alles geht einmal zu Ende, auch der CDU-Bundesparteitag. Die bisherige und voraussichtlich auch nächste Präsidentin der Europäischen Kommission, Ursula von der Leyen, sang am dritten und letzten Tag bereitwillig das Lied von Friedrich Merz. Dafür gab es Zuspruch von den Delegierten. Doch das Verhältnis der EU-Kommissionspräsidentin zu ihrer Partei bleibt schwierig. Ob wegen ihres besserwisserischen Tonfalls oder ihres Beharrens auf dem europäischen „Green Deal“ – der Auftritt auf dem Parteitag war für sie kein Heimspiel, wie Cicero-Redakteur Volker Resing beobachtet hat. Als „Opfernationalismus“ deutet der Historiker Jie-Hyun Lim geschichtspolitische Narrative, die sich in den vergangenen Jahrzehnten sowohl in Europa als auch in Asien etabliert haben. Im Interview mit Tilman Asmus Fischer ordnet er die deutsche Erinnerung an das Kriegsende am 8. Mai ein. „Die Opferrolle“, meint Lim, lässt sich „nicht aus dem historischen Kontext herauslösen.“ Bald 80 Jahre nach besagtem Kriegsende scheint bei nicht wenigen das Gespür für historische Kontexte komplett abhandengekommen zu sein. Am Dienstag haben Anti-Israel-Aktivisten einen Hof der Freien Universität Berlin besetzt. Es kam zu Solidaritätsaufrufen für die Hamas und zu Gewalt. Enno Speer, der an der Freien Universität studiert, liefert einen Augenzeugenbericht über „Yallah Intifada“ an der FU Berlin. Noch etwas jährte sich in diesen Tagen: Die 9. Symphonie von Beethoven erlebte vor 200 Jahren ihre Uraufführung. Seither wurde sie von allen vereinnahmt: deutschnationalen Romantikern, Stalinisten, Nazis, der EU und jüngst der Ukraine. Schuld ist Beethoven selbst, der die ursprünglich harmlos-freudige Botschaft Schillers in die Nähe bombastischen Kollektiv-Kitsches rückte. Der Philosoph Alexander Grau über die missbrauchte Symphonie. Xi Jinpings Frankreich-Besuch wird in China als Erfolg verbucht. Jetzt will Xi mit Serbien und Ungarn noch zwei Staaten enger an sich binden, die in der EU und im Kreis der Beitrittskandidaten Chinas Interessen in Europa vertreten sollen – und das auch tun. Nach Ansicht unseres Autors Thomas Jäger will der chinesische Präsident auf seiner Europareise vor allem Keile in die EU treiben. Ab jetzt präsentiert die Filmwissenschaftlerin Ursula Kähler jeden Mittwoch auf Cicero Online den Film der Woche. Diesmal: „Planet der Affen: New Kingdom“. Der Regisseur Wes Ball enttäuscht jedoch mit seinem Sci-Fi-Spektakel. Trotz technischer Virtuosität kann die mittlerweile zehnte Verfilmung von Pierre Boulles Roman aus dem Jahr 1963 nicht überzeugen: ein flacher Plot, banale Botschaften und eindimensionale Charaktere. Dabei sind Affen doch auch nur Menschen. Ihr Ingo Way, Chef vom Dienst Cicero Online |