Noch 10 Wochen bis zur US-Wahl
| Was jetzt, America? | Der wöchentliche Überblick zur US-Wahl | |
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von Carsten Luther Redakteur für internationale Politik, ZEIT ONLINE |
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Good morning! Die Demokraten feiern Kamala Harris und zelebrieren ihre neue Zuversicht. Ob die Euphorie anhält? Die US-Expertinnen fassen Ihnen die wichtigsten Ereignisse der Woche zusammen. Folge sechs erreicht Sie aus Berlin. |
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Noch zehn Wochen bis zur Wahl |
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Mit Joe Biden als notgedrungenem Kandidaten wäre der Parteitag in Chicago in dieser Woche sicher anders gelaufen. Die Demokraten hätten sich womöglich komplett zerlegt, vielleicht auch gerade noch zusammengerissen. Da hätte ich in Berlin dann wohl die Wahl gehabt, mir mit dem Geschrei der kleinen Tochter die Nacht um die Ohren zu schlagen oder mit dem Geschrei der Delegierten. Dank Kamala Harris sieht das jetzt anders aus: Plötzlich lachen, jubeln und tanzen sie, als wäre nichts gewesen – kenne ich auch von der bald Zweijährigen, solche drastischen Stimmungswechsel. Die Partei zelebriert ihre neue Zuversicht, für den Moment. |
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Scheint jedenfalls Spaß zu machen mit Harris und den anderen, die den Saal bespielen. Ich konnte mir das diesmal nur nachträglich ansehen, zur Not in Sichtweite von Schaukel und Rutsche. Barack Obama zum Beispiel, der Donald Trumps Obsession mit der Größe von Menschenmengen genüsslich verhöhnt (Wie sagt man am besten, was er da mit einer Geste andeutet: Die mit den größten Autos haben die kleinsten … Sie wissen schon.) Da erkläre ich der Kleinen besser noch nicht, warum Papa so lachen muss. |
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Es ist auch Obama, der den Vergleich zu 2008 selbst nahelegt: „Yes, she can“, bekennt der frühere Präsident in seiner Rede in Anlehnung an seinen damaligen Slogan. Ja, die Hoffnung ist wieder da. Hope, noch so eine Parole, die Obamas Weg ins Weiße Haus begleitete. Der Designer Shepard Fairey, der einst das ikonische Poster dazu entwarf, hat bereits eine neue Version für Harris gestaltet: Forward ist jetzt das Motto – vorwärts also, kein Blick zurück. |
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Trotzdem bleibt der Parteitag natürlich vor allem ein Fest für jene, die sich jetzt erleichtert hinter Harris versammeln. Die Zweifler, die etwa draußen vor der Tür gegen die Nahostpolitik der Regierung protestieren, sind eine andere Nummer. Die Euphorie kann jedenfalls nicht schaden, aber ob sie hält? Wie sagt man bei Kleinkindern: Ist alles nur eine Phase. |
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Meine drei Texte der Woche |
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Um den Parteitag in Chicago kommen wir auch hier nicht herum, aber es geht auch um einen der prominentesten “Pro life”-Aktivisten, der auf Donald Trump setzt, und was Linke in Deutschland von den US-Demokraten lernen können. |
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Ein Leben gegen die freie Wahl | | Es ist das Thema, das die Wahl entscheiden könnte: Um das Recht auf Abtreibung wird in den USA erbitterter denn je gekämpft, die Zahl der Schwangerschaftsabbrüche hat dadurch nicht abgenommen. “Pro life"-Aktivisten wie James Bopp hoffen nun auf einen zweiten Wahlsieg Donald Trumps. Meine Kollegin Anna Sauerbrey hat ihn porträtiert. → Zum Artikel |
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Sie bringen die Hoffnung, die Harris braucht | | Meine Kollegin Rieke Havertz beleuchtet die Rolle der Obamas für den Wahlkampf noch einmal genauer. „Die populärsten Demokraten, die die Partei gerade hat“, können viel für Kamala Harris tun. Für die Kandidatin selbst beginne jetzt „der harte Teil, in dem sie ihre Politik und ihre Ideen für das Land konkreter erklären muss“. → Zum Artikel |
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Neun Dinge, die deutsche Linke von den US-Demokraten lernen können | | Die Kollegen vom Politischen Feuilleton interessieren sich für alles, also auch für den US-Wahlkampf. Ist schließlich gerade wieder sehr unterhaltsam, siehe oben. Und die Frage drängt sich einfach auf: Gibt es eine Chance, dass auch SPD und Co. mal so viel Spaß machen? Oder bleibt es dabei, wie zum Beispiel Johannes Schneider schreibt: Wenn Linke eins gut können, dann ist es, sich selbst fertigzumachen. Nicht mit diesen Tipps: → Zum Artikel |
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Wer sagt denn sowas? | "The future is here, it’s in our grasp.” | | | |
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Vergangene Woche wollten wir von Ihnen wissen, wer dies gesagt hat: "Mind your own damn business." Die Antworten waren allerdings nicht korrekt verlinkt – hier kommen Sie zur richtigen Antwort. |
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Aus meinem Terminkalender |
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Heute, am Freitag, den 23. August, spricht Donald Trump auf Wahlkampfveranstaltungen in Glendale, Arizona, und in Las Vegas, Nevada. |
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Am Sonntag, den 25. August, beginnt das Burning-Man-Musikfestival in der Wüste Nevadas, der Black Rock Desert. |
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Heute Nachmittag erscheint eine neue Folge von OK, America?. Darin sprechen meine Kollegen Rieke Havertz und Klaus Brinkbäumer über den Parteitag der Demokraten. Und in dieser Sommerfolge von OK America? empfehlen meine Kollegen Rieke Havertz und Klaus Brinkbäumer die beste US-Lektüre für den Sommer. |
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Meine Kollegin Tina Ahrens ist die Chefin der Bilder von ZEIT ONLINE. An dieser Stelle schreibt sie jede Woche über ein Foto, das sie besonders bewegt hat. |
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| © Sinna Nasseri für ZEIT ONLINE |
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„Während die US-Demokraten auf ihrem Parteitag in Chicago Kamala Harris nominierten, dokumentierte der iranisch-amerikanische Fotograf Sinna Nasseri am Montag für uns die Proteste vor der Kongresshalle. Hier sieht man den Theologen und Philosophen Cornel West, der als unabhängiger Präsidentschaftskandidat antritt. Er verteilt Schilder mit der Aufschrift ‘Abandon Harris '24’ unter den Demonstranten. West erklärt, er habe Differenzen mit ‘Sister Harris’. Damit ist er nicht allein. Viele Protestierende kritisieren die Nahostpolitik der Biden-Regierung. Sie lehnen den Krieg in Gaza und die Unterstützung Netanyahus durch die USA ab. Während Obama drinnen “Yes, she can” ruft, liest man draußen “No Killer Kamala”. Harris steht als Vizepräsidentin in der Kritik, die Waffenlieferungen der USA an Israel zu unterstützen. Ein Thema, das sie wohl noch länger begleiten wird – auch wenn West bald aus dem Rennen sein dürfte.“ |
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Was müssen Sie diese Woche sonst noch gesehen, gelesen, angeschaut haben? Diesmal stellt ZEIT-Redakteurin Katharina Meyer zu Eppendorf ihren Fund vor. Sie arbeitet gerade in Phoenix im Bundesstaat Arizona. |
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„‚Jeder, der Präsident wird, hat eine lange, persönliche Beziehung zur Idee der Präsidentschaft. Niemand, der es schafft, hat nicht jahrelang danach gestrebt, und für jeden bedeutet sie etwas anderes.‘ So schreibt Robert Draper in diesem eindrücklichen Porträt im New York Times Magazine über Joe Biden. Was die Präsidentschaft für ihn bedeutet, hat Biden auf dem Parteitag der Demokraten in einer langen Rede gerade noch einmal selbst erklärt. ‚America, I gave my best to you‘, sagte er. Amerika, ich habe dir mein Bestes gegeben. Doch was heißt das genau? In Drapers Text habe ich viele Antworten darauf gefunden. Wochenlang sprach er mit Bidens Weggefährten und lenkte damit den Blick auf das, was in diesen Tagen oft verloren geht: Welche Politik hat Biden gemacht – und wie? Erinnern wir uns an den Gefangenenaustausch vor zwei Wochen. Draper schreibt, dass Biden in der Zeit davor siebenmal mit den Familien der in Russland Inhaftierten sprach. Siebenmal. Auch diese Dinge machen eine Präsidentschaft aus.“ |
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Das war die sechste Spezialausgabe unseres Was-jetzt?-Newsletters zur US-Wahl 2024. Sie erscheint jeden Freitag zusätzlich zum Morgenüberblick und wird geschrieben von Amrai Coen, Marcus Gatzke, Rieke Havertz, Carsten Luther, Anna Sauerbrey und Fiona Weber-Steinhaus. Die Vorrecherche und nächtliche Produktion hat Katharina Meyer zu Eppendorf in Phoenix, Arizona, übernommen. |
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