Noch 15 Wochen bis zur US-Wahl
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Was jetzt, America?
Der wöchentliche Überblick zur US-Wahl
von Johanna Roth
Korrespondentin in Washington, D.C.

Good afternoon! Die US-Wahl startet in die heiße Phase. Deswegen fassen Ihnen die ZEIT-US-Expertinnen ab jetzt jeden Freitag die wichtigsten Ereignisse der Woche zusammen. Der Auftakt erreicht Sie aus Milwaukee, Wisconsin.

Noch 15 Wochen bis zur Wahl

What a year this week has been”, schreibt die New-Yorker-Autorin Susan Glasser. Ich teile ihr Gefühl: Die vergangene Woche fühlte sich wie ein ganzes Jahr an. Das Attentat auf Donald Trump. Das Drama um Joe Bidens Kandidatur. Und nun will auch noch J. D. Vance als Vizepräsidentschaftskandidat ins Weiße Haus – ein Mann, der einst Trump mit Hitler verglich.   

Auf der Bühne des Parteitags der Republikaner in Milwaukee sah ich, wie J. D. Vance zum Trumpismus konvertiert ist. So erklärte er bei seiner ersten Rede seine Partei kurzerhand zur Arbeiterbewegung – und die Republikaner jubelten ihm zu. Die Demokraten werden es jetzt noch schwerer haben, diese Wählergruppe für sich zu gewinnen. 

Zum Finale des Parteitags trat Trump selbst auf. Alle hatten erwartet, dass er den überstandenen Mordversuch nutzt, um sich als Versöhner zu präsentieren. Aber dann musste der Teleprompter immer öfter stoppen. Trump wich vom Skript ab, um etwa Migranten mit Serienmördern zu vergleichen. Den Text von mir und meiner Kollegin Amrai Coen können Sie hier lesen. Ich bin ehrlich: Nach diesen vier Tagen und besonders nach dieser Rede brauchte ich einen Drink. Zum Glück ist Milwaukee für seine Brauereien berühmt.  

Doch auch die kommende Woche hat das Potential, sich wie ein langes Jahr anzufühlen. Wie wollen die Demokraten dem Duo Trump/Vance entgegentreten? Und vor allem: mit wem?  Wir halten Sie selbstverständlich auf dem Laufenden – hier im Newsletter und rund um die Uhr auf zeit.de

Kommen Sie gut ins Wochenende! 

Meine drei Texte der Woche

Sie alle erklären uns die Hauptpersonen dieser Woche: die Republikaner. 

Warum treten die US-Republikaner eigentlich wieder mit Donald Trump an? Diese Rekonstruktion meiner Kollegen Amrai Coen, Holger Stark und Kerstin Kohlenberg geht der Frage nach, wie die Partei zur Trump-Bewegung wurde. → Zum Artikel
Project 2025 ist ein Leitfaden rechter Think-Tanker für Trumps zweite Amtszeit – und für ein anderes Amerika. Meine Kollegin Heike Buchter beschreibt einen radikalen Umbau des Staates, ausgerichtet auf den Willen von Trump. → Zum Artikel
Nicht nur Donald Trump, auch Sohn Don Junior und Schwiegertochter Lara sind zentrale Figuren in der republikanischen Partei. Meine Kollegin Rieke Havertz erläutert, warum seine Familie so wichtig für seinen Machterhalt ist. → Zum Artikel
Wer sagt denn sowas?

“Beten hilft”

a) Lee Greenwood
b) Donald Trump
c) J. D. Vance

Aus meinem Terminkalender

  • Die Direktorin des Secret Service muss nach dem Trump-Attentat am 22. Juli vor dem Ausschuss für Innere Sicherheit des US-Repräsentantenhauses aussagen. 

  • Israels Ministerpräsident Benjamin Netanjahu hält am 24. Juli eine Rede vor dem US-Kongress. Auch mit Joe Biden soll er sich treffen – sobald dieser von seiner dritten Corona-Infektion genesen ist. 

Wollen Sie uns hören?

In dieser Folge unseres US-Podcasts OK, America? analysieren Rieke Havertz und Klaus Brinkbäumer Trumps ersten Auftritt als frisch nominierter Präsidentschaftskandidat der Republikaner – und in dieser, wie der Anschlag auf ihn die Dynamik des Wahlkampfs verändert. In dieser Folge von ZEIT-Verbrechen berichtet Bastian Berbner, wie ihm in den USA bei einer Recherche jemand etwas Erschütterndes gesteht: einen unentdeckten und ungesühnten Mord.

Das Bild der Woche

Meine Kollegin Tina Ahrens ist die Chefin der Bilder von ZEIT ONLINE. An dieser Stelle schreibt sie jede Woche über ein Foto, das sie besonders bewegt hat. 

© Bruce Gilden für ZEIT ONLINE

“Der renommierte Magnum-Fotograf Bruce Gilden hat für uns auf dem Parteitag der Republikaner fotografiert. Dicht dran und hart angeblitzt – so offenbart Gilden schonungslos die Inszenierung und das politische Theater eines solchen Treffens. Hier hat sich eine Frau das Bild, das nach dem Attentatsversuch entstanden ist, an den Hut geheftet. Ihr Blick deutet an, wie das politische Klima der nächsten Monate sein wird: an der Basis wohl doch eher unversöhnlich.”

Und sonst so?

Was müssen Sie diese Woche sonst noch gesehen, gelesen, angeschaut haben? Diesmal stellt Katharina Meyer zu Eppendorf ihren Fund vor. Sie ist ZEIT-Redakteurin und gerade auf dem Weg nach Washington, D.C. 

“Dass ein Foto in die Geschichte eingehen wird, erkannte man früher verlässlich daran, dass es am nächsten Tag auf Seite 1 der Zeitungen stand. Heute bilden soziale Medien oft in nur wenigen Minuten ab, was später einmal unterrichtet werden wird. Doch es gibt auch andere Möglichkeiten, einen ikonischen Moment festzuhalten: So zeigte dieser Trump-Anhänger schon am Tag danach ein Video mit dem Trump-Attentat als Tattoo. Andere taten es ihm nach. Und diese Webseite verkaufte gar 5.000 limitierte Sneaker: Mit Trump, seinem blutenden Ohr und der gereckten Faust. Zeitgeschichte ist heute Marketing-Geschichte.”

Das war die erste Spezialausgabe unseres Was-jetzt?-Newsletters zur US-Wahl 2024. Sie erscheint jeden Freitag zusätzlich zum Morgenüberblick und wird geschrieben von Amrai Coen, Marcus Gatzke, Rieke Havertz, Carsten Luther, Anna Sauerbrey und Fiona Weber-Steinhaus.  

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