Liebe Leserinnen, liebe Leser, das Coronavirus hat uns thematisch weiter fest im Griff. Es hätte nicht zu Angela Merkel gepasst, aber vielleicht erfordert eine Krise einmal deutliche Worte. Der niederländische Ministerpräsident Mark Rutte hat sie gefunden, als er gefragt wurde, ob er genügend Toilettenpapier besitze. „Wir haben so viel, wir können zehn Jahre kacken.“ Unser aktuelles Update von heute. Gestern überraschte die Transgourmet-Tochter Selgros Cash & Carry mit der Meldung, den Lebensmitteleinzelhandel unterstützen zu wollen, in dem die 38 Märkte vorübergehend für Privatverbraucher geöffnet würden. Offenbar hatte man sich hier aber etwas zu weit vorgewagt, denn anders als in Großbritannien ist in Deutschland der Wettbewerb nicht aufgehoben. Die Meldung ist inzwischen vom Presseportal gelöscht worden. Apropos Lebensmitteleinzelhandel: Aldi und Rewe lehnen eine Sonntagsöffnung trotz der gestiegenen Nachfrage auf Kundenseite ab. Rewe-Chef Lionel Souque wird aus einem Brief an die Rewe-Kaufleute so zitiert: „Mit dem gegenwärtigen Pensum verlangen wir den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern in den Märkten bereits Erhebliches ab. Und wir haben aktuell wenig Grund zu der Annahme, dass sich daran binnen sehr kurzer Frist etwas verändert.“ Eine Aldi-Sprecherin führte aus, dass die Mitarbeiter während der aktuellen Belastung ihre Ruhepausen benötigen. Aus Gründen der Hygiene könnte das kontaktlose Bezahlen an der Kasse einen deutlichen Schub erhalten. Auf Twitter gibt es beispielsweise in den vergangenen Tagen immer wieder Fotos von Supermärkten zu sehen, in denen die Kunden darum gebeten werden, diese Option zu benutzen. Bekanntlich funktioniert das zwar problemlos mit jeder dafür ausgestatteten Karte. Allerdings nur bis zu einem Limit und nur, bis aus Sicherheitsgründen wieder „gesteckt“ werden muss. In den Niederlanden haben die Banken anlässlich des Coronavirus das Limit für die Summe der letzten kontaktlosen Zahlungen ohne PIN-Eingabe, nach der die PIN zwischendrin einmal wieder eingegeben werden muss, von 50 auf 100 Euro erhöht. Das Fintech SumUp hat unterdessen per E-Mail mitgeteilt, ebenfalls das kontaktlose Bezahlen fördern zu wollen. Deswegen verzichtet das Unternehmen, das besonders kleinere Händler im Blick hat, bis zum 30. April auf die Gebühren für die Distanzzahlung. Schuhplus, der Anbieter von Schuhen in großen Größen, hat uns per E-Mail auf seine Aktion „Gemeinsam gegen Corona“ hingewiesen. Von jeder Bestellung im Webshop werden 5 Euro an das Robert-Koch-Institut zur Erforschung des Coronavirus gespendet. Taste Tours, ein Anbieter von Premium-Food-Touren, unterstützt ab sofort den Online-Hofladen Frischepost bei der Auslieferung. Da Taste Tours auf das Coronavirus mit einer Aussetzung seiner Touren reagiert hat, kann die Zeit und Arbeitskraft der Mitarbeiter jetzt für die Auslieferung genutzt werden, wie das Unternehmen per E-Mail mitgeteilt hat. Die aktuelle Situation betrifft besonders die kleinen Händler, Einzelunternehmen, die mit viel Herzblut geführt werden, deren Inhaber aber meist keine großen Rücklagen besitzen. Auf Instagram zeigen einige Geschäfte inspirierende Ideen, um weiter mit den Kunden im Dialog zu bleiben und zumindest etwas Umsatz zu machen. In Freiburg, das jetzt zusätzlich mit einer Ausgangssperre, die besser Betretungsverbot genannt werden sollte, zu kämpfen hat, haben sich die 100 Händler der Aktionsgemeinschaft „Z’Friburg in der Stadt“ zusammengefunden, um den Kunden einen Lieferservice anzubieten. Atalanda unterstützt die Notversorgung in Luxemburg. Risikogruppen können die notwendigsten Waren des täglichen Bedarfs online auf der Plattform https://corona.letzshop.lu oder über ein Callcenter bestellen. Die ANWR Gruppe hat mit der DZB Bank für die Handelssegmente Schuhe, Sport und Lederwaren ein Maßnahmenpaket zur Unterstützung des Handels während der Coronakrise erarbeitet. Dazu gehört u.a., dass der Großhandel von ANWR Schuh und von Sport 2000 offene Rechnungen mit 90 Tagen valutieren wird. Außerdem wird die Gruppe verstärkt in das SEO-Marketing für schuhe.de investieren, um den E-Commerce zu unterstützen. Der französische Spirituosen-Hersteller Pernod Ricard hat sich entschlossen, dem Produzenten von Desinfektionsmitteln Laboratoire Cooper 70.000 Liter reinen Alkohol zur Verfügung zu stellen. Daraus können etwa 1,8 Millionen 50-Milliliter-Fläschchen herstellen. Hugo Boss schließt seine Läden und nimmt die eigenen Prognosen für das Wirtschaftsjahr zurück. Angesichts der aktuellen Situation sei eine verlässliche Vorhersage der Geschäftszahlen nicht mehr möglich. Auch die Kette Adler kassiert die Jahresprognosen wieder ein. Wie bereits DHL geht DPD zur kontaktlosen Zustellung über. Der Logistiker hat ebenfalls mit der Schließung von Paketshops zu kämpfen. Diese befinden sich ja häufig in Geschäften, die jetzt aufgrund behördlicher Vorgaben schließen mussten. Eher in die Kategorie „Gut gemeint“ fallen die Ratschläge von Tamebay, wie Händler auf die geänderte Priorisierung bei Amazons Fullfilmentprogramm (FBA) reagieren sollten. In Kurzform: Alles selber machen. Das schreibt sich schnell, es dürfte schwierig werden, kurzfristig bei anderen Zustellern unterzukommen. Wie kann der Online-Handel lieferfähig bleiben? Und welche Maßnahmen muss der Staat ergreifen, um den Einzelhandel zu stützen? Der HDE hat ein acht Punkte umfassendes Programm aufgestellt. Darin wird u.a. ein einheitlicher Rechtsrahmen, die Sicherstellung von Liquidität durch Soforthilfen und die Stundung von Steuern und Gebühren gefordert. Der BEVH hat ebenfalls acht Punkte veröffentlicht, mit denen die Bundesregierung die Lieferfähigkeit des Onlinehandels gewährleisten sollte. Würden wir einen Preis für die überflüssigste Pressemitteilung der Woche vergeben, ginge er an das Bündnis für Tabakfreien Genuss (BfTG). Denn der Verband fordert mit Nachdruck, dass die „Sicherung der Grundversorgung mit E-Zigaretten dringend notwendig“ sei. Begründet wird das damit, dass Raucher sonst wieder zur klassischen Zigarette greifen würden. Das sei ja ungesund. Ist richtig. Kommen Sie weiter gut durch diese Zeit!Hilfsaktionen und inspirierende Ideen
Jahresprognose unmöglich
HDE fordert Maßnahmen
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