Ausgabe vom 08.05.2018

US-Bilanzsaison: Trotz hoher Prognosen sogar besser als erwartet

US-Bilanzsaison: Trotz hoher Prognosen sogar besser als erwartet
von Sven Weisenhaus

Bis zum vergangenen Wochenende hatten rund 80 % der Unternehmen aus dem S&P 500 ihre Geschäftszahlen zum 1. Quartal 2018 veröffentlicht. Bisher lagen die Umsätze dabei um 1,3 % und die Gewinne sogar um 7,9 % über den Erwartungen. Setzt sich die Bilanzsaison bis zum Ende so fort, dann läge das Umsatzwachstum bei 8,5 %.

Umsatzwachstun der Unternehmen im S&P 500
(Quelle: FactSet)

Das Gewinnwachstum würde sogar satte 24,2 % betragen (jeweils gegenüber dem Vorjahresquartal). Einen hohen Anteil daran hat allerdings auch der gestiegene Ölpreis, der bei den Energieunternehmen zu hohen Gewinnzuwächsen von fast 100 % geführt hat.

Gewinnwachstun der Unternehmen im S&P 500
(Quelle: FactSet)

Die sehr hohen Wachstumsraten des 1. Quartals 2018 werden sich jedoch in den kommenden Quartalen und insbesondere 2019 nicht halten lassen, weil sie zum Teil auf Sondereffekten durch die Steuerreform beruhen. Allerdings wurden inzwischen auch die Erwartungen für die kommenden Quartale deutlich angehoben (siehe folgende Grafik), so dass zumindest 2018 noch mit weiterhin sehr hohem Wachstum zu rechnen ist.

Umsatz- und Gewinnerwartungen zu den Unternehmen im S&P 500

Vor diesem Hintergrund erscheint das 12-Monats-KGV des S&P 500 mit aktuell 16,0 sogar relativ günstig. Zumal es damit zwar über dem 10-Jahres-Durchschnitt (14,3), aber inzwischen unter dem 5-Jahres-Durchschnitt (16,1) liegt.

Konsolidierung auf hohem Niveau weiterhin sehr realistisch

Damit das KGV wieder den 10-Jahres-Durchschnitt erreicht, müssten die Gewinnerwartungen noch um 11,9 % steigen bzw. der S&P 500 um 10,6 % fallen - oder eine Mischung aus beidem. Insofern ist unsere Erwartung an eine anhaltende Konsolidierung der Aktienindizes auf hohem Niveau nach wie vor ein sehr realistisches Szenario. Denn durch das anhaltend hohe Gewinnwachstum sind die Kurse einerseits gut unterstützt. Andererseits besteht angesichts der auf 10-Jahres-Sicht nach wie vor überdurchschnittlichen Bewertung und der langfristig noch überkauften Chartsituation nur begrenztes Kurspotential bzw. weitergehender Konsolidierungsbedarf.

Aktuell ist die Schere zwischen Kursanstieg und Gewinnentwicklung noch geöffnet (siehe folgende Grafik). Durch die Entwicklung von Kursen und Gewinnschätzungen im 1. und 2. Quartal 2018 hat sich die Schere aber schon ein ordentliches Stück geschlossen. Und durch eine anhaltende Seitwärtsbewegung bei weiter steigenden Gewinnen würden sich die gestiegenen Aktienkurse (S&P 500, helle Linie) dem Gewinnwachstum (dunkle Linie) weiter annähern.

S&P 500 - Gewinnwachstum vs. Kursentwicklung

Ein größeres Risiko besteht derzeit nur darin, dass die hohen und inzwischen sogar noch einmal nach oben angepassten Erwartungen in den kommenden Quartalen nicht erfüllt werden. In diesem Fall wäre auch eine stärkere Korrektur denkbar.

Was das geopolitische Geschehen angeht - Syrien, Iran-Deal, Handelskonflikt, etc. - so sehe ich darin aktuell nur eine relativ geringe und immer nur kurzfristige Gefahr für die Aktienkurse. Letztlich zählt für Aktionäre nur, wie sich Gewinne und Dividenden ihrer Unternehmen entwickeln. Und da sieht es ja derzeit sehr ordentlich aus.


Ich wünsche Ihnen viel Erfolg bei Ihrer Geldanlage
Ihr
Sven Weisenhaus
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