Liebe Frau Do, für einen Lesekreis lese ich gerade „Der Duft des Glücks ist stärker, wenn es regnet“ von Virginie Grimaldi. Auf die Lage im Rheinland passt der Titel des französischen Beziehungsromans gerade überhaupt nicht, bei Regen denken wir an Starkregen, Hochwasser, Katastrophe. Für das Wochenende gibt es eine Unwetterwarnung, aber hoffentlich haben wir Glück und es geht diesmal glimpflich aus. Heute wichtig: Unwetter: Die Unwettervorhersagen für dieses Wochenende sind zwar nicht vergleichbar mit denen der vorherigen Woche, die aktuelle Prognose lesen Sie hier. Trotzdem bereiten sich die Städte in NRW auf neuen Starkregen vor. Besonders in den vom Hochwasser betroffenen Gebiet könnte erneuter Starkregen zum Problem werden. Niederlande: Die Bundesregierung hat die Niederlande und Spanien zu Hochinzidenzgebieten erklärt. Die neue Regelung gilt ab Dienstag. Für viele Urlaubsrückkehrer wird das zum Problem. Corona-Politik: Heute Morgen liegt die Sieben-Tage-Inzidenz deutschlandweit bei 13,6. Doch statt nur auf diesen Wert zu blicken, braucht es bald ein neues Warnsystem – auch weil immer mehr Menschen geimpft sind. Das fordert die rheinland-pfälzische Ministerpräsidentin Malu Dreyer gegenüber unserer Redaktion. Wofür sie sich konkret ausspricht und welche Probleme eine vierte Welle speziell an Schulen bereiten würde, lesen Sie hier. Noch mehr aktuelle Nachrichten gibt es zum Hören – von Montag bis Samstag jeden Morgen ab 5 Uhr in unserem „Aufwacher“-Podcast. Meinung am Morgen: Gesellschaft: Angeblich hat sich in Deutschland ein linksliberales Meinungsklima durchgesetzt, quer durch alle Parteien. Martin Kessler arbeitet in seiner Analyse heraus, wie verzerrt diese Wahrnehmung ist. Deutschlands Stärke sei der Pluralismus, die Gesellschaft könne auch den intoleranten Teil der neuen Linksliberalen aushalten. Thüringen: Ministerpräsident Bodo Ramelow hat das Misstrauensvotum überstanden, die AfD hat ihn nicht zu Fall gebracht. Aber die zweite Amtszeit des Linken bleibe eine Wackelpartie und das Land kaum regierbar, kommentiert Holger Möhle. Inzidenz: In unseren Nachbarländern steigt die Zahl der Neuinfektionen wieder dramatisch. Auch in Deutschland ist diese Dynamik erkennbar. Trotzdem muss das keinen erneuten Lockdown bedeuten, analysieren Martin Kessler und Birgit Marschall. Sie wollen noch mehr Analysen und Kommentare? Unser Meinungs-Ressort versorgt Sie jeden Tag mit aktuellen Beiträgen. So gesehen: Die Hochwasserkatastrophe, die mindestens 170 Menschen das Leben gekostet hat, hat eine neue Debatte um den Klimawandel ausgelöst. Wissenschaftlich unbestritten ist, dass er die Häufigkeit extremer Wetterphänomene erhöht und größtenteils auf unsere umweltschädliche Lebensweise im industriellen Zeitalter zurückzuführen ist. Aber nun den Eindruck zu erwecken, wir könnten in Deutschland mit härteren Klimaschutzvorgaben schon bald Starkregen und Hochwasser verhindern, halte ich für fatal. Ja, es muss viel fürs Klima getan werden, und inzwischen wollen das fast alle Parteien, nicht nur die Grünen, sondern auch Union und SPD. Aber China, die USA und Indien sind für die Hälfte des weltweiten CO2-Ausstoßes verantwortlich, Deutschland für nicht mal zwei Prozent. Und selbst die EU insgesamt kommt auf unter zehn Prozent. Allein werden wir die Welt auf keinen Fall retten. Und falls es überhaupt noch möglich ist, den Klimawandel einigermaßen aufzuhalten, wird es dennoch Jahre, vielleicht Jahrzehnte dauern. Natürlich dürfen wir trotzdem nicht die Hände in den Schoß legen, Resignation ist immer die falsche Antwort. Und es ist ein Geschäftsmodell mit Zukunft, klimafreundliche Technologien zu exportieren. Aber jetzt muss es auch um den unmittelbaren Schutz vor Hochwasser, vor allem bei den kleineren Flüssen, gehen, also eine Neubewertung der Risiken, Baumaßnahmen und bessere Warnsysteme. Den Klimawandel zu bekämpfen, ist eine bedeutende Generationenaufgabe, der man aber nicht mit zu kurz gegriffenen Slogans beikommt. Um Regen und Glück ging es am Anfang. Von dem einen wünsche ich Ihnen am Wochenende möglichst wenig, von dem anderen möglichst viel. Bis Montag! Herzlich Ihr Moritz Döbler Moritz Döbler Mail an die Chefredaktion senden P.S.: Wenn Ihnen dieser Newsletter gefällt, empfehlen Sie die "Stimme des Westens" weiter! |