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Bankenbrief

Wichtiges vom 3. März 2020

Das Thema

Virus-Krise: Notenbanken wollen "kraftvolle und rechtzeitige" Antwort geben

Die sieben führenden Industriestaaten (G7) haben angekündigt, die Weltwirtschaft vor negativen Folgen der Coronavirus-Epidemie schützen zu wollen. Dies könne Maßnahmen in der Geld- und Fiskalpolitik beinhalten, zitierte der japanische Finanzminister Tarō Asō aus der Erklärung der Finanzminister und Notenbankchefs der G7. Die Antwort auf das Virus werde je nach Land unterschiedlich ausfallen. Konkrete Maßnahmen wurden nicht beschlossen. Bundesfinanzminister Olaf Scholz erklärte per Twitter: "Wenn es nötig werden sollte, stehen uns alle Mittel zur Verfügung, um einem weltweiten Abschwung entgegenzuwirken." Dem scheidenden Gouverneur der Bank of England (BoE), Mark Carney, zufolge würden die Währungshüter weltweit eine "kraftvolle und rechtzeitige" Antwort auf die Coronavirus-Epidemie geben. Zudem stellte der Chef der britischen Notenbank geldpolitische Hilfen für das Vereinigte Königreich in Aussicht. Christine Lagarde, Präsidentin der Europäischen Zentralbank (EZB), hatte gestern am späten Abend erklärt, die Notenbank werde nötigenfalls mit gezielten geldpolitischen Schritten reagieren. Die EZB stehe bereit, entsprechend der Notwendigkeit und der zugrundeliegenden Risiken angemessene und gezielte Maßnahmen zu ergreifen. Die Situation rund um den Virus-Ausbruch entwickle sich rasch. Sie erzeuge Gefahren für die Wirtschaftsaussichten und das Funktionieren der Finanzmärkte. Die EZB beobachte die Entwicklungen und ihre Auswirkungen für die Wirtschaft, die mittelfristige Inflation und die Übertragung ihrer Geldpolitik genau. 

Meldungen

EZB: Widerstand gegen Enria-Pläne für Fusionen

Andrea Enria, Chef der EZB-Bankenaufsicht, ist auf Widerstand gegen seine Vorschläge zur Erleichterung von Fusionen und Übernahmen im europäischen Bankensektor gestoßen. Wie heute berichtet wurde, lehnte vergangene Woche eine Mehrheit des Supervisory Board der Bankenaufsicht Pläne ab, Banken zu erlauben, liquide Mittel von einem Land in ein anderes zu transferieren. Das gilt als Kernelement von Enrias Vorschlägen. Experten halten grenzüberschreitende Zusammenschlüsse von Instituten für einen Schlüssel, Europas Banken wettbewerbsfähiger zu machen. Ein Sprecher der Notenbank wollte sich zu dem Streit innerhalb der EZB nicht äußern.


Geldhäuser bereiten sich auf Virus-Epidemie vor

Die deutschen Finanzinstitute sind im Krisenmodus, um auch bei starken Krankheitsausfällen wegen des Coronavirus Bankgeschäfte aufrecht erhalten zu können. Das wurde heute berichtet. Krisenstäbe in Geldhäusern treten demnach inzwischen täglich zusammen, um die aktuelle Lage einzuschätzen. Einem Insider zufolge werden Teams der Deutschen Bank in Singapur, China, Hongkong und Italien aufgeteilt. Einige Angestellte arbeiten von zu Hause aus, andere im Büro. Ähnlich verfährt die Credit Suisse in der Schweiz. Durch die sogenannte Split Operation soll verhindert werden, dass ganze Bereiche eines Geldhauses ausfallen könnten.


Job-Boom in der Fintech-Branche

Die rund 100 größten Fintech-Unternehmen haben zurzeit fast 1.700 offene Stellen. Zu diesem Ergebnis kommt eine heute veröffentlichte Studie von "finanz-szene.de". Der Zahlungsdienstleister SumUp sucht mit 170 die meisten neuen Mitarbeiter, gefolgt von N26 mit 117. Mehr als 40 Prozent der zu besetzenden Arbeitsplätze haben tatsächlich einen Technologiebezug. Herz der Fintech-Branche ist Berlin. Dort gibt es 784 offene Stellen, Frankfurt als Deutschlands Finanzplatz Nummer eins landet abgeschlagen auf Platz vier mit 87 Stellengesuchen. Für die Untersuchung wurden nur Firmen betrachtet, die nach 2010 gegründet wurden. Deshalb wurde der Mitarbeiterbedarf von Unternehmen wie Wirecard, Check24, Interhyp oder Hypoport nicht erfasst.


Verivox: Mehr als 60 Banken nehmen Negativzinsen

Seit der jüngsten Zinssenkung der EZB im September 2019 verlangen inzwischen mehr als 60 Geldhäuser Negativzinsen von einigen Kunden. Das ergab eine heute veröffentlichte Untersuchung des Vergleichsportals Verivox. Allein in diesem Jahr hätten 35 Geldhäuser Minuszinsen für Guthaben vor allem auf Tagesgeldkonten eingeführt, hieß es. Insgesamt wurden die im Internet zugänglichen Preisaushänge von rund 800 Banken und Sparkassen ausgewertet. 


Insider: ING prüft Rückzug aus der Türkei

Die niederländische Großbank ING Groep könnte ihr Geschäft in der Türkei aufgeben. Das wurde heute unter Berufung auf Insider berichtet. Demnach hat das Geldhaus Vorgespräche mit potentiellen Beratern geführt. Es seien aber noch keine Entscheidungen gefallen, hieß es. Ein Sprecher des Geldhauses lehnte eine Stellungnahme ab.


EuGH stärkt spanische Banken

In Spanien muss im Einzelfall geprüft werden, ob Klauseln beim spanischen Hypothekenpreisindex (IRPH) missbräuchlich sind. Das geht aus einem heutigen Urteil des Europäischen Gerichtshofs (EuGH) zu Hypothekenklauseln in dem Land hervor. Dadurch entfallen wohl flächendeckende Entschädigungszahlungen durch spanische Geldhäuser.  


Raiffeisen-Gruppe nutzt Scalable-Robo-Advisor

Die österreichische Raiffeisen-Gruppe hat heute den Start ihrer digitalen Vermögensverwaltung mit Namen "Will" bekanntgegeben. Die Whitelabel-Plattform dazu stammt vom Münchner Robo-Advisor Scalable Capital. Bislang nutzen hierzulande unter anderem die Targobank und finanzen.net die Technik von Scalable. Zudem gibt es unter eigenem Namen eine Vertriebskooperation mit der ING Deutschland.


Inflation in der Eurozone gesunken

Nach 1,4 Prozent im Januar lag die Teuerungsrate des Euroraums im Februar im Jahresvergleich bei 1,2 Prozent. Das teilte das Statistikamt Eurostat heute in Luxemburg mit. Analysten hatten den jetzigen Rückgang erwartet.

Die Köpfe

Ermotti wird Verwaltungsratspräsident der Swiss Re 

Sergio Ermotti, scheidender Chef der Schweizer Großbank UBS, soll Präsident der Swiss Re werden. Er werde an der nächsten Generalversammlung für den Verwaltungsrat von Swiss Re vorgeschlagen und soll 2021 dann Walter Kielholz als Präsident ablösen, teilte der Rückversicherer heute mit. Der Bankchef wird Ende Oktober sein Amt bei der UBS an den Vorstandsvorsitzenden der ING Groep, Ralph Hamers, abgeben.


Julius Bär will Meissner und Shih in den Verwaltungsrat berufen

Der Schweizer Vermögensverwalter Julius Bär holt zwei Finanzexperten in seinen Verwaltungsrat. Laut einer Mitteilung von heute sollen Christian Meissner und Kathryn Shih das Gremium verstärken. Beide stellen sich auf der Generalversammlung am 16. April dieses Jahres zur Wahl. Meissner leitete bei der Bank of America Merrill Lynch den Bereich Global Corporate and Investment Banking, Shih war bei der UBS zuletzt für die Region Asien-Pazifik verantwortlich.

Die Tweets des Tages

"Es gibt eine Insel, deren Bewohner buchstäblich steinreich sind." Auf dem mikronesischen Atoll Ulithi gelten riesige Steinscheiben als #Zahlungsmittel. Wenn sie den Besitzer wechseln, lässt der neue Eigentümer den Stein zumeist stehen. Wem welcher Stein gehört, wird im Gedächtnis festgehalten. #Geld

Am Vortag meistgeklickt

Virus-Epidemie: Welche Rechte Arbeitnehmer haben

Auf Dienstreise nach China? Dorthin wird zurzeit wohl kein Chef einen Mitarbeiter schicken. Aber was passiert, wenn ein Unternehmen wegen des Virus vorübergehend behördlich geschlossen wird? Laut Bundesarbeitsministerium besteht dann Anspruch auf Lohnfortzahlung. Ob Arbeitnehmer aus Angst vor Ansteckung zu Hause bleiben dürfen, lesen Sie hier:

Was morgen wichtig wird

In Frankfurt beginnt der "Finanzplatztag" der Börsen-Zeitung (bis Donnerstag). – Die pbb Deutsche Pfandbriefbank veröffentlicht ihre Geschäftszahlen für das vergangene Jahr. – Die Deutsche Börse überprüft turnusgemäß die Zusammensetzung ihrer Aktienindizes und gibt mögliche Änderungen nach Börsenschluss bekannt. – Die EU-Kommission stellt ihr Klimaschutzgesetz vor.

Der Nachschlag

Minipausen sinnvoll nutzen

Der Bus fährt vor der Nase weg, die Telekonferenz wird um eine Viertelstunde verschoben. Ärgerlich, aber selbst wenige Minuten können sinnvoll genutzt werden. Sei es zum Sport oder zum Netzwerken. Fünf Kniebeugen genügen schon, um den Kreislauf in Gang zu bekommen. Und die längst versprochene Mail an den Kunden mit der Adresse des besten Italieners der Stadt ist in 45 Sekunden verschickt. Wer sich darauf einlässt, kann entdecken, wie man wenig Zeit für Sinnvolles nutzen kann. Viele weitere Beispiele finden Sie hier:

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