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Ungewissheit lässt Kurse purzeln – aber Costco läuft einfach…

Lieber Geldanleger,

 

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Es ist noch gar nicht so lange her, da herrschte an der Börse das „Goldlöckchen-Szenario“. Die Zinsen waren auf Rekordtief und blieben es. Die Notenbanken fluteten die Märkte und ein Abebben war nicht in Sicht. Und Corona?

Naja, damit hatte man sich arrangiert und setzte eben auf die Branchen, die nicht in Siechtum verfallen waren oder sogar von der neuen Lage profitierten.

Inzwischen stellt sich die Situation anders da. Corona bestimmt noch immer unser Leben, wie man an dem kategorischen Lockdown in Shanghai sieht, aber das Virus verliert seinen Schrecken. Zumindest in der Wahrnehmung. Denn die Menschen haben sich an seine Gegenwart und die mit ihm verbundene Gefahr gewöhnt, die Schlagzeilen bestimmen längst andere Themen.

Die Preise steigen auf breiter Front, es gibt weiterhin Störungen bei den globalen Lieferketten und die Notenbanken ändern die Richtung. Sie reduzieren ihre Anleihekäufe und werden demnächst damit beginnen, ihre enorm aufgeblähten Bilanzen zu schrumpfen. Und sie erhöhen die Leitzinsen.

All diese Vorgänge wurden im Verlauf des Jahres 2021 eingepreist. Es sind bekannte Entwicklungen und die Märkte hatten lange Zeit, sich auf sie vorzubereiten. Treten die Ereignisse dann wirklich ein, ist die Verunsicherung an den Börsen daher nur von kurzer Dauer. Meistens geht sie schnell zur Tagesordnung über.

Doch dann... marschierte Putin in die Ukraine ein. Und änderte alles. Denn die Entwicklungen, an die sich alle so lange gewöhnt hatten, wurden mit einem Mal zur Ungewissheit. Ungewiss in der Gestalt, als dass sich ihre Wirkung nun nicht mehr so leicht prognostizieren lässt. Denn die Sanktionen des Westens gegen Russland und die russischen Gegenmaßnahmen senden Schockwellen durch die globalen Wirtschaftsbeziehungen.

Ihre Auswirkungen sind noch gar nicht abzusehen, zumal der Krieg in der Ukraine auch anders verläuft, als alle es erwartet haben. Anstatt eines schnellen Sieges der Russen hat sich die russische Armee als bemerkenswert ineffizient erwiesen. Klar, sie hat ein gewaltiges Zerstörungs-Potenzial, aber die Ukrainer haben den Vormarsch gestoppt und beide Seiten befinden sich in einem Abnutzungskrieg. Und Russland bekommt kaum noch Reserven, während die Ukraine aus dem Westen massiv unterstützt wird. Mit allem, nur nicht mit Truppen.

Und die Ungewissheit findet neue Nahrung. Es ist kaum abschätzbar, was Putin noch alles an Schrecklichem einfallen wird. Nicht einmal sein Ziel ist wirklich klar. Fest steht hingegen, dass Putin und Russland zu Ausgestoßenen der (westlichen) Welt geworden sind und somit die bisherige und seit mehr als 30 Jahren gültige Weltordnung keinen Bestand mehr hat. Russland gegen den Westen, das ist in Europa die neue (und auch alte) Lage. Doch wie sieht es mit der Rolle Chinas aus? Und der Indiens?

Beide verbindet eine langjährige Hassliebe mit Russland, aber beide sind auch auf Energielieferungen aus Russland angewiesen und auf militärische Ausrüstung. Zumindest letztere wird es wohl künftig nicht mehr geben, denn die Russen sind dank der Sanktionen des Westens - und zwar schon von 2015 an, nach der Annektion der Krim - kaum noch in der Lage, ihre Rüstungs-Industrie mit den dringend benötigten Komponenten auszustatten. Und was in Russland an Militärgerät vorhanden ist, wird gerade in der Ukraine zu Altmetallschrott.

Und dann ist da noch Frankreich. Bei unserem westlichen Nachbarn finden Präsidentschaftswahlen statt und gegen Amtsinhaber Macron geht die rechtspopulistische (oder eher rechtsradikale) Marie Le Pen in die Stichwahl. Sollte sie sich durchsetzen, stehen die Deutsch-Französischen Beziehungen auf der Kippe und damit das Epizentrum der EU. Diese Freundschaft ist seit 70 Jahren der Garant für Frieden und Freiheit in West- und Zentraleuropa. Einer Region, die bis dahin über Jahrtausende hinweg der Schauplatz unermüdlicher Kriege und Gräueltaten war.

Wenn Marie Le Pen nun also fordert, sämtliche Rüstungs-Kooperationen mit Deutschland umgehend zu beenden, dann ist das angesichts der Kriegsbedrohung aus dem Osten kaum die Aussicht auf ruhigere Zeiten. Aber... geopolitisch spielen Frankreich, Deutschland und die EU kaum noch eine große Rolle. „Zum Glück“, könnte man bei diesem Drohszenario fast ausrufen.

Auf Basis dieser ganzen Ungewissheiten ereignen sich nun die längst bekannten Ereignisse, wie das Ende der Liquiditätsflut durch die Notenbanken und die Bekämpfung der hohen Inflation durch Zinsanhebungen.

Peak Inflation?

Dabei neigen wir Menschen dazu, aktuelle Entwicklungen einfach in die Zukunft fortzuschreiben. Wir lesen seit Wochen nur von Preisexplosionen, wir erleben die enorm gestiegenen Benzin-Preise, die Preise in den Supermärkten steigen. So fühlt sich Inflation an. Und es ist so einfach, sich den weiteren Verlauf auszumalen, die Preis-Lohn-Spirale.

Weil die Preise steigen, sinkt die Kaufkraft der Währung. Um dies auszugleichen, werden die Löhne kräftig erhöht. Was wiederum die Kosten für die Unternehmen nach oben schraubt und damit zu weiteren Preissteigerungen führt. Ein Teufelskreis...

Aber es ist gar nicht ausgemacht, dass es so kommen muss. Gut möglich, dass wir im März bereits den Hochpunkt der Inflation gesehen haben. Denn die Öl- und Gas-Preise sind bereits merklich gefallen gegenüber ihren Höchstständen. Und Inflation bedeutet Preisanstieg, nicht hohe Preise. Auch bei anderen Rohstoffen haben sich die Preise zuletzt etwas entspannt.

Und der Corona-Lockdown in Shanghai hat massive negative Auswirkungen auf den Welthandel, zumal dort viele wichtige Zuliefer- und Fertigungsfabriken westlicher Konzerne beheimatet sind (wie u.a. von Apple). Endet dieser Lockdown, entspannt sich die globale Lage ebenfalls und damit die Preisfront.

Des Weiteren könnte es in der Ukraine bald auf ernsthafte Friedens-Verhandlungen hinauslaufen. Weil die Russen den Krieg kaum noch fortsetzen können und nun wohl „nur“ noch auf die Annektion der östlichen Regionen setzen. Der Rest der Ukraine könnte dann als neutraler Staat zwischen NATO und Russland fortbestehen. Kein gutes Ergebnis für die Ukraine, aber wohl für alle anderen. Und für die Ukraine auch besser als der gegenwärtige Vernichtungs-Krieg im eigenen Land.

Wenn also eines oder mehrere dieser Szenarien eintreten, würde es die bisher eingepreisten negativen Szenarien neutralisieren. Der Effekt wäre, dass sich Aufhol- und Kurspotenzial an den Börsen ausbildet. Nicht unbedingt unmittelbar. Aber mit Blick auf den Herbst durchaus. Und dann wäre es auch wahrscheinlich, dass die bisherigen Verlierer zu den neuen Gewinner-Aktien gehören werden. Hochwachstums-Werte aus dem Technologie-Sektor dürften dann wieder interessant werden.

Doch Genaueres weiß man nicht. Noch nicht.

Es ist ein bisschen wie im Chemie-Labor in der Schule. Es köchelt eine Mixtur aus bekannten chemischen Verbindungen vor sich hin und dann werden teilweise unbekannte Flüssigkeiten dazugekippt. Was dann passiert, davon hat man keine genaue Vorstellung. Es besteht Hoffnung, dass es schon irgendwie gut gehen wird, aber sicher kann man sich dabei nicht sein. Auch nicht was das Ausmaß der Zerstörung betrifft, sollte man sich grundlegend irren.

„Die Zukunft ist niemals klar: Schon für ein bisschen Gewissheit muss man einen hohen Preis zahlen. Unsicherheit ist deshalb der Freund von Langfrist-Investoren.“
– Warren Buffett –

Star-Investor Warren Buffett hat es mal wieder mit einem knappen Spruch auf den Punkt gebracht. Wo Unsicherheit herrscht, sind die Preise niedrig. Wo man Gewissheit vorfindet, da tummeln sich auch all die anderen Anleger – und die Preise sind entsprechend hoch.

Am liebsten möchten wir natürlich das sichere Szenario und das zum Unsicherheitspreis. Aber das bleibt meistens ein Traum. Und wenn uns so ein Traumlos mal vor die Flinte kommt, greifen wir dann vermutlich trotzdem nicht zu, denn wir denken dann nicht, dass wir da eine super Gelegenheit sehen, sondern dass wir den Haken nicht erkennen – denn sonst hätte doch schon jeder andere diese Aktie gekauft und sie wäre niemals mehr so billig.

Einfach(er) ist es daher, auf Bewährtes zu setzen und einen höheren Preis zu akzeptieren. Qualität hat eben ihren Preis. Das Luxus-Handtäschchen von Louis Vuitton kostet viel mehr, aber es verliert auch nicht viel an Wert, wenn man (frau) es denn pfleglich behandelt. Und genauso läuft es auch mit Aktien. Es gibt einige, die kann man einfach in jeder Lebens- und Wirtschaftslage im Depot haben, die werden irgendwie immer stark performen.


 Coscto: Schnäppchen am laufenden Band 

Costco Wholesale ist das zweitgrößte Einzelhandels-Unternehmen der USA hinter Walmart. Costco ist ein Groß- und Einzelhändler, der vor allem in den USA und Kanada Läden unterhält. Durch seine Größe kann es mit seiner Einkaufsmacht hohe Rabatte im Einkauf aushandeln und diese dann an die eigenen Kunden weitergeben.

Das machen Walmart, Kroger und andere genauso. Doch Costco ist anders, denn Costco verdient an seinem enormen Warenumsatz nur eine geringe Marge. Dennoch ist das Unternehmen profitabel und eröffnet ständig zusätzliche Läden.

Das Geheimnis ist ziemlich einfach: Costco ist ein Club, genauer gesagt ein Konsum-Club. Seine Läden stehen nur Mitgliedern offen, die dafür einen Mitgliedsbeitrag zahlen. Costco generiert auf diese Weise einen hohen und regelmäßigen Geldstrom, aus dem es sein Business speist.

Costco hat sich auf den Vertrieb von Marken-Produkten zu ermäßigten Preisen spezialisiert und bietet seinen Mitgliedern Lebensmittel, Spielzeuge, Schmuck, Elektro-Geräte und Reisen an. Man konkurriert also nicht mit den Billigläden, sondern adressiert einen Markt, bei dem es um höhere Kaufpreise geht. Und wo die Jahresgebühr für die Mitgliedschaft verhältnismäßig gering erscheint.

Ein wachsender Strom an Mitglieds-Beiträgen

Costco ist also nicht darauf angewiesen, mit den eigentlichen Warenverkäufen Gewinne zu erzielen, weshalb es diese noch günstiger anbieten kann als klassische Einzelhändler. Es ist eher genau umgekehrt: Je niedriger die Preise, desto attraktiver bleibt Costco für seine bestehenden Mitglieder und wird für neue Mitglieder interessanter.

Dabei lohnt sich die Mitgliedschaft vor allem für aktive Kunden; je mehr man kauft, desto geringer ist die Mitgliedsgebühr im Verhältnis zum Einkaufsvolumen. Und so erklärt sich auch, weshalb nur relativ wenige Leute ihre Mitgliedschaft nach einem Jahr nicht verlängern, während auf der anderen Seite immer mehr neue Mitglieder hinzustoßen. Dieser Netzwerkeffekt ist einer der bedeutendsten Burggraben-Effekte!

Und der wirkt bei Costco, was sich an der Verlängerungsquote zeigt. In seinen beiden wichtigsten Märkten USA und Kanada liegt die bei 91,6% und weltweit sind es ebenfalls beeindruckende 89%.

Mit diesem gut kalkulierbaren Geldstrom expandiert Costco weiter und mit jedem zusätzlichen Ladengeschäft steigt Costcos eigene Einkaufsmacht und bietet Raum für noch größere Einkaufsrabatte. Es ist ein nahezu perfektes System, das sogar in Rezessionszeiten Erfolg verspricht.

Keine Werbung? Kein Problem!

Dieser gewaltige Netzwerk-Effekt zeigt sich auch daran, dass Coscto keine Werbung schaltet.

Dabei geben die meisten Einzelhändler enorme Summen für Marketing aus, um Kunden in ihre Läden zu locken. Bei Walmart waren es im Jahr 2021 3,2 Mrd. US-Dollar, bei Target mehr als 2% des Umsatzes. Costco gibt praktisch nichts für Werbung aus. Das Unternehmen hat kein Werbe-Budget, obwohl es Mailings an potenzielle Mitglieder und Gutscheine an bestehende Mitglieder verschickt. Und das funktioniert!

Erstens hat Costco ein Produkt, das sich von selbst verkauft. Die Mitgliedschaft bietet denjenigen, die regelmäßig bei Costco einkaufen, einen großen Wert, und die traditionellen Einzelhändler können beim Preis einfach nicht mit Costco mithalten. Costco ist in 12 Ländern tätig und hat weltweit 288.000 Mitarbeiter.

Zweitens würde es dem Unternehmen nicht wirklich helfen, bestehende Mitglieder mit Hilfe von Marketing-Maßnahmen dazu zu bringen, das Geschäft häufiger aufzusuchen, da die Mitglieds-Beiträge die eigentliche Triebfeder für den Gewinn sind und hohe Ausgaben für die Gewinnung neuer Mitglieder nicht viel Sinn machen. Zusätzlich besteht ein hoher Anreiz die Läden häufiger zu besuchen darin, dass Costco ständig besondere Aktionen fährt, bei denen es die Super-Schnäppchen nur vor Ort abzustauben gibt.

Würde nun Costco 0,5% seines Umsatzes für Marketing ausgeben, würde dies seinen Betriebsgewinn um 17% senken. Würden sogar 2% der Einnahmen für Werbung ausgegeben wie bei Target, würden diese Ausgaben fast 70% des Betriebs-Gewinns von Costco schlucken.

Wozu sollte Costco das also tun? Doch nur, wenn das Wachstum ins Stocken gerät. Und? Tut es das etwa?

Starkes Wachstum, starke Zahlen

Rein rhetorische Frage… Costco gab am 6. April bekannt, dass sein Umsatz im März geradezu explodiert ist. In den 5 Wochen bis zum 4. April stieg der Gesamtumsatz um 18,7% gegenüber dem Vorjahr. Auf vergleichbarer Umsatzbasis (also mit denselben Geschäften, ohne die neu hinzugekommenen) stieg der Umsatz um 17,1%. Der Konzern-Umsatz stieg im März von 18,21 Mrd. auf 21,61 Mrd. US-Dollar.

Zuvor, am 3. März, hatte Costco bereits seine Quartalszahlen mitgeteilt: Der Quartalsumsatz war in dem am 13. Februar endenden Quartal um 16,1% gestiegen, die vergleichbaren Umsätze um 14,4%. Und für das Geschäftshalbjahr, das zum selben Zeitpunkt endete, stieg der Umsatz um 16,4%, einschließlich 14,7% auf vergleichbarer Basis.

Wachstums-Schwäche? Fehlanzeige. Notwendigkeit für ein Werbe-Budget? Wohl kaum.

Costco ist eben anders. Costcos Ziel ist nicht, möglichst hohe Margen an seinen Kunden zu verdienen, sondern seinen Mitgliedern möglichst niedrige Preise zu bieten. Deshalb rennen die Menschen Coscto die Bude ein und werden zu neuen Mitgliedern bzw. erneuern ihre Mitgliedschaften fast alle.

Und Costco steckt die steigenden und gut prognostizierbaren Einnahmen konsequent in den Ausbau seines Filialnetzes.

Costcos Burggraben

Die Costco-Unternehmensgruppe betreibt ein Netz von Warenlagerhäusern vor allem in den USA und Kanada, in denen die mehr als 110 Millionen Mitglieder einkaufen können. Costco beschäftigt weltweit 288.000 Menschen, davon rund zwei Drittel in den USA, und betreibt inzwischen 829 Warenlagerhäuser, die meisten davon in den USA (573) und Kanada (105). Die Expansion nach China (2) läuft gerade erst an, doch die Erfolge sprechen für sich, denn noch nie haben sich so schnell so viele neue Mitglieder eingefunden.

Höhere Mitglieds-Beiträge

Und nun rückt ein anderes Thema in den Fokus. Costco erhöht etwa alle 5 Jahre die Beiträge, zuletzt 2017. Damals stiegen der Preis für die Mitgliedschaft um 5 US-Dollar und der für Executive-Mitglieder um 10 US-Dollar; insgesamt liegen die Kosten nun für die normale Mitgliedschaft bei 60 US-Dollar und für die Executive Mitgliedschaft bei 120 US-Dollar pro Jahr. Executive-Mitglieder bekommen ein Kickback in Höhe von 2% der jährlichen Kaufsumme. Es ist daher sehr wahrscheinlich, dass mit dem Abflauen der Pandemie nun eine erneute Anhebung ansteht, vermutlich erneut um 5 bzw. 10 US-Dollar.

Diese zu erwartende Beitragserhöhung wird die Gewinne von Costco deutlich erhöhen, denn ihr steht kaum ein zusätzlicher Aufwand gegenüber, so dass die Einnahmen beinahe vollständig in den Gewinn einfließen. Und damit auf einen Schlag die Bewertung senken. Costco ist also weniger teuer als es momentan aussieht. Und mit einem Forward-KGV von 45 ist die Aktie durchaus sehr ordentlich bepreist.

Hier erinnern wir uns an Buffetts Zitat. Costcos Geschäfte laufen zu jeder Zeit hervorragend. Wenn die Wirtschaft boomt, wenn die Menschen im Lockdown einkaufen müssen, wenn die Preise steigen und die Wirtschaft ins Stocken gerät. Selbst gestörte Lieferketten kann Costco zumeist abfedern, weil man aufgrund seiner Einkaufsmacht und vorausschauender Planungen meistens ganz oben auf der Liste der zu bedienenden Adressaten steht. Costcos Einkaufmacht ist ein weiterer wichtiger Wettbewerbs-Vorteil.

Wettbewerb

Costco konkurriert mit seinem Geschäftsmodell direkt mit Amazon Prime und ist dabei sehr erfolgreich. So konnte Costco zuletzt seine Online-Umsätze erneut 2-stellig gegenüber dem Vorjahres-Wert steigern.

„Amazon hat von Costco in Bezug auf den Einzelhandel vielleicht mehr zu befürchten als umgekehrt. Costco wird letztendlich ein großer Internet-Player sein. Die Menschen vertrauen ihm, und sie haben eine enorme Kaufkraft.“
– Charlie Munger (2021) –

Die Mitglieder lieben Costco und Charlie Munger auch. Das Geschäftsmodell weist Parallelen zur Software-Branche auf, wo man in den letzten Jahren weg gekommen ist von den früheren einmaligen hohen Lizenz-Verkäufen hin zum Subskriptions-Modell mit stetigen Gebühren für Software-Abonnements. Dieses SaaS-Modell (Software-as-a-Service) katapultierte Microsoft, Adobe und andere in neue Sphären, da die Einnahmen viel besser planbar sind.

Costco lebt dieses Modell in der Offline-Welt und wird daher zu Recht mit Bewertungsaufschlägen bedacht. In gewisser Weise ist sein Geschäft sogar skalierbar, denn obwohl jeder weitere Markt natürlich mehr Personal und Anfangs-Investitionen bedeutet, bringt er doch auch weitere Mitglieder und damit regelmäßige Mitglieds-Beiträge mit sich. Und eine Verstärkung der Einkaufsmacht, da Costco noch mehr Waren auf einen Schlag einkaufen kann.

Daher erstaunt es nicht, dass Star-Investor Charlie Munger, Warren Buffetts kongenialer Partner bei Berkshire Hathaway, seit Jahrzehnten bei Costco als Aktionär an Bord und als Independent Director tätig ist. Munger hält privat 186.054 Aktien und kauft immer wieder weitere Aktien zu, indem er die vereinnahmte Dividende umgehend in neuen Costco-Aktien anlegt.

Dividenden-Wachstumswert

Dividenden? Bei Costco? Doch, wirklich, die sind ein Thema. Zwar liegt die Dividendenrendite unter 1% und ist daher kaum der Rede wert. Aber das liegt natürlich an den satten Kursgewinnen, die Costco erzielt.

Gerade eben hat Costco eine weitere Dividenden-Anhebung bekannt gegeben. Das achtzehnte Jahr infolge wächst die Dividende; dieses Mal wieder um 13,9% auf 0,90 US-Dollar je Aktie (je Quartal, also 3,60 US-Dollar im Gesamtjahr). Und dieses 2-stellige Anheben ist keine Eintagsfliege, denn in den letzten 10 Jahren wuchs die Dividende mit einer Jahresrate von 12,7%.

Hinzu kommen die in unregelmäßigen Abständen gezahlten Bonus-Dividenden. Die letzte gab es mit 10 US-Dollar je Aktie im Dezember 2020 und es war die vierte Sonderausschüttung innerhalb von 8 Jahren. Insofern verwundert es nicht, dass bereits über die nächste Sonder-Dividende spekuliert wird.

Geht man von einer unveränderten Höhe von 10 US-Dollar aus, läge die Rendite für die Bonus-Dividende bei einem Aktienkurs von 590 US-Dollar bei 1,7%. Zusammen mit der regulären Dividende käme man auf Sicht von 2 Jahren somit auf eine durchschnittliche Dividendenrendite von rund 1,5%. Nicht der größte Knaller, aber auch nicht völlig unattraktiv.

Und dann gibt es da ja noch die Kursentwicklung. Costcos Aktienkurs ist in den letzten 5 Jahren von 175 auf knapp 600 US-Dollar, also um annähernd 250% gestiegen. Eine Wahnsinns-Rendite in einem eigentlich langweiligen Geschäftsfeld. Auch deshalb ist Costco Mungers Liebling.

Costco Wholesale Corp. (ISIN: US22160K1051)
WKN / Kürzel
Börsenwert
KGV 21e/22e/23e*
Kurs
888351 / COST
262 Mrd. USD
40 / 45 / 41
10,09 USD

*e = auf Basis des erwarteten Nettogewinns für das betreffende Jahr (Analysten-Konsensschätzung)


Mein Fazit

Wie gesagt, Costco kann man „in jeder Lebens- und Wirtschaftslage im Depot haben“. Das bedeutet aber nicht gleichzeitig, dass man sie zu jedem Zeitpunkt und zu jedem Kurs kaufen sollte.

„Ein zu hoher Kaufpreis für die Aktie eines hervorragenden Unternehmens kann für den Anleger die Auswirkungen eines Jahrzehnts günstiger Geschäftsentwicklungen zunichtemachen.“
– Warren Buffett –

Die Costco-Aktie war schwach ins Jahr gestartet und von 560 auf 475 US-Dollar eingebrochen. Eine Kaufgelegenheit, denn nun steht sie bereits wieder um mehr als 100 US-Dollar höher bei fast 600 US-Dollar.

Im Nachhinein ist es immer leicht, die perfekten Kauf- und Verkaufszeitpunkte zu bestimmen. Bei der Vorausschau gelingt das selten. Da zeigt sich nur eine hoch bewertete Aktie eines hoch attraktiven Unternehmens mit 2-stelligen Wachstumsraten und resilientem Geschäfts-Modell.

Ich denke, als Langfristanleger muss man die Aktie im Depot haben. Ich denke aber auch, dass man sie nicht zu dem Preis und unbedingt sofort kaufen muss. Sie weist seit Jahrzehnten einen stabilen langfristigen Kursanstieg auf, aber dieser ist in unregelmäßigen Abständen von prozentual 2-stelligen Kurseinbrüchen begleitet. Zumeist begleitet von irgendwelchen Experten-Meinungen, die Costco als „schon immer überteuert“ und das Erfolgsmodell vor dem Ende bezeichnen. Und, man kann es kaum glauben, es finden sich dann immer wieder verstärkt Anleger, die ihre Aktien panikartig aus den Depots schmeißen.

Das sind dann die guten Kaufgelegenheiten. So war es in den letzten 3 Jahren, in den letzten 5 Jahren, in den letzten 10 Jahren und in den letzten 20 Jahren. So war es immer, seitdem Coscto an der Börse notiert. Und so wird es immer bleiben – solange Costco sein Geschäftsmodell so konsequent und erfolgreich weiter verfolgt und sich auch bei neuen Herausforderungen behaupten kann (wie dem Online-Handel).

„Die Kunst des Investierens in Aktiengesellschaften ist... einfach, zu einem vernünftigen Preis ein Unternehmen mit hervorragender Wirtschaftlichkeit und einem fähigen, ehrlichen Management zu erwerben. Danach braucht man nur noch zu kontrollieren, ob diese Eigenschaften bewahrt werden.“
– Charlie Munger –

Also, nicht traurig sein, die nächste Schnäppchen-Gelegenheit kommt auf jeden Fall. Bei Costco...


Die heutige Ausgabe entstand wieder in Zusammenarbeit mit Michael C. Kissig,
Value Investor und Betreiber des Blogs
„iNTELLiGENT iNVESTiEREN“.

Offenlegung wegen möglicher Interessenkonflikte:
Die Autoren sind in den folgenden besprochenen Wertpapieren bzw. Basiswerten zum Zeitpunkt der Veröffentlichung dieses Kommentars investiert: Coscto

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Viel Erfolg bei Deinen Finanzentscheidungen &
ein schönes Oster-Wochenende wünscht Dir

Dein
Armin Brack
Chefredakteur Geldanlage-Report

>> Die nächste Ausgabe erscheint am 23. April

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