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Lieber Geldanleger,

 

bevor ich heute loslege, habe ich einen wichtigen Tipp für Dich:


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Und jetzt zum heutigen Thema:



Sell in may and go away?
Was wirklich dran ist an der Börsenweisheit!


Im Video vom 1. Mai am Mittwoch auf meinem YouTube-"Aktien Kanal" war das Thema naheliegend: Strahlender Sonnenschein, vier überragende Börsenmonate in 2019 und die großen US-Indizes auf Allzeit-Hoch.

Warum jetzt nicht einfach auf die alte Regel hören, alles verkaufen und sich einen schönen Sommer machen statt sich mit der Börse zu beschäftigen. Doch macht diese Regel tatsächlich auch unter wissenschaftlichen Aspekten Sinn?

Sprich: Konnten Anleger tatsächlich in der Vergangenheit eine Überrendite einfahren, wenn sie immer Anfang Mai verkauft und Mitte September (wie es die eigentliche Regel vorsieht) wieder gekauft haben? Ich habe mir die Studien mal genauer angesehen.

Folgende Studien habe ich gefunden:

Es gibt eine Analyse von Bouman und Jacobsen (2002) auf die in Wikipedia verlinkt wird. Demnach soll der Effekt tatsächlich in 36 von 37 untersuchten Ländern aufgetreten und in Europa am stärksten ausgeprägt sein.

Das Problem aus meiner Sicht wie bei den meisten anderen derartigen Studien: Der untersuchte Zeitraum (Januar 1970 bis August 1998) ist meiner Ansicht nach viel zu kurz, um daraus wirklich valide Schlüsse ziehen zu können.

Hinzu kommt, dass in dieser Studie eigentlich der Halloween-Effekt untersucht worden ist. Dabei werden die Aktien Ende April verkauft und dann aber erst wieder an Halloween, also Ende Oktober zurückgekauft.

Eine Art Nachfolge-Studie von Maberly und Pierce (2004) widerlegt dann auch prompt die Ergebnisse. Sie haben herausgefunden, dass der Mai- bzw. Halloween-Effekt in einem Zeitraum von 1982 bis 2003 dann verschwindet, wenn man extreme Ausreißer außen vor lässt.

Im Falle dieser Studie meinen sie damit speziell den Oktober 1987 und den August 1998. Im ersteren Monat gab es einen der größten Aktien-Crashs der Börsenhistorie. 1998 wurde ein solcher Crash durch den Kollaps des Hedgefonds Long-Term Capital Management ausgelöst.

Nun kann man sich natürlich darüber streiten, ob es nun Sinn macht diese beiden Ausreißer auszuklammern oder nicht. Anhänger des "Sell in may"-Effekts würden wohl argumentieren, dass das eben Teil dieses Effekts ist, dass es vermehrt in den Monaten Mai bis September bzw. Oktober zu solchen Crashs kommt.

Mein Hauptargument ist jedoch, dass der Untersuchungszeitraum in den betreffenden Studien ohnehin zu kurz ist, um valide Rückschlüsse zu ziehen.

Dazu passt auch, dass eine relativ neue Studie der University of California Berkeley und der Universität Queensland (2017) zu einem anderen Ergebnis kommt. Diese untersucht nämlich einen sehr langen Zeitraum, die Jahre 1927 bis 2015, für den Dow Jones.

Das Ergebnis: Der Performance-Unterschied zwischen Sommer- und Wintermonaten ist so marginal, dass er statistisch nicht signifikant ist.

Dafür haben die Wissenschaftler noch weiter gesucht und dabei einen anderen Zusammenhang gefunden: In den Jahren bevor ein neuer Präsident gewählt wird in den USA, also durchschnittlich alle 4 Jahre, treffe diese Börsenweisheit dann tatsächlich zu.

Aber macht eine solche Aussage wirklich Sinn? Schaue ich mir nur jedes vierte Jahr an, dann beträgt die Grundgesamtheit der untersuchten Jahre eben nicht mehr 88, sondern nur noch 22. Dann sind wie wieder beim obigen Problem, dass die Ergebnisse nicht mehr wirklich aussagekräftig sind, weil die Datenmenge nicht umfangreich genug ist.

Ich muss hier wie im Video einen kurzen Ausflug in Richtung Behavioural Finance machen, also die Verhaltensökonomie. Das ist eines meiner Lieblingsthemen:

Wir Menschen sind einfach viel zu leichtgläubig. Und wir lieben es, Korrelationen herzustellen, wo es eigentlich keine gibt bzw. die absolut keinen Sinn machen. Genial beschrieben hat das u.a. Nassim Nicholas Taleb in seinem Buch "Fooled By Randomness", in deutsch unter dem Titel "Narren des Zufalls" erschienen. Untertitel: "Die unterschätzte Rolle des Zufalls in unserem Leben." Darin geht es nicht nur um die Finanzmärkte, aber auch.

In einem Kapital beschreibt er wie Börsianer mittels Backtesting, also der Untersuchung vergangener Kursbewegungen, Regeln ableiten mit denen sie dann in der Zukunft Überrenditen erzielen möchten. Dabei machen sie regelmäßig einen Fehler: Sie passen die Regel an die vorliegenden Daten an.

"Data snooping" ("Datenschnüffeln") nennt sich das. Je stärker ich danach suche, umso höher wird die Wahrscheinlichkeit, dass ich irgendeine Regel finde, die in der Vergangenheit funktioniert hat. Man kann überall irgendwelche Muster herauslesen.

Am besten gefällt mir der Satz: "Ich bin davon überzeugt, dass es in der westlichen Welt ein handelbares Wertpapier gibt, das 100% mit den Temperaturveränderungen im Jahresverlauf in der mongolischen Hauptstadt Ulan Bator korreliert.

Lassen sich daraus nun irgendwelche Rückschlüsse über die Performance dieses Wertpapiers in der Zukunft ziehen? Natürlich nicht. Der gleiche Kurvenverlauf bzw. der gleiche Chartverlauf wären schlicht und ergreifend Zufall.

Den gleichen Fehler machen die Autoren der obigen Studie meiner Ansicht nach auch: Es wird versucht, aus dem vorhandenen Datenmaterial irgendwelche Muster zu finden, damit man überhaupt Ergebnisse liefern kann, die für Interesse bzw. Aufsehen sorgen. Und was ist in den USA besonders wichtig bzw. genießt erhöhte Aufmerksamkeit? Eben die Präsidentschaftswahl! Da trifft es sich gut, dass man hier einen Zusammenhang konstruieren kann.

Die tatsächlich relevante Erkenntnis aus der Studie ist für mich daher das Ergebnis, dass es keine Evidenz für die Richtigkeit der "Sell in may"-Regel gibt - eben weil so ein langer Zeitraum untersucht worden ist.


MEIN FAZIT:

Beim Durchstöbern der Studien ist mir ein Statement aufgefallen, das ich für erwähnenswert und "weise" halte und als Fazit übernehmen möchte. Es stammt von Richard Wyckoff, einem Broker, Trader und Autor im frühen 20. Jahrhundert. Er schrieb in seinem Buch "Wall Street Ventures & Adventures Through Forty Years" (1930):

"Zu der Zeit glaubten viele, dass der Markt durch mechanische Methoden geschlagen werden könnte; das heißt, auf andere Weise als durch menschliches Urteilsvermögen. [Charles] Dow schlug einige davon vor. [Roger] Babson hatte eine oder mehrere. Alle Arten von Individuen meldeten sich mit Möglichkeiten, die Börse zu schlagen. Jeder war sich sicher, dass seine Methode ein Vermögen machen würde.

Nicht lange danach jedoch - nach weiterem Studium - kam ich zu dem Schluss, dass Methoden dieser Art, die menschliches Urteilsvermögen durch mechanische Spielereien ersetzen, zum Scheitern verurteilt sind. Die Berechnungen auf denen sie basieren, lassen eine fundamentale Tatsache einfach außen vor: Dass das einzige Unveränderliche an der Börse die Tendenz ist, sich zu ändern. Starre Methoden zerbrechen früher oder später denjenigen, der ihnen blind folgt."


 

Warum Rohstoff-Aktien häufig so schlechte
Investments sind (Beispiel: Largo Resources)!?


Im Video zu Tesla vom vergangenen Sonntag bin ich auch auf Largo Resources eingegangen. Largo Resources ist ein Vanadium-Produzent, dessen Aktie zuletzt sehr schlecht performt hat. Ich hatte mich im Herbst intensiv mit Vanadium beschäftigt. Meine These, dass der Preisanstieg nachhaltig sein würde, ging nicht auf.

China hatte ein Gesetz erlassen, wonach Produzenten von Baustahl mindestens die doppelte Menge Vanadium verwenden müssen, damit der Stahl härter und sicherer wird. Das Problem:

Die beschriebene Gesetzesänderung in China existiert nur auf dem Papier bisher. Das heißt, es wird weiter normaler Stahl mit wenig Vanadium verwendet, entsprechend stieg auch die Nachfrage und damit der Preis nicht an.

Unabhängig von Largo Resources ist die schlechte Performance vieler Aktien aus dem Rohstoff-Bereich insgesamt auffällig, sowohl bei Produzenten als auch bei Explorern. Das lässt sich auch an der Kursperformance von rohstofflastigen Börsen wie z.B. der kanadischen TSX Venture ablesen.

Die ist über lange Zeiträume sehr schwach, vergleichbar mit der von Fußball-Aktien. Während Anleger im letzten Jahrzehnt mit ETFs auf breite Aktien-Indizes wie z.B. dem S&P 500 hohe Gewinne einfahren konnten, haben diejenigen, die auf den TSX Venture gesetzt haben, so gut wie nichts verdient.

In diesem Zusammenhang bin ich auf interessante Äußerungen eines gewissen David Gillam auf einer australischen Rohstoff-Investment-Seite gestoßen. Gillam ist CEO vom Rohstoff-Consulting-Unternehmen Mastermines. Er sagt:

"Schaut einfach auf einen beliebigen Rohstoff und dessen Preisentwicklung über mehrere Jahre. Die Chinesen werden einen Weg finden, um ungewöhnlich hohe Preise bei einem Rohstoff zu umgehen, gewöhnlich zum Nachteil der Produzenten. Die Chinesen werden niemals längere Phasen mit hohen Preisen akzeptieren. Sie werden einen Weg finden, den Rohstoff zu substituieren oder mehr Angebot auf den Markt bringen. Sie sind Meister darin. Das ist der Grund, warum die Rohstoff-Preise so extrem zyklisch sind."

Tatsächlich war es so, dass die hohen Vanadium-Preise in der Praxis dafür gesorgt haben, dass die Chinesen mehr Niobium verwendet haben und es dann dort zu einem kurzfristigen Preisanstieg gekommen ist. Zudem bauen die Chinesen eine neuen Vanadium-Mine, die bereits 2020 in Betrieb gehen soll.

Nochmal Zitat Gillam: "Die Chinesen können diese Minen viel schneller ans Stromnetz bringen als wir das können. Sie können sehr schnell reagieren."

Gillam sagt zudem: "Diese starken Preisanstiege bzw. -ausschläge sind für die Produzenten auf Dauer nicht gut. Ermäßigte und dafür konstante Preise sind viel besser."


MEIN FAZIT:

Wenn das nächste Mal ein Rohstoff "hip" ist und wie in früheren Jahren Uran, Seltene Erden, Lithium, Kobalt oder auch Vanadium extrem steigt, sollten wir uns an die Aussagen von Gillam erinnern. Rohstoffe sind extrem zyklisch.

Starke Preissteigerungen sind meist nur sehr temporär. Es lohnt sich nicht, hinterher zu rennen. Rohstoff-Aktien und insbesondere Rohstoff-Explorer sind im Durchschnitt eher schlechte Investments.


 

Tesla – Leichte Kurserholung!


Wieder mal Schlagzeilen bei Tesla: Ich hatte das Video vergangenen Freitag noch nicht richtig fertig aufgenommen, da hatte die Aktie schon die beschriebene Unterstützung bei 242/240 US-Dollar unterschritten und viel tatsächlich schnell weiter bis auf fast 230 US-Dollar.

Der Kursverfall konnte erst durch eine Unternehmensmeldung gestoppt werden: Tesla plant, über eine Kapitalerhöhung zwei Milliarden US-Dollar einzunehmen. Elon Musk selber will im Zuge dieser Maßnahme weitere 10 Millionen US-Dollar investieren.

Diese Ankündigung hat den Markt beruhigt. Häufig führen Kapitalerhöhungen in dieser Größenordnung eher zu Kursabschlägen. Bei Tesla war es aber wohl so, dass tatsächlich am Markt ein leicht erhöhtes Insolvenzrisiko eingepreist worden war, das nach einer erfolgreichen Kapitalerhöhung wieder vom Tisch wäre.

Tesla, Inc. (ISIN: US88160R1014)
WKN / Kürzel
Börsenwert
KGV 18/19e/20e
Kurs
A1CX3T / TSLA
42 Mrd. USD
- / - / 84
255,16 USD


Darüber hinaus wurden erneut die geplanten Lieferzahlen für 2019 von 360.000 bis 400.000 Fahrzeugen bestätigt.

Zudem bekräftigte Musk nochmals seine Meinung, dass Tesla beim Thema selbstfahrende Systeme für Autos technologisch führend sei. Er ging sogar soweit zu sagen, dass Teslas Auto-, Solar- und Energiegeschäft lediglich eine Art Auffangmechanismus für die Bewertung seien, aber die selbstfahrenden Systeme in der Entwicklung Tesla auf eine Marktkapitalisierung von 500 Milliarden US-Dollar katapultieren würden.

Das entspräche mehr als dem zehnfachen aktuellen Börsenwert.

Damit nicht genug kündigte Tesla Vorratsmanagerin für Batteriemetalle, Sarah Maryssael, an, dass das Unternehmen für die Zukunft von einer Knappheit bei Batteriemetallen ausgehe.

Elektroautos verbrauchten doppelt so viel Kupfer wie Verbrennungsmotoren, und Smart-Home-Systeme würden voraussichtlich bis 2030 rund 1,5 Mio. Tonnen Kupfer im Vergleich zu derzeit 38.000 Tonnen pro Jahr verbrauchen. Das sei ein großes Problem für Tesla.

Tesla werde sich weiterhin stärker auf Nickel konzentrieren. Dies sei Teil eines Plans von Elon Musk, weniger Kobalt in Batteriekathoden zu verwenden, sagte Maryssael.

Berichten zufolge sagte Maryssael im Rahmen einer Konferenz auch, dass sie "großes Potenzial" sehe, um mit Minen in Australien oder den USA zusammenzuarbeiten.


MEIN FAZIT:

Tesla bleibt eine Glaubensfrage. Ich rate weiter von Investments ab. Auf die unterschiedlichen Technologieansätze beim Thema Autonomes Fahren bin ich ausführlich in diesem Video eingegangen.

Hinweispflicht nach §34b WpHG: Die Geldanlage-Report-Redaktion ist in keinem der genannten Wertpapiere / Basiswerte zum Zeitpunkt des Publikmachens des Artikels investiert. Es können daher keine Interessenskonflikte vorliegen. Die in diesem Artikel enthaltenen Angaben stellen keine Aufforderung zum Kauf oder Verkauf von Wertpapieren dar.


 

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Viel Erfolg bei Deinen Finanzentscheidungen &
ein schönes Wochenende wünscht Dir

Dein
Armin Brack
Chefredakteur Geldanlage-Report

>> Die nächste Ausgabe erscheint am 11. Mai

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