es entbehrt nicht einer gewissen Ironie, dass ausgerechnet eine Regierung unter Beteiligung der Grünen die Bundeswehr wieder auf Vordermann bringen will. Und nun muss auch noch die FDP zusehen, wie die gleiche Regierung, in der sie bekanntlich selbst sitzt, Deutschlands größten Gasimporteur verstaatlicht. Realpolitik treibt manchmal gar seltsame Blüten. Gleichwohl scheint die Verstaatlichung des Unternehmens tatsächlich alternativlos zu sein – zumindest vorübergehend. Die Maßnahme ist also nachvollziehbar, kommentiert mein Kollege Daniel Gräber, sie weckt aber sofort auch politische Begehrlichkeiten und birgt eine Gefahr: Dass der energiepolitische Irrweg, der uns in dieses Desaster geführt hat, mit noch mehr Schwung fortgesetzt wird. Apropos: Hohe Energiepreise könnten im kommenden Winter zu einer massiven Wirtschaftskrise führen. Bis hinein in die Mittelschicht plagen Menschen daher große Existenzängste. Deutschland droht, warnen manche, ein „heißer Herbst“ mit großen sozialen Verwerfungen. Im Interview mit Clemens Traub spricht der Bestsellerautor Christian Baron, selbst in ärmlichen Verhältnissen aufgewachsen, angesichts der jüngsten Ereignisse über die Arroganz des grünen Milieus, die Notwendigkeit einer neuen linken Partei und das Verhalten des Bundeskanzlers. Olaf Scholz hat nun eine mit Spannung erwartete Rede bei der Generalversammlung der Vereinten Nationen gehalten. Die brachte allerdings keinerlei Impulse für die Lösung der Ukraine-Krise und die Gestaltung des künftigen Verhältnisses zu Russland, kommentiert Cicero-Autor Mathias Brodkorb. Denn: Nicht auf der internationalen Bühne oder dem Schlachtfeld lässt sich der furchtbare Krieg einhegen, sondern in den Wohnzimmern Russlands. Doch Kremlchef Wladimir Putin kündigt derweil nicht nur eine Teilmobilmachung an, weil Russland im Ukraine-Krieg zuletzt stark in die Defensive geraten ist. Jetzt sollen auch vier Regionen in der Ostukraine annektiert werden, und Moskau bringt in diesem Zusammenhang auch den Einsatz von Nuklearwaffen ins Spiel. Doch die Drohung ist hohl, denn die Russen würden sich damit selbst schaden, analysiert der amerikanische Geopolitik-Experte George Friedman. Und auch der türkische Staatspräsident Erdogan hat eine Ankündigung zu machen. Sein Land wolle der Shanghaier Organisation für Zusammenarbeit beitreten, lautet sie. Das ist höchst problematisch, weil dieser Verbund, dem auch Russland und China angehören, die westliche Ordnung stürzen will, schreibt Thomas Jäger. Die Türkei wiederum ist gleichzeitig Nato-Mitglied. Doch Erdogan weiß genau, so Jäger, dass die westlichen Bündnispartner ihn dennoch nicht fallen lassen werden. Ich wünsche Ihnen eine gute Lektüre. Ihr Ben Krischke, Redakteur |