Ausgabe vom 12.11.2018

Verfallstag-Ödnis

Verfallstag-Ödnis
von Torsten Ewert

Sehr verehrte Leserinnen und Leser,

die Lage im DAX ist immer noch wenig inspirierend (siehe Börse-Intern vom 07.11.2018) – und das trotz der zuletzt positiven Vorgaben aus den USA. Auch mit Blick auf den bevorstehenden Verfallstag am Freitag dieser Woche ist wenig zu sehen, was den Bullen Impulse liefern könnte.

Verfallstagspositionierung liefert keine (bullishen) Impulse für den DAX

Der Grund dafür ist, dass das Verfallstagdiagramm eine tiefe Ödnis in den Positionierungen zeigt. Das wiederum könnte daran liegen, dass sich beim vergangenen Verfallstag doch einige verzockt haben dürften.

Verfallstagsdiagramm DAX November 2018

Die Grafik, die ja nur einen kleinen Ausschnitt des Gesamtbildes darstellt, enthält aber schon alle relevanten Positionen: Am oberen Rand um die 12.000-Punkte-Marke liegen die größten Call-Positionen (blaue Säulen), unten bei 11.000 Punkten die größte Put-Position (die im Vergleich zu den riesigen Calls fast schon winzig wirkt).

Innerhalb dieses relativ engen Bereichs lassen sich kaum Anhaltspunkte für die Kursbewegungen des DAX in den kommenden Tagen finden. Dazu sind die Positionen einfach zu klein und zu homogen. Die einzige Tendenz, die sich ablesen lässt, ist die Zunahme der Put-Positionen unterhalb von 11.500 Punkten.

Das theoretische Ziel für den Verfallstag

Das sollte normalerweise dazu führen, dass der Abwärtsdruck auf den DAX abnimmt – sofern die Stillhalter dagegenhalten, um ihre Put-Positionen aus dem Geld zu lassen. Aber da die Richtung im DAX nach wie vor abwärts zeigt (dazu gleich mehr), ist fraglich, ob die Stillhalter einen so wenig aussichtsreichen Kampf führen werden. Wahrscheinlicher ist daher, dass sie ihre Puts absichern, wenn der DAX weiter fällt. Und das würde bekanntlich die Abwärtsdynamik erhöhen.

Die Zielwertbestimmung für den November-Verfallstag ist aufgrund dieser bescheidenen Datenlage  so schwierig wie lange nicht. Das formale Kursziel aus der Max-Pain-Kurve („Schüsselkurve“) im unteren Teil der Grafik liegt bei 11.650 Punkten. Aus der Tendenz der nach oben abnehmenden Put-Positionen ergibt sich die 11.500-Punkte-Marke als nächstes Ziel. Beides ist aber sehr dicht am aktuellen Kurs (grüner Pfeil) und damit fürs Trading kaum sinnvoll zu nutzen.

Die Chartsituation spendet wenig Hoffnung

Bleibt der (Seiten-)Blick auf den aktuellen DAX-Chart zur Ergänzung:

DAX Tageschart seit Januar 2017 

Und hier fehlen weiterhin jegliche bullishe Signale. Die Kursbewegungen dieses Jahres folgten bis vor kurzem immer steileren Abwärtslinien (siehe rote Linien 1 bis 4). Erst jetzt zeigt sich kurzfristig wieder eine etwas flachere Linie (blau). Aber solange die rote Linie 3 nicht gebrochen wird, ist auch die blaue Linie nur ein möglicher Hoffnungsschimmer für die Bullen.

Hinzu kommt, dass es den Bullen seit Mai nicht mehr gelang, ein höheres Hoch in einer Aufwärtsbewegung zu erringen. Seit dem Sommer gibt es zudem auch noch immer niedrigere Tiefs. Und da dies auch im ganz kurzfristigen Bereich seit dem jüngsten Zwischenhoch Anfang November gilt (siehe Pfeil) ist auch nicht damit zu rechnen, dass sich daran bis zum Verfallstag etwas ändert.

Die möglichen Szenarien zum Verfallstag

Bis zum Verfallstag erwarte ich daher bestenfalls, dass der DAX auf seinem aktuellen Niveau dahindümpelt, im Bereich der Mittellinie seines aktuellen Rechtecks bei 11.525 Punkten schließt und damit das genannte Kursziel erreicht. Für etwas wahrscheinlicher halte ich allerdings, dass er eine neue Abwärtsbewegung beginnt, mit der die Bären den „obligatorischen“ Test des jüngsten Tiefs vollziehen wollen. Allerdings rechne ich in diesem Fall damit, dass diese Abwärtsbewegung spätestens an der Rechteckkante bei 11.170 Punkten endet.

Mit besten Grüßen

Ihr Torsten Ewert



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