Liebe Frau Do,

der Kampf um die Landtagswahl an Rhein und Ruhr geht zu Ende. Morgen ist er vorbei. Gut so. Es wird Zeit. Argumente sind ausgetauscht, die Kandidaten bekannt. Eine sachliche Debatte, ein ernsthafter Diskurs ist längst nicht mehr möglich. Uns Journalisten werden vermeintlich heiße Informationen angeboten, die sich als pure Propaganda entpuppen. Aus den politischen Schützengräben werden Gerüchte und Halbwahrheiten abgefeuert, es wird schon irgendeinen in der Gegnerschaft treffen. Jede banale Aussage in den sozialen Medien wird skandalisiert. Vorbei! Nun sind Sie dran. Sie dürfen entscheiden. Und Sie haben durchaus eine Wahl, die Programme der Parteien unterscheiden sich stärker als gedacht. Worum es meines Erachtens an diesem Sonntag geht, habe ich hier zusammengefasst.

Unser achtköpfiges Landtagswahl-Team hat sich durch Programme und Profile von Kandidaten gewühlt, unsere Reporter sind den Rhein und seine Nebenflüsse abgefahren, um die Geschichten hinter den Daten und Statistiken zu erzählen. Wir haben die Großen der Politik zu Wort kommen lassen und die vermeintlich Kleinen, die scheinbar Chancenlosen nicht vergessen. Wir haben Positionen analysiert, Statistiken verglichen und immer wieder die Politiker-Aussagen mit der Realität abgeglichen. Und wir haben in einer wunderbaren Veranstaltung die Jugend ihre Forderungen an die Politik richten lassen. Alle Texte, Fotos und Videos von unserem Landespolitik-Team finden Sie hier.

Wer darf also bald die achtzehntgrößte Volkswirtschaft der Welt – das wäre NRW als eigener Staat – regieren: die 55-jährige Tochter eines Straßenbahnfahrers aus Mülheim, die Diplom-Ökonomin und SPD-Späteinsteigerin Hannelore Kraft, oder der 56-jährige Sohn eines Bergbauarbeiters aus Aachen, der Jurist und ehemalige Journalist Armin Laschet? Alles Wichtige über die beiden haben Kirsten Bialdiga und Thomas Reisener noch einmal für Sie zusammengetragen.

Letzte Umfragen sagen ein Kopf-an-Kopf-Rennen zwischen SPD und CDU voraus. Nur: Was heißt das schon? In den USA und in Großbritannien haben wir auf schmerzhafte Weise erlebt, dass die Demoskopie Defizite hat. Wer braucht Umfragen, wenn sie kaum noch Prognosekraft haben und Wähler immer später entscheiden? Darüber haben wir mit Jörg Schönenborn, WDR-Fernsehdirektor und Wahlexperte, gesprochen.

„Ich wünschte mir, ein Bürger zu sein, nichts weiter, aber auch nichts weniger als das“, hat der Vater des Verfassungspatriotismus, der Politikwissenschaftler Dolf Sternberger, einst so schön gesagt. Am morgigen Sonntag dürfen Sie das schönste und zugleich wichtigste Bürgerprivileg wahrnehmen. Wählen! Viel Vergnügen!

Herzlichst,

Ihr