Unser aller Problem
Liebe Frau Do, falls man, wie Christina Schulze Föcking (CDU), plötzlich zur Landwirtschaftsministerin in NRW gemacht wird, dann ist es eher gut, wenn man etwas von der Materie versteht. Zum Beispiel, weil man zusammen mit dem Ehemann einen großen Schweinemastbetrieb besitzt. Wenn dann aber kurz nach der Amtsübernahme heimlich und wahrscheinlich illegal
szmtag

19. Juli 2017

Liebe Frau Do,

falls man, wie Christina Schulze Föcking (CDU), plötzlich zur Landwirtschaftsministerin in NRW gemacht wird, dann ist es eher gut, wenn man etwas von der Materie versteht. Zum Beispiel, weil man zusammen mit dem Ehemann einen großen Schweinemastbetrieb besitzt. Wenn dann aber kurz nach der Amtsübernahme heimlich und wahrscheinlich illegal entstandene Filmaufnahmen auftauchen, mit denen Verstöße gegen das Tierschutzgesetz belegt werden sollen, dann ist das eher nicht so gut. Selbst wenn man, wie Schulze Föcking, seit dem 1. Juli dieses Jahres nicht mehr an dem Hof beteiligt ist. Unser Chefreporter Christian Schwerdtfeger hat seine Gummistiefel angezogen und sich von Experten erklären lassen, warum sich Schweine gegenseitig die Schwänze abbeißen (jedenfalls in der konventionellen Massenhaltung), was man als Landwirt dagegen tun kann, und was Politiker und Tierschützer dazu sagen.

Über die Diesel-Probleme der deutschen Autoindustrie habe ich an dieser Stelle schon mehrfach geschrieben. Kein Wunder, denn in Wirklichkeit ist das leider unser aller Problem. Entweder weil wir mehr Stickoxide einatmen, als wir möchten (und als man uns versprochen hat), oder weil wir der deutschen Autoindustrie ein Fahrzeug abgekauft haben, das mehr Stickoxide in die Luft bläst, als wir möchten (und als man uns versprochen hat) und oft sogar beides. Die Grünen fordern daher ein Zulassungsverbot für Autos mit Verbrennungsmotoren. Klingt konsequent, hat aber Nachteile: Eine aktuelle Untersuchung des Münchner Ifo-Instituts sieht in einem solchen Fall bis zu 620.000 Industrie-Jobs gefährdet. Birgit Marschall hat sich die Studie angesehen.

Wenn jemand anderthalb Jahre seines Lebens darauf verwendet, eine komplette Ausgabe der „New York Times“ abzuschreiben, dann spricht viel dafür, dass er nicht alle Tassen im Schrank hat. Kenneth Goldsmith ist jedoch kein Spinner, schreibt mein Kollege Philipp Holstein, sondern einer der bemerkenswertesten Denker der Gegenwart. Jetzt ist das wichtigste Buch des Princeton-Professors auf Deutsch erschienen – allerdings unter dem amerikanischen Titel „Uncreative Writing“, eine Sammlung von Aufsätzen über das Schreiben und Lesen im Zeitalter der Digitalisierung. Eine radikale Poetik der Gegenwart, findet Holstein. Ein echtes Feuilletonisten-Lob. Wenn es denn ein Lob ist.

Bevor ich Sie jetzt in Ruhe lesen lasse, noch eine kurze Bemerkung zum gestrigen Newsletter. Meine Wutrede gegen die hässlichen Internetkommentare zu unserem Text über eine syrische Familienzusammenführung hat sehr viele Reaktionen provoziert. Die allermeisten waren positiv, was mich sehr gefreut hat. Ebenso gefreut hat mich aber, dass die wenigen kritischen Zuschriften auf eine sehr höfliche Weise kritisch waren, nicht polemisch oder gar beleidigend. Auch dafür vielen Dank und nun wirklich:

Viel Vergnügen bei der Lektüre

Ihr

Stefan Weigel

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Das Wichtigste zum Frühstück

Vorwürfe gegen Christina Schulze Föcking

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Düsseldorf. Die neue Landwirtschaftsministerin Schulze Föcking steht nach der Veröffentlichung von Aufnahmen aus dem Schweinemastbetrieb ihrer Familie in der Kritik. Dass die Bilder bei einem Einbruch entstanden sind, stört die SPD offenbar wenig. mehr

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Berlin. Die Grünen fordern ein Verbot von Neuwagen mit Verbrennungsmotor. Doch Ifo-Institut und die deutsche Autoindustrie warnen davor: Bis zu 620.000 Arbeitsplätze wären gefährdet. Fahrzeughersteller wollen auch geplante Diesel-Fahrverbote verhindern. mehr

"Uncreative Writing" mit Kenneth Goldsmith

Einmal das Internet ausdrucken, bitte

Düsseldorf. Er hat eine Ausgabe der "New York Times" handschriftlich abgeschrieben und einen Tag lang alles notiert, was er machte: Kenneth Goldsmith hat mit "Uncreative Writing" eine radikale Poetik der Gegenwart geschrieben. Das Internet ist pure Poesie, sagt er. mehr

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