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Bankenbrief
Wichtiges vom 23. Oktober 2017

Das Thema

Volkswirte: EZB wird Anleihekäufe halbieren

Der Rat der Europäischen Zentralbank (EZB) wird am Donnerstag das Anleihekaufprogramm verlängern, die monatlichen Investitionen aber deutlich zurückfahren. Damit rechnen Volkswirte in Europa laut mehrerer heute veröffentlichter Umfragen. "Wir erwarten, dass die EZB ihre monatlichen Wertpapierkäufe von Januar an auf 30 Milliarden Euro verringert mit einem Bekenntnis für neun Monate", sagte Reinhard Cluse, Europa-Chefvolkswirt der Schweizer Großbank UBS. Zuletzt hatte die EZB 60 Milliarden Euro monatlich investiert. "Es gab vor der Sitzung keine abweichende Stimme bei der EZB über die Notwendigkeit, die Netto-Käufe zu reduzieren", sagte Bloomberg-Ökonom Maxime Sbaihi. "Die Frage ist also weniger, 'ob' sie drosseln werden als die Details, ’wie' dies vonstatten gehen soll." Manch Befragter ist aber sketipsch, ob die erwartete Entscheidung wirklich ein Ende der lockeren Geldpolitik der EZB sein wird. Sie werde alles tun, "dass das Zurückfahren der Käufe nicht als ein Ende der lockeren Geldpolitik erscheint", betonte Jörg Krämer, Top-Ökonom der Commerzbank. Er glaubt auch nicht, dass ein Datum für das Auslaufen der Käufe genannt werden werde. "Nicht ohne Grund haben EZB-Präsident Mario Draghi und andere stets von einer Rekalibrierung der Geldpolitik gesprochen." Von einem "tapering" – einem schrittweisen Einstellen der Käufe – sei nicht die Rede gewesen. Einige Wirtschaftswissenschaftler rechnen hingegen mit noch niedrigeren Ankäufen. So erwartet Anatoli Annenkov vom französischen Geldhaus Société Générale ein Monatsvolumen von 25 Milliarden Euro. Einigkeit besteht bei den Volkswirten allerdings darin, dass die EZB in dieser Woche den Leitzins unverändert auf dem Rekordtief von 0,0 Prozent belassen wird.
bloomberg.com     
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fnp.de (Kommentar)     

Die Meldungen

Bundesbank: Deutsche Wirtschaft unverändert im Aufschwung

Die Bundesbank traut der deutschen Wirtschaft ein starkes drittes Quartal zu. "Die deutsche Wirtschaft befindet sich weiter in einem kräftigen Aufschwung und könnte im dritten Vierteljahr 2017 das hohe Expansionstempo des ersten Halbjahres gehalten haben", hieß es im heute veröffentlichten Monatsbericht der Notenbank. Wachstumstreiber dürfte die Industrie sein, die von der starken Nachfrage nach "Made in Germany" aus dem Ausland profitiere. Wenige Impulse erwarten die Bundesbank-Volkswirte dagegen vom Bau. Auch der private Konsum könnte etwas an Tempo verlieren: Die Einzelhandelsumsätze seien zuletzt recht schwunglos gewesen.

Zahl der Banken im Euroraum um ein Viertel gesunken

Im Euroraum gibt es immer weniger Banken. Zwischen 2008 und 2016 ist die Zahl der Geldhäuser um 25 Prozent gesunken. Insgesamt waren es Ende des vergangenen Jahres noch 5.073. Auch das Filialsterben geht weiter: So wurden im vergangenen Jahr 6.939 Filialen geschlossen. Diese Zahlen gehen aus dem heute veröffentlichten Bericht über die Finanzstrukturen des Euroraums der Europäischen Zentralbank (EZB) hervor.

Postbank-Mitarbeiter könnten unbefristet streiken

Heute beginnt die vierte Tarif-Verhandlungsrunde für die rund 18.000 Beschäftigten der Postbank. In einer Urabstimmung hatten sich zuvor 97,7 Prozent der Mitarbeiter für einen unbefristeten Arbeitskampf ausgesprochen. Die Mitarbeitervertreter fordern einen Kündigungsschutz bei der Integration des Geldhauses in die Deutsche Bank bis 2022 sowie 5 Prozent mehr Gehalt. Der deutsche Branchenprimus will sichere Arbeitsplätze nur bis 2019 garantieren und 2,5 Prozent mehr Gehalt zahlen.
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Merrill Lynch muss Strafe wegen EMIR-Verstößen zahlen

Die Bank-of-America-Tochter Merrill Lynch muss in Großbritannien eine Strafe in Höhe von 34,5 Millionen Pfund (38,7 Millionen Euro) zahlen. Nach Ansicht der Aufsichtsbehörde Financial Conduct Authority hatte das Geldhaus zwei Jahre lang keine Daten zu Derivate-Transaktionen geliefert. Laut eines Berichts von heute verstieß das Institut damit gegen die EMIR-Regeln (European Market Infrastructure Regulation).

Bericht: PSD2 wird Finanzbranche revolutionieren

Die vom kommenden Jahr an geltende neue europäische Zahlungsdiensterichtlinie PSD2 könnte das Ende des bisherigen Retailbankings bedeuten. Zu diesem Schluss kommt ein Medienbericht von heute, der die Auswirkungen von PSD2 für Geldhäuser, Verbraucher und Fintech-Unternehmen beschreibt. Vor allem Letztere würden von den Neuerungen profitieren, da sie ihre Dienstleistungen schneller, billiger und benutzerfreundlicher als traditionelle Banken anbieten würden, hieß es.
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Cum/Ex: Staatsanwaltschaft durchsucht Anwaltskanzlei

Die Generalstaatsanwaltschaft Frankfurt hat im Zusammenhang mit Cum/Ex-Geschäften am vergangenen Donnerstag die Frankfurter Büros der Anwaltskanzlei Freshfields Bruckhaus Deringer durchsucht. Das bestätigte heute ein Sprecher der Kanzlei. "Freshfields ist zuversichtlich, dass die Prüfung der Generalstaatsanwaltschaft ergeben wird, dass unsere Beratung rechtlich nicht zu beanstanden ist", erklärte er. Die Behörde lehnte eine Stellungnahme ab.

Griechenlands Gläubiger starten Kontrollen

Die Vertreter der Geldgeber für Griechenland beginnen heute mit einer neuen Kontrollrunde in dem Krisenstaat. Unter anderem werden die Reformen im Arbeits- und Streikrecht überprüft. Das dritte Rettungspaket mit einem Volumen in Höhe von 86 Milliarden Euro soll im August kommenden Jahres auslaufen. Griechenland hofft, dann wieder Geld an den Finanzmärkten einsammeln zu können.

Australische Großbank ANZ schließt Vergleich mit Behörden

Die australische Großbank Australia and New Zealand Banking Group (ANZ) hat einen Vergleich mit der dortigen Finanzaufsicht ASIC geschlossen. Hintergrund sind Vorwürfe gegen die drei großen australischen Banken ANZ, Westpac und National Australia Bank, den Referenzzinssatz Bank Bill Swap Rate (BBSW) manipuliert zu haben. Laut eines Medienberichts von heute soll ANZ mehr als 50 Millionen Australische Dollar (33 Millionen Euro) Strafe zahlen.
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Öffentliches Defizit und Schuldenstand im Euroraum gesunken

Die Länder des Euroraums haben im vergangenen Jahr insgesamt ein Defizit in Höhe von 1,5 Prozent gemessen am Bruttoinlandsprodukt (BIP) verbucht. Das war ein Rückgang um 0,6 Prozentpunkte im Vergleich zu 2015. Der Schuldenstand sank von 89,9 Prozent (Ende 2015) auf 88,9 Prozent (Ende 2016) des BIP. Das teilte die europäische Statistikbehörde Eurostat heute mit. Einen öffentlichen Überschuss verzeichneten unter anderem Luxemburg (1,6 Prozent), Malta und Schweden (je 1,1 Prozent), Deutschland (0,8 Prozent), die Tschechische Republik (0,7 Prozent), Griechenland und Zypern (je 0,5 Prozent).
finanzen.net     

Die Köpfe

Trump: Noch drei Kandidaten für Fed-Chefposten

US-Präsident Donald Trump will schnell die Besetzung des Chefpostens bei der Noptenbank Federal Reserve (Fed) klären. Die Entscheidung werde "sehr bald, ziemlich bald" fallen, sagte er heute in einem Interview. Es seien noch drei Kandidaten im Rennen: Neben Fed-Direktor Jerome H. Powell auch der Ökonomie-Professor John B. Taylor und die Amtsinhaberin Janet Yellen, hieß es. Diese ist noch bis Anfang Februar 2018 im Amt.

Insider: Freitag Vorentscheidung über Italiens Notenbankchef

Am kommenden Freitag wird die Regierung von Ministerpräsident Paolo Gentiloni eine Vorentscheidung über den künftigen Chef der italienischen Notenbank treffen. Das wurde heute unter Berufung auf einen Insider berichtet. Die Amtszeit des bisherigen Notenbank-Gouverneurs Ignazio Visco läuft Ende des Monats aus. Er war in die Kritik geraten, da er zu lange die vielen ausfallgefährdeten Kredite in Bank-Bilanzen geduldet haben soll.

Rehberg: CDU sollte Finanzminister stellen

Der CDU-Haushaltspolitiker Eckhardt Rehberg hat sich gegen Forderungen der FDP ausgesprochen, in einer möglichen Koalition das Bundesfinanzministerium übernehmen zu wollen. "Es sollte bei der Union bleiben", sagte er heute in einem Interview. Der bisherige Amtsinhaber Wolfgang Schäuble soll morgen zum Bundestagspräsidenten gewählt werden.

Deutsche-Bank-Betriebsratschef Rudschäfski tritt zurück

Stefan Rudschäfski, Vorsitzender des Konzern- und Gesamtbetriebsrats der Deutschen Bank, gibt diese Ämter aus gesundheitlichen Gründen ab. Das teilte das Geldhaus heute mit. Seinen Posten als stellvertretender Aufsichtsratsvorsitzender des Dax-Konzerns behält Rudschäfski aber.

PwC-Experte Diemers: Vorstände halten Digitalisierung für Science-Fiction

Banken müssen sich Know-how bei den Themen künstliche Intelligenz, Internet of Things und Data Analytics aneignen, um in Zeiten der Digitalisierung bestehen zu können. Das sagte Daniel Diemers, Strategie-Experte bei dem Beratungsunternehmen PwC, in einem heute veröffentlichten Interview. "An erster Stelle steht für mich die Awareness, also der Aufbau eines Bewusstseins dafür, wie relevant die Themen sind. Vermutlich ist das, worüber wir uns hier unterhalten, für 99 Prozent der Bankvorstände in der DACH-Region Science-Fiction", betonte er.

Die Tweets des Tages
#Sparen für ein gutes Gefühl? Nach einer Umfrage geht es den meisten Deutschen gar nicht um Erträge: http://bit.ly/spar-ziele
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Neue Regeln für EU-weiten #Zahlungsverkehr: Wir erklären, was Sie als Bankkunde jetzt wissen müssen: http://bit.ly/psd_2 #PSD2
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Am Freitag meistgeklickt

So klappt die digitale Entziehungskur

Casual Friday war gestern. Jetzt ist der Smartphone-freie Freitag angesagt. Das kann ein Baustein für eine digitale Entziehungskur sein. Und die wird von Experten wie der Autorin und Digital-Detox-Fachfrau Anitra Eggler empfohlen, wenn man zum Sklaven von Handy, Tablet oder PC geworden ist. Sie hat einen Sieben-Punkte-Plan für den entspannteren Umgang mit den elektronischen Helfern im Arbeits- und Freizeit-Alltag entwickelt. Ein weiterer Tipp: Öffnen Sie E-Mails nur zu ganz bestimmten Zeiten. Alle Ratschläge und warum ein Smartphone nicht als Wecker genutzt werden sollte, lesen Sie hier:
impulse.de     

Was morgen wichtig wird
In Berlin kommt der neugewählte Bundestag zu seiner konstituierenden Sitzung zusammen. Der bisherige Bundesfinanzminister Wolfgang Schäuble kandidiert für den Posten des Parlamentspräsidenten. – Georg Fahrenschon, Präsident des Deutschen Sparkassen und Giroverbandes (DSGV), stellt die neueste Ausgabe des Vermögensbarometers "Die Deutschen und ihr Geld" vor.

Der Nachschlag

So wehren Sie sich gegen Intrigen

Mal betreiben es Kollegen, mal ist es der Chef: Im Berufsleben hat wohl jeder schon einmal Intrigen erlebt. Doch wie kann man sich dagegen wehren? Rechtlich gilt: Wer versucht, durch Mobbing einen Kollegen oder sogar den Chef aus dem Unternehmen oder aus der Abteilung zu drängen, riskiert eine Abmahnung oder auch eine Kündigung. Darauf hat heute das Portal karrierebibel.de hingewiesen. Der Aufbau eines eigenen Netzwerkes kann vor Intrigen schützen. Ebenso, wenig Angriffsflächen zu bieten. Warum Sie intrigantes Verhalten offen ansprechen sollten und weitere Tipps, lesen Sie hier: