ein Jahr Wettkampfsperre, rückwirkend angerechnet, plus 10.000 Schweizer Franken – das ist die Strafe, die der Weltreiterverband (FEI) gegen die britische Olympiasiegerin Charlotte Dujardin verhängt hat. Die Britin, die im Februar ihr zweites Kind erwartet, gilt als Ersttäterin und hat die Vorwürfe eingestanden. Eine andere Möglichkeit hatte sie im Prinzip auch nicht – die „mehr als 20 Peitschenschläge”, die die FEI gezählt und als „exzessiv” eingeschätzt hat, waren auf dem Video, das kurz vor der Eröffnungsfeier der Olympischen Spiele bekannt wurde, klar zu erkennen. Wie schätzt man das Urteil ein? Nicht wenigen erscheint es zu milde zu sein. „Lebenslang”, schäumen die Kommentare in den Sozialen Medien. Damit schießen sie meiner Meinung nach über das Ziel hinaus. Ja, Dujardin hat sich an einem Pferd vergangen. Und sie hat sich nicht nur an dem Tier, sondern dem Pferdesport insgesamt versündigt. Das ist verabscheuenswert und muss geahndet werden. Dujardin hat sich entzaubert. Die Erzählung von dem kometenhaften Aufstieg der jungen, unbedarften Frau, die vor allem dank der gönnerhaften Geste ihres Mentors Carl Hester, der sie das Supertalent Valegro reiten ließ, anstatt ihn selbst zu satteln, hat ausgedient. Die Strafe ist in der Urteilsbegründung klar erklärt. Sie entspricht dem, was in solch einem Fall die Regeln hergeben. Viel entscheidender als die juristische Komponente wird die Reaktion der „Szene” sein, sollte – und das wird wohl niemand ernsthaft in Frage stellen – Charlotte Dujardin wieder zurückkommen. Sie hat ihre Strafe abgeleistet, hat sie verbüßt und hoffentlich auch gebüßt. Dennoch muss man sie ja nicht mit offenen Armen wieder aufnehmen. Eine gewisse Reserviertheit stünde den Akteuren gut zu Gesicht. Wie gut das Prinzip „Schwamm drüber” funktioniert, zeigt der Fall Helgstrand. Selbst der industrielle Pferdemissbrauch des Dänen scheint vergessen. Die Szene zeigt da ihr wahres Gesicht. Wenn die Pferde made by Helgstrand funktionieren, dann steht man für ihn ein. Die Frage ist, ob diese Umgangsweise die richtige ist. Nicht, weil die Öffentlichkeit auf die Vorkommnisse im Pferdesport schaut, sondern weil jede und jeder, der mit Pferden umgeht eine moralische Verantwortung der Kreatur gegenüber hat. Oder haben sollte. |