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Der IPO-Wahnsinn in den USA und die Folgen!

Lieber Geldanleger,

 

während das Geschäft mit Börsengängen hierzulande erst langsam in Schwung kommt, läuft es in den USA schon fast heiß.


Alleine seit Mai gab es nicht weniger als 100 IPOs am US-Aktienmarkt hier eine Übersicht über die letzten 100.

Zu krassen Kursverzerrungen kommt es hier vor allem bei kleineren Neuemissionen, bei denen oft nur ein paar Millionen Aktien insgesamt angeboten werden.

Der Großteil der Papiere bleibt dann im Besitz der bisherigen Aktionäre, deren Stücke wiederum einer Haltefrist von mindestens sechs Monaten unterworfen sind.

Das heißt, bis dahin dürfen diese ihre Aktien nicht auf den Markt werfen.

Wenn dann aus irgendwelchen Gründen auf einmal hohes Kaufinteresse in einen solchen Wert kommt, dann kann es zu fast schon absurden Kurssteigerungen kommen.

Hier mal zwei ganz aktuelle Beispiele:

LMP Automotive (LMPX)

LMP betreibt eine E-Commerce-Plattform für den Handel mit gebrauchten und neuen Fahrzeugen. Das Unternehmen wurde erst 2016 in Plantation, Florida, von Samer Tawfik gegründet, der zuvor Gründer und CEO der Telco Group war.

Telco wurde 2007 von einer Leucadia National-Tochter für 120 Millionen US-Dollar in Cash gekauft. Telco und seine Partnerfirmen waren im Bereich von Prepaid-Telefonkarten aktiv und hatten 2006 einen Umsatz von rund 500 Millionen US-Dollar gemacht.

Tawfik war also durchaus erfolgreich und versucht das nun mit LMP Automotive in der Fahrzeugbranche zu wiederholen. Das Geschäftsmodell besteht darin, gebrauchte Fahrzeuge über Auktionen oder direkt von Händlern zu kaufen.

Bei neuen Fahrzeugen kauft man mit Flottentarifen direkt vom Hersteller oder von autorisierten Händlern dieser Hersteller.

Diese Fahrzeuge vermietet LMP dann an die eigenen Kunden oder bietet Leasinggeschäfte für mindestens 30 Tage an. Ziel ist es, so viel Umsätze wie möglich pro Fahrzeug zu erzielen inklusive einem Verkauf desselben als Abschluss.

Darüber hinaus können sich Kunden via LMP ihre Herstellergarantien verlängern lassen. Auch einen Abholungs- und Auslieferungsservice für die Autos wird angeboten.

Nach Angaben des Managements umfasste der Lagerbestand des Unternehmens am 24. Juli 2019 insgesamt 215 Automobile, von denen 128 geleast und in Gebrauch waren, 20 vermietet und in Gebrauch waren, 40 vor Ort zum Leasing oder Mieten verfügbar waren sowie 27 zum Verkauf standen.

Ziel ist es eine Flotte von 1.000 Fahrzeugen zu besitzen, was mit den bisher vorhandenen Kapazitäten auch möglich wäre. 90 Prozent davon sollten dann optimalerweise verleast oder vermietet sein.

Zu den aktuellen Vertriebskanälen des Unternehmens gehören Websites für den Internet- und Online-Verkauf von Kraftfahrzeugen, Suchmaschinen wie Google und Cars.com sowie Websites für soziale Medien wie Facebook und Twitter. Die Werbeaktivitäten sollen auf lokale Fernsehspots, Suchmaschinenmarketing und ähnliches ausgebaut werden.

Der prozentuale Anteil der Vertriebs- und Verwaltungskosten am Umsatz ging zuletzt zwar zurück, aber die Umsätze selber schwanken stark und bisher ist LMP hochdefizitär. Auch der Cashflow ist negativ. Ende Juni 2019 war der Cashbestand auf nur noch 308.000 US-Dollar gesunken, dem Verbindlichkeiten von insgesamt 3,8 Millionen US-Dollar gegenüberstanden.

Das Unternehmen braucht also dringend Kapital und holte sich dieses über den Börsengang. Ursprünglich sollten brutto 17,75 Millionen US-Dollar eingenommen werden durch den Verkauf von 3,2 Millionen Aktien zu einem Kurs von 5,50 US-Dollar. Das hätte einer Bewertung von 52,2 Millionen US-Dollar entsprochen.

Tatsächlich fiel der Börsengang dann wesentlich kleiner aus. Es wurden nur 2,3 Millionen Aktien zu einem Preis von 5,00 US-Dollar je Aktie angeboten, was dann zu Bruttoeinnahmen von 11,5 Millionen US-Dollar geführt hat. Erster Handelstag war der 5. Dezember. Das verkleinerte IPO zeigt, dass das Interesse des Kapitalmarkts am Unternehmen nicht besonders hoch war.

Trotzdem begann die Aktie in den Tagen nach dem IPO konstant zu steigen, ohne dass es irgendwelche Nachrichten gegeben hätte. Trader wurden auf die Aktie aufmerksam. Das Handelsvolumen legte zu und der Anstieg beschleunigte sich. Bereits am 10. Dezember hat die Aktie dann den Kurs von 10 US-Dollar überschritten und sich damit seit dem IPO verdoppelt. Einen Tag später schloss die Aktie dann bereits bei rund 16 US-Dollar.

Damit nicht genug kam dann am 12. Dezember vorbörslich die Meldung, dass Samer Tawfik selber von den ohnehin nur 2,3 Millionen ausstehenden Aktien am 10. und 11. Dezember noch 131.646 Stück am freien Markt auf eigene Rechnung erworben hat für einen Durchschnittspreis von 13,15 US-Dollar.

Das heißt, er hat wenige Tage nach dem Börsengang 1,7 Millionen US-Dollar in das Unternehmen investiert zu einem Preis, der mehr als 150 Prozent oberhalb des IPO-Preises lag.

Hier stellt sich natürlich die Frage, warum Tawfik das macht? Schließlich hätte er wenige Tage zuvor bzw. vor dem Börsengang ja viel günstiger zum Zuge kommen können.

Die Antwort liegt auf der Hand: Meiner Ansicht nach versucht Tawfik den Run auf die Aktie noch zu verstärken, weil er ja genau wusste, dass die Meldung über einen so umfangreichen Insiderkauf das Momentum noch weiter verstärken würde.

Tatsächlich beschleunigte sich darauf hin der Anstieg nochmals massiv. Handelsvolumen und Aktie explodierten regelrecht. Vergangenen Freitag, also nur einen Tag nach der Meldung über den Insiderkauf, wurde das vorläufige Allzeit-Hoch bei 44,00 US-Dollar markiert.

Die Aktie hatte sich damit innerhalb von gerade mal acht Handelstagen fast verneunfacht - ohne dass sich fundamental irgendetwas verändert gehabt hätte. Die Marktkapitalisierung hatte astronomische 363 Millionen US-Dollar erreicht.

LMP Automotive Holdings (ISIN: US53952P1012)
WKN / Kürzel
Börsenwert
KGV 19e/20e/21e
Kurs
A2PQ7J / LMPX
170 Mio. USD
neg. / neg. / k.A.
20,70 USD


Danach setzte die Korrektur ein. Im Moment notiert die Aktie bei rund 20 US-Dollar.

Am Montag hatte das Unternehmen noch den Zugang eines neuen Managers namens Stuart A. Jamieson gemeldet, der als "Director of Acquisitions" fungieren soll. Das heißt, er soll sich um Übernahmen kümmern.

Die Strategie könnte also so aussehen, dass man zunächst versucht, den Börsenkurs in die Höhe zu treiben und danach eine Kapitalerhöhung zu platzieren. Mit den Einnahmen aus dieser Kapitalerhöhung wiederum könnte man dann eine Übernahme finanzieren und dem Kapitalmarkt eine zusätzliche Wachstumsstory präsentieren.

Am Mittwoch folgte dann die Meldung einer Kooperation mit YayYo (YAYO), einem weiteren Börsenneuling, der für Fahrer von Ride Hailing-Unternehmen wie Uber oder Lyft Fahrzeuge vermittelt.

YayYo war selber erst im November an die Börse gegangen und hatte ein IPO in der gleichen Größenordnung wie LMP durchgeführt. Es wurden 2,625 Millionen Aktien für 4,00 US-Dollar platziert. Die Bruttoeinnahmen lagen damit mit 10,5 Millionen US-Dollar knapp unter denen von LMP.

Die Aktie hat sich allerdings in die umgekehrte Richtung entwickelt und war am Dienstag auf ein Tief von nur noch 1,19 US-Dollar gefallen. Nach dem Deal mit LMP sprang der Kurs dann kurzzeitig auf über 2,00 US-Dollar, notiert nun aber wieder nur noch bei ca. 1,50 US-Dollar. YayYo wollte ursprünglich bereits im August 2018 an die Börse gehen, hat dann das IPO aber verschoben.

MEIN FAZIT: Ich bin gespannt, was LMP noch für Deals aus dem Hut zaubert, um den eigenen Aktienkurs zu befeuern. Umsätze von gerade mal 6,6 Millionen US-Dollar (ein Plus von nur 10% gegenüber dem Vorjahreszeitraum) im ersten Halbjahr 2019 bei einem Verlust von 225.585 US-Dollar rechtfertigen die aktuelle Börsenbewertung jedenfalls nie und nimmer.


Monopar Therapeutics (MNPR)

Um die Kursentwicklung des zweiten IPO-Highflyers Monopar Therapeutics zu verstehen, muss man wissen, dass Trader nach so einem sensationellen Run wie bei LMP Automotive gezielt nach weiteren ähnlichen Kandidaten suchen, bei denen so etwas passieren könnte.

Fündig wurden sie bei Monopar, einem Biotechforscher, der Medikamente zur Behandlung von Nebenwirkungen von Chemotherapien bei Krebspatienten entwickelt.

Monopar wollte beim IPO eigentlich 4,4 Millionen Aktien verkaufen, was aber nicht gelang. Stattdessen hat Monopar letzten Endes nur 1,1 Millionen Aktien angeboten und das auch nur zu einem Preis am unteren Ende der Spanne von 8 bis 10 US-Dollar.

Damit ist MNPR noch marktenger und illiquider als LMPX und war damit ein gefundenes Fressen für die Trader, die die Aktie sofort am ersten Handelstag in die Höhe getrieben haben.

Schau an, was hier passiert ist:

Monopar Therapeutics Inc. (ISIN: US61023L1089)
WKN / Kürzel
Börsenwert
KGV 19e/20e/21e
Kurs
A2PQNF / MNPR
246 Mio. USD
neg. / neg. / neg.
27,00 USD


Die Aktie explodierte gleich am ersten Handelstag von 8 auf ca. 27 US-Dollar und am Freitag ging es dann in der Spitze bis auf schier unglaubliche 48 US-Dollar nach oben, bevor die Aktie dann wieder auf 27 US-Dollar einbrach.

Ähnlich wie bei LMP Automotive ist Monopar aus fundamentaler Sicht eher nicht überzeugend. Das Unternehmen fokussiert sich auf ein einzelnes Medikament und frühere Testreihen waren nur teilweise erfolgreich.

Und es gibt noch einen weiteren Biotech, der ernster zu nehmen ist, in einer anderen Kategorie spielt, bei dem aber trotzdem ein ähnlicher Kurseffekt zu verzeichnen war: BioNTech (BNTX), ein Unternehmen mit deutschen Wurzeln.

Auch BioNTech hat sich seit dem IPO in kürzester Zeit verdoppelt, ohne dass es News gab:

BioNTech SE (ISIN: US09075V1026)
WKN / Kürzel
Börsenwert
KGV 19e/20e/21e
Kurs
A2PSR2 / BNTX
6,2 Mrd. USD
neg. / neg. / neg.
34,97 USD


Die angebotenen 10 Millionen Stück sind für ein Unternehmen dieser Größenordnung ebenfalls wenig, in etwa vergleichbar mit dem IPO von Beyond Meat (BYND) damals oder auch dem ehemaligen Cannabis-Highflyer Tilray (TLRY).

MEIN FAZIT: Für aktive Anleger könnte es sich auszahlen, den IPO-Markt momentan gezielt nach Neuemissionen mit einer relativ kleinen Zahl an angebotenen Aktien zu scannen und dann einen Trade zu wagen.

Ich halte hier natürlich auch für meine Leser im Breakout-Trader (www.breakout-trader.de) die Augen offen und werde gegebenenfalls berichten.

In diesem Sinne ein frohes Weihnachtsfest und vielen Dank für Deine Treue. Die nächste Ausgabe erscheint am 4. Januar 2020.

Hinweispflicht nach §34b WpHG: Die Geldanlage-Report-Redaktion hat Short-Positionen in folgenden Wertpapieren/Basiswerten zum Zeitpunkt des Publikmachens des Artikels: BioNTech; LMP Automotive. Es können daher Interessenskonflikte vorliegen. Die in diesem Artikel enthaltenen Angaben stellen keine Aufforderung zum Kauf oder Verkauf von Wertpapieren dar.

 


 

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Viel Erfolg bei Deinen Finanzentscheidungen, ein schönes Wochenende
& schöne Weihnachts-Feiertage wünscht Dir

Dein
Armin Brack
Chefredakteur Geldanlage-Report

>> Die nächste Ausgabe erscheint am 04. Januar 2020

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