerfreundschaftâ. Viele Menschen glauben, dieses Wort beschreibe eine positiv-affektive Beziehung zwischen Männern, die spezifisch für dieses Geschlecht sei: Kameradschaft, Treue, unerotische Zuneigung bis hin zur Opferbereitschaft, Vertrauen, eben, wie schon das Lied aus dem Jahre 1930 wusste: ein Freund, ein guter Freund. In diesem Song der Comedian Harmonists heiÃt es auch: âLiebe vergeht, Liebe verweht, Freundschaft alleine bestehtâ. Freundschaft, so meinten die Textdichter, stehe über der schnöden Liebe. Das Leben allerdings lehrt, dass âMännerfreundschaftâ eigentlich etwas ganz anderes beschreibt. Nämlich eine Beziehung zwischen zwei Männern, die das Schicksal oder der Ehrgeiz oder beides zusammengewürfelt hat und die sich nun unablässig beweisen müssen, wer der GröÃere ist, vulgo: wer den GröÃeren hat. Diese Form des miteinander verbundenen Gegeneinanders ist tatsächlich typisch männlich. Zwar gibt es auch vom Ehrgeiz getriebene, garstige Frauen, aber die fechten ihre Differenzen unter Freundinnen anders aus als die sogenannten Alpha-Männer. Das aktuellste Beispiel für eine Männerfreundschaft sind Elon Trump und Donald Musk. Die beiden sind in ihren überbordenden Persönlichkeiten austauschbar, sie sind Narzissten ersten Grades und auÃerdem sind sie auch noch partiell ballaballa, was nicht nur ihre Neigung zu allem möglichen Unsinn beweist (Bevölkerungsaustausch, Genozid in Südafrika, tiefer Staat etc.). Eine âFreundschaftâ zwischen zwei Männern dieser Art kann nicht lange dauern. Beide halten sich für den menschgewordenen Superlativ. Nachdem die beiden Superlative aufeinandergeprallt sind, wie sie es mussten, benehmen sie sich wie ganz normale Kneipenschläger. Sie werfen sich sexuelle Verfehlungen (Trumps Freund Epstein), GroÃmäuligkeit, Verrat und Schwäche (âwäre ohne mich nichts geworden ...â) vor. Ein Freund, ein guter Freund. Die Männerfreundschaft ist auch dem deutschen Wesen nicht fremd. Die Beispiele aus der Welt der Wirtschaft sind Legion, man denke nur an den Volkswagenkonzern nebst dessen regierendem Blinddarm Porsche. Auf dem Felde der Politik gab es die beiden groÃen Männerfreundschaften Schröder/Lafontaine und Kohl/StrauÃ. Der jeweils eine hielt den jeweils anderen für inkompetent bis dumm. Interessant bei diesen Paarungen war, dass der, der werden wollte, was der andere wurde, seinen erfolgreicheren Männerfreund auch als besonders perfide ansah. Man muss allerdings sowohl Oskar Lafontaine als auch Franz Josef Strauà zugutehalten, dass sie die Ursachen ihrer Niederlagen nicht in Wahlfälschungen oder dem tiefen Staat sahen. Es war eher das Gefühl, dass die Mehrheit der Bevölkerung eben noch nicht reif für einen Genius ihres jeweiligen Zuschnitts war. Bei Gerhard Schröder oder Helmut Kohl hatte niemand den Eindruck, es handele sich um Geniusse. Die politische Männerfreundschaft findet meistens zwischen Gleichartigen statt. Willy Brandt und Herbert Wehner zum Beispiel hatten zwar ein ähnliches Schicksal, wären aber nicht auf die Idee gekommen, Männerfreunde sein zu wollen. Sie waren Genossen, in einer Zeit allerdings, in der âGenosseâ in der SPD noch viel mehr bedeutete als eine ironische Umschreibung des Wortes Parteifreund. Wahrscheinlich ist Franz Müntefering einer der letzten lebenden Genossen, die anderen sind alles Parteifreunde und -freundinnen. Genosse Pistorius? Nee, eher nicht. Das Zusammentreffen zweier Parteifreunde allerdings ist oft die Vorstufe zu einer Männerfreundschaft. Interessant ist die Betrachtung des Männerfreundschaftspotenzials der gewesenen CDU-Chefin und Kanzlerin Angela Merkel. Merkels Geschlecht sprach stark gegen das Eingehen von Männerfreundschaften. Merkels Instinkt und Machtbewusstsein wiederum trugen dazu bei, dass sie kaum in die Verlegenheit geriet, mit einem Parteifreundgegner-Mann auf ähnlicher, gar gleicher Ebene eine konfrontative Freundschaft pflegen zu müssen. Ihr war das Geschick eigen, solche Männer rechtzeitig dahin zu stellen, wo sie sich nur noch selbst schaden konnten, wenn sie denn Merkel freundschaftlich schaden wollten. Friedrich Merz ist so ziemlich der einzige erfolgreiche Ãberlebende der Merkelschen Männerfreundschaftsvermeidungsstrategie. Allerdings hat Merz, der 2002 von Merkel aus dem Fraktionsvorsitz geschossen wurde, sich nicht gegen Merkel, sondern eher gegen den Zahn der Zeit durchgesetzt. Von der Konstellation her wäre eigentlich Markus Söder der Männerfreund von Friedrich Merz. Obwohl die beiden schon länger volljährig sind, nimmt man ihnen dennoch nicht so recht ab, dass sie jemals erwachsen genug werden, um Männerfreunde sein zu können. Der eine befindet sich offensichtlich immer wieder in Phasen mentaler Regression (#Söderisst); der andere wirkt bei öffentlichen Auftritten, und das ist jetzt ein auÃerordentlich subjektiver Eindruck, manchmal so, dass man ihn zwar sieht, aber sich trotzdem fragt, wo der Kanzler ist. Söder und Merz könnten also bestenfalls eine eingeschränkte Männerfreundschaft eingehen. Ãbrigens legen völlig unterschiedliche Männerfreunde manchmal ein ähnliches Verhalten an den Tag. Lafontaine gründete bald nach der Eskalation der Freundschaft eine eigene Partei, Musk erwägt dies, und selbst Strauà war nahe davor (Kreuther Trennungsbeschluss). Männer sind, mit Ausnahme von Sahra Wagenknecht, halt Männer. Nichts ist wichtiger als sie selbst. | |
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