Liebe Frau Do, Amerika hat gewählt. Und jetzt? Noch werden die letzten Stimmen gezählt, noch verfügt keiner der beiden Kontrahenten über die erforderliche Zahl an Wahlleuten. Am Abend deutete sich an: Trumps Herausforderer Joe Biden könnte das Rennen für sich entscheiden. Die Sender CNN und NBC riefen ihn zum Sieger im umkämpften Bundesstaat Michigan aus. Doch gewonnen hat er noch nicht – auch Amtsinhaber Donald Trump könnte es noch schaffen. Der erklärte sich bereits zum Wahlsieger und geht nun dort vor Gericht, wo Biden nach Hochrechnungen einen Vorsprung hat. Die Klagen sollen eine Verzögerung oder einen Stopp der Auszählung von Briefwahlstimmen bewirken. Dass Donald Trump zu diesem Mittel greifen könnte (Briefwähler haben Einschätzungen zufolge mehrheitlich Joe Biden gewählt) habe ich Ihnen in der „Stimme des Westens“ bereits berichtet. Doch die Dreistigkeit dieses Angriffs auf die Demokratie macht beinahe sprachlos. Unser Washington-Korrespondent Frank Herrmann erklärt, wie es nun weitergehen könnte. Vieles spricht seiner Meinung nach dafür, dass tatsächlich die Gerichte in den kommenden Tagen eine entscheidende Rolle spielen. Holger Möhle hat mit Norbert Röttgen ein Interview geführt. Der Vorsitzende des Auswärtigen Ausschusses des Bundestags blickt mit Sorge in die USA und befürchtet, dass es zu Unruhen kommen könnte. Die Demokratie in den USA sieht er vor einer gewaltigen Bewährungsprobe. Über die aktuellen Entwicklungen halten wir Sie natürlich auch weiterhin in unserem kostenlosen Liveblog auf dem Laufendem. Und Dorothee Krings beschäftigt sich in ihrer Analyse mit Donald Trump selbst. Der 74-Jährige habe einmal mehr bewiesen, dass ihm ein moralischer Kompass fehlt. Seine vielen Anhänger halten diese Schwäche aber fatalerweise für eine Stärke. Meine Gedanken zu dieser Wahl finden Sie hier. Falls Sie meinen Kommentar gestern früh gelesen haben, wird Ihnen mein längeres Stück heute in Teilen bekannt vorkommen. Nach wie vor bin ich fest entschlossen zu glauben, dass die amerikanische Demokratie größer ist als ihr monströser Präsident. Dass Trump sich vorzeitig zum Sieger ausrief und von Betrug sprach, zeugt für mich von Schwäche, nicht etwa Stärke. Spätestens in vier Jahren ist der Spuk vorbei. Ein Präsident allein, und sei er noch so destruktiv, kann diese große freiheitliche Nation nicht kleinkriegen. Etwas Hoffnung ist dabei, aber seitdem ich vor bald 40 Jahren für ein Jahr als Schüler nach St. Louis im Mittleren Westen ging, fühle ich mich den USA verbunden. Ich kann nicht anders, das bin ich auch meinen Freunden dort schuldig. Natürlich schauen wir an diesem Morgen nicht ausschließlich in die USA. Christian Schwerdtfeger, Kristina Dunz und Holger Möhle berichten von einer merkwürdigen Sicherheitspanne beim Landeskriminalamt. Ein Bürger in Aachen fand bereits am Montag einen USB-Stick, auf dem Daten über Armin Laschet gespeichert waren. Die Schutzmaßnahmen für den Ministerpräsidenten wurden verstärkt, dann stellte sich heraus, dass die Daten als „Grundlage eines fiktiven Übungsszenarios einer Fortbildung von Beamten“ dienen sollten. Wie der Stick verloren gehen konnte, wird nun in der Behörde geprüft. Und unsere Wissenschaftsexpertin Regina Hartleb beschäftigt sich mit einer Studie des Helmholtz-Zentrums, nach der die Corona-Infektionsrate bei Kindern sechsmal höher sein könnte als bislang angenommen. Eine überraschende Zahl, für die Forscher aber „kein Grund zur Panik“. Über die Corona-Krise informieren wir Sie wie gewohnt im Newsblog. Ich wünsche Ihnen einen guten Start in diesen Tag. Wer weiß, vielleicht sieht die Welt morgen früh schon wieder ganz anders aus. Bleiben wir fröhlich und zuversichtlich. Herzlich Moritz Döbler Mail an die Chefredaktion senden P.S.: Wenn Ihnen dieser Newsletter gefällt, empfehlen Sie die "Stimme des Westens" weiter! |