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Newsletter vom 22. Januar 2021

ECLAT 2021_Plakat
Plakat ECLAT 2021
Grafik: palmer projekt

foto aya metwalli
Aya Metwalli
Foto: privat

foto manos manousakis
Manos Manousakis_
Foto: privat

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Raed Yassin
Foto: Tony Elieh

Voice Affairs: Die Neuen Vocalsolisten begegnen Künstler*innen aus der experimentellen Musikszene Libanons

Dass die Stimme in der Musik des Mittelmeerraums eine besondere Rolle spielt, konnten wir bereits im ECLAT Festival vor sieben Jahren bei den Mediterranean Voices entdecken – einem Projekt der Neuen Vocalsolisten, das in seiner eindringlichen Schönheit noch vielen in Erinnerung ist.

In ihrem Projekt VOICE AFFAIRS, das am 3. Februar um 19 Uhr unser digitales ECLAT Festival eröffnet, initiieren die Sänger*innen des Ensembles nun erneut Grenzüberschreitungen, in denen die zeitgenössische Kunst-Musik durch die Diversität der experimentellen Musikszenen Libanons infiziert wird. Aus der Sicht von zeitgenössischer Komposition, Elektronischer Musik, Sound Art, Improvisation und Avant-Pop entwickeln sieben Komponist*innen aus Libanon, Ägypten und Palästina Werke, die sie und die Neuen Vocalsolisten als Interpret*innen gegenüberstellen, zusammenführen und gegenseitig herausfordern.
Der Beiruter Filmkünstler Panos Aprahamian dokumentiert diese musikalischen Begegnungen und verbindet die sieben Werke durch experimentelle Video-Sequenzen zwischen Dokumentarfilm und Science-Fiction. In der hybriden Verbindung des Live-Konzertes auf der großen Bühne des Theaterhauses und seiner Videoinstallation entsteht eine große Erzählung über die Vielfalt, Widersprüchlichkeit, Explosivität und Poesie des libanesischen Kulturraums.

Aya Metwallis doppelgesichtiges Stück cabaret macabre ist zugleich Reminiszenz und Abgesang auf die Hochzeit des ägyptischen Kabaretts der 1920er und 1930er Jahre, in denen die Sängerin Mounira Al-Mahdiya eine überaus sinnliche, schier hedonistisch grundierte Liedform erfand. In den 1940er-Jahren sollte es damit – gesteuert durch Zensur – zu Ende gehen. Heute, so Aya Metwalli, „hat sich die ägyptische Kunstidentität in ein Phantom ihrer selbst verwandelt; ein verdrängtes, deformiertes Phantom, das seines eigenen Ethos beraubt ist; ein Cabaret Macabre“.

Im Gegensatz zu Aya Metwallis eher unterschwellig politischem Stück formuliert Manolis Manousakis seinen kunstpolitischen Anspruch so offen wie dezidiert in State of Exception. Damit weist er „auf einen weiteren institutionellen Mythos über die Europäische Union und unser Leben hin, nämlich den des Ausnahmezustands: dieser scheint der vorherrschende Zustand zu sein“. Das Ziel von Manolis Manousakis: zu zeigen, „dass die Probleme lebendig und aktiv bleiben, eingebettet in die Mehrdeutigkeit des Begriffs selbst und unsere Aufgabe, uns diese Frage ständig neu zu stellen: "Wie leben wir zusammen in dieser Welt?“

Und so seltsam es auch auf den ersten Blick anmuten mag, A Short Biography of a Snake von Raed Yassin ist ein liebevoller Trauergesang über das Schicksal der Stadt Aleppo. Dort hat Raed Yassin vor vielen Jahren eine Schallplattenaufnahme „aus den 1970er-Jahren entdeckt, auf der eine Predigerin den Koran in einer eigenwilligen Art und Weise rezitiert“. Fasziniert von der Emotion und der Beweglichkeit dieser Stimme komponierte er schließlich dieses Stück für die Neuen Vocalsolisten, also sechs nicht-arabisch sprechende Sängerinnen und Sänger. Gewidmet ist es Sheikha Fatima Mhanna, der Rezitatorin. In der Vorstellung Raed Yassins ist es „ihre engelsgleiche Präsenz, die über den Ruinen der einst großen Stadt - Aleppo - schwebt, einer Stadt, die nun von Geistern und Schatten erfüllt ist“. Und so ließe sich die Erzählung über "Voice Affairs" fortsetzen ...

Erleben Sie am 3. Februar in unserem digitalen ECLAT-Festival die Uraufführung der Voice Affairs, die uns die Sehnsüchte, Widersprüche, kulturellen und sozialen Clashes des libanesischen Kulturraums ebenso entfalten wie die persönlichen Erfahrungen und Sichtweisen der Protagonist*innen.

Online-Tickets für den Live-Stream unter:
www.eclat.org

Eine Produktion von Musik der Jahrhunderte in Zusammenarbeit mit der Akademie der Künste Berlin, Irtijal Festival Beirut, Onassic Cultural Centre/Stegi Athen, Ultima Contemporary Music Festival Oslo und Deutschlandfunk Kultur.

Gefördert durch den Innovationsfonds Kunst des Landes Baden-Württemberg,
durch "Klangwert" Aventis Foundation Ensemble-Förderung
und das Goethe Institut

ECLAT ist eine Veranstaltung von Musik der Jahrhunderte
in Kooperation mit SWR2

 
Ausführliche Informationen zu allen Konzerten der Neuen Vocalsolisten und sonstigen Terminen von Musik der Jahrhunderte finden Sie unter:
www.mdjstuttgart.de
Musik der Jahrhunderte wird gefördert von der Stadt Stuttgart und
dem Ministerium für Wissenschaft, Forschung und Kunst Baden-Württemberg.

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