Liebe/r Leser/in, am Donnerstag werden drei Jahre vergangen sein. Drei Jahre seit dem Anschlag auf den Weihnachtsmarkt am Berliner Breitscheidplatz. Zwölf Menschen starben, über 100 wurden verletzt. Das Massaker galt zunächst als die Tat eines Einzelgängers, des Tunesiers Anis Amri, den eben niemand als Islamist erkannt habe. Heute wissen wir: So war es nicht.
Wir wissen, dass Amri ein äußerst aktiver, militanter und extrem gut vernetzter Radikaler war. Wir wissen, dass er mit einigen Vertrauten über seine Gewaltbereitschaft und seine Anschlagspläne sprach. Wir wissen, dass Polizeibehörden und Geheimdienste über die Gefährlichkeit Amris Bescheid wussten. Wir wissen auch, dass Polizeibehörden und Geheimdienste diese kleinredeten.
Was wir nicht wissen: Warum taten sie das? Und was wir auch nicht wissen: Wird eigentlich irgendjemand irgendwann dafür Verantwortung übernehmen? Diese Frage richtet sich insbesondere an Holger Münch, den Präsidenten des Bundeskriminalamtes (BKA). Wie lange will der BKA-Chef noch warten, bis er eingesteht, dass Mitarbeiter Fehler gemacht haben? Es gab BKA-Präsidenten, die klaglos und rasch zurückgetreten sind, weil sie für Fehler und Pannen ihrer Behörde geradestanden. Mag sein, dass sie von einer ziemlich altmodischen Sache motiviert waren: Ehrgefühl.
Drei Jahre nach dem schwersten islamistischen Anschlag in Deutschland – einem Anschlag, bei dem zwölf Menschen starben und über 100 verletzt wurden – müsste sich dieses Ehrgefühl, so altmodisch es auch sein mag, bei Herrn Münch doch rühren. Ich wünsche Ihnen einen guten Start in die neue Woche! |