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Vom Biotech-Boom profitieren – ausgerechnet mit Sartorius?!

Lieber Geldanleger,

 

habt ihr schon einmal von BioNTech gehört? Na klar, wer nicht! BioNTech ist dieses Unternehmen, das uns den ersten und nach wie vor besten Corona-Impfstoff beschert hat. Es wird zwar zumeist vom Pharma-Giganten Pfizer gesprochen, aber der ist nur Entwicklungs- und Vertriebspartner von BioNTech; das Mainzer Unternehmen hat den Wirkstoff entwickelt.

Aber wer ist BioNTech? Im Grunde ein Biotech-Startup. Man setzt auf eine nicht mehr ganz junge, aber innovative Technologie, mRNA (Messenger RNA), und will mit ihrer Hilfe Krebs, Tuberkulose, HIV, Hepatitis, Malaria und viele weitere Krankheiten patientenspezifisch heilen. Ein Unterfangen, das viel Geld für Forschung und Entwicklung benötigt und daher hoch defizitär ist.

Dann kam die Corona-Pandemie dazwischen und BioNTech war zur Stelle. Quasi über Nacht konnte man einen Wirkstoff anbieten, dem die verzweifelten Staaten im Eilverfahren die Notzulassung erteilten, um dem tödlichen Virus entgegentreten zu können.

BioNTech verdient an Comirnaty Milliarden und wird an der Börse mit rund 35 Mrd. Euro bewertet – es war vor einigen Monaten auch schon mal doppelt so viel. Für BioNTech haben sich einige positive Aspekte aus der Entwicklung ergeben. Die mRNA-Technologie hat sich als praxistauglich erwiesen und man hat nun so enorme finanzielle Mittel, dass die weitere Forschung an den vielen anderen Wirkstoffen durchfinanziert ist. Eine äußerst komfortable Lage.

Comirnaty und BioNTech sind eine unglaubliche Erfolgsgeschichte. Und die wird sich kaum wiederholen. Die Pandemie mit zig Millionen Infektionen und Millionen von Toten erforderte schnelles Handeln. Jeder Wirkstoff, der auch nur ansatzweise hilfreich erschien und nicht allzu große Gesundheitsgefahren barg, bekam eine Notzulassung. Bei den zuvor erfolgten und allen künftigen Zulassungen werden wieder die normalen Prüfungsprozeduren einzuhalten sein. Die verschlingen viel Zeit und Geld, sind aber nötig, um die Wirkung, aber vor allem auch die Nebenwirkungen von Wirkstoffen herauszufinden.

BioNTech ist, ebenso wie Wettbewerber Moderna, durch die Corona-Milliarden finanziell komfortabel ausgerüstet. Für die meisten der anderen Biotech-Unternehmen gilt das nicht. Sie sind auf Forschungsgelder angewiesen und auf Kooperationen mit Pharma-Konzernen, die ihnen bei Fortschritten sogenannte Meilensteinzahlungen leisten. Ohne diese Meilensteinzahlungen wären die Biotech-Firmen gar nicht in der Lage, ihren Wirkstoff vom Labor über Studien bis zum Patienten durchzubringen. Denn über die gesamte Zeitschiene hinweg verschlingt die Entwicklung eines Medikaments rund 1 Mrd. US-Dollar.

In dieser Summe stecken natürlich auch die Aufwendungen für die vielen Stoffe, die auf dem Weg zum Medikament gescheitert sind und die in sie gesetzten Hoffnungen nicht erfüllen konnten. Der eine Wirkstoff, der es zum zugelassenen Medikament gebracht hat, der muss die Kosten für alle anderen mit einspielen.

Zu diesen Kosten zählen auch die Ausrüstung, das Equipment und Hilfsstoffe für den Laboreinsatz. Sie sind die berühmten Schaufeln, die den Goldgräbern das Schürfen erst ermöglichen. Und an denen der Schaufelverkäufer gut verdient, egal, ob der Goldgräber fündig wird oder nicht.

Schaufel-Verkäufer der Gesundheits-Branche

Im Zuge der Aufstockung des deutschen Leitindex DAX auf 40 Werte rückte auch Sartorius in die erste Börsenliga auf. Genauer gesagt die Vorzugs-Aktien des Göttinger Unternehmens.

Sartorius ist ein international tätiger Zulieferer für die Pharma- und Biotechnologie-Branche und hilft Forschern und Ingenieuren dabei, schnellere Fortschritte bei der Entwicklung neuer und besserer Therapien zu ermöglichen.

Sein Geschäft unterteilt Sartorius in zwei Segmente. Bioprocess Solutions fokussiert sich auf Kern-Technologien der Herstellung von Biopharmazeutika wie zum Beispiel Filtration, Fermentation oder Einwegbehälter. Es ist das größere Segment und der Wachstumstreiber im Konzern.

Im zweiten Segment Lab Products & Services bietet Sartorius innovative Lösungen für die Bioanalytik sowie Premium-Laborprodukte. Unter anderem gehört Sartorius hier zu den Marktführern bei Laborwaagen, Pipetten oder Verbrauchsartikeln.

Nachdem die Gesundheitsdebatte viele Jahre lang vor allem von Kosten und Einsparungen dominiert wurde, steht – dank Corona – inzwischen wieder der Nutzen im Vordergrund. Die Bereitschaft, Geld in die Hand zu nehmen, um das Leben zu schützen, zu verbessern und zu verlängern, hat deutlich zugenommen und auch die Staaten schrauben ihre Forschungs-Budgets in die Höhe.

Doch nicht nur die Forschung wird profitieren. Denn Corona hat auch gezeigt, dass unser Gesundheits-System mehrere Flaschenhälse aufweist. Testkapazitäten sind der eine, Labore der andere. Und insbesondere die Laborkapazitäten lassen sich nicht über Nacht ausweiten, sondern es muss eine nachhaltige Infrastruktur aufgebaut werden mit entsprechendem Personal und modernen Gerätschaften. Starke Aussichten für die ganze Branche.

Starke Aussichten, von denen Sartorius enorm profitiert. Die Aktie gehörte schon vor der Pandemie zu den stärksten Werten an der deutschen Börse und durchlief die „Indexliga“ im Galopp. Auf den SDAX folgten der MDAX und nun sogar der DAX-Aufstieg. Doch damit endete die Kursherrlichkeit, wie so oft. Denn nicht selten haben DAX-Neulinge ihre besten Zeiten hinter sich und enttäuschen nach dem Aufstieg in den Börsenolymp.

Beim Blick auf den Sartorius-Kurs kann einem dieser Gedanke auch kommen. Zum Jahreswechsel notierte die Vorzugs-Aktie mit 600 Euro annähernd auf Allzeithoch, aktuell liegt sie über ein Drittel tiefer bei 376 Euro. (Noch) keine DAX-Erfolgsgeschichte.

Sartorius AG Vz. (ISIN: DE0007165631)
WKN / Kürzel
Börsenwert
KGV 21/22/23e
Kurs
716563 / SRT3
23,8 Mrd. EUR
81 / 41 / 36
376,00 EUR


Doch die Kursschwäche ist nicht hausgemacht. Hoch bewertete Wachstums-Werte haben schon länger einen schweren Stand an der Börse, da die Zinswende eingeleitet wurde und steigende Zinsen die Gewinne in der Zukunft weniger wertvoll machen. Damit sinkt in der Rückrechnung ihr heutiger Wert und damit der Wert des Unternehmens. Wachstums-Aktien korrigieren daher seit einiger Zeit.

Darüber hinaus hat Sartorius auch von der Sonder-Konjunktur durch Corona profitiert. Es wurden schnell neue Laborkapazitäten aus dem Boden gestampft und die Anleger befürchten, dass es sich hierbei nur um ein Strohfeuer gehandelt hat. Analog zu vielen Online-Händlern, die ohne Lockdown und Corona-Beschränkungen in eine Umsatzflaute gelaufen sind. Doch Sartorius weiß weiter zu überzeugen.

Starkes 1. Quartal

Der Pharma- und Labor-Ausrüster knackte im 1. Quartal 2022 beim Umsatz mit einem Zuwachs von 30% erstmals die Milliarden-Marke und der um Sonderposten bereinigte operative Gewinn legte um knapp ein Drittel auf 349 Mio. Euro zu. Das waren gut 10% mehr als erwartet worden waren. Dazu beigetragen haben sowohl die Sparte Bioprocess Solutions (BPS), hinter der im Wesentlichen die Tochter Sartorius Stedim Biotech steht, als auch die kleinere Labor-Sparte.

Auch beim Auftragseingang legte Sartorius nochmals eine Schippe drauf und verzeichnete mit 1,1 Mrd. Euro einen höheren Auftragseingang als Umsatz. Vor allem im Segment BPS lag der Zuwachs deutlich über den Erwartungen.

Überzeugende Zahlen, die den Anlegern die Angst davor nehmen sollten, dass es bei Sartorius ohne Corona-Rückenwind zu einem kräftigen Einbruch kommen wird. Das Unternehmen ist stark positioniert und weiter auf Wachstumskurs. Der hohe Auftragseingang sorgt für zusätzliche Sicherheit.


Mein Fazit

Momentan ist die Biotech-Branche nicht die angesagteste und daher halten sich Investoren hier mit Engagements zurück. Da keine fundamentalen Gründe gegen Sartorius sprechen und operativ alles bestens läuft, bietet sich hier durchaus eine Gelegenheit. Die Sartorius-Aktie war immer hoch bewertet und das hat sie nie von weiteren Kurssteigerungen abgehalten.

Das Wachstum des Unternehmens erfolgte stets nicht nur organisch, sondern auch durch geschickte Zukäufe. Das dürfte auch künftig so bleiben. Hier drängen sich durchaus Vergleiche mit den wesentlich größeren US-Wettbewerbern Danaher oder Thermo Fisher auf, die ebenfalls seit Jahrzehnten mit ihrer Buy & Build-Strategie äußerst erfolgreich sind und ihren Anlegern auf lange Sicht weit überdurchschnittliche Renditen beschert haben.

Und bisher waren Kursrücksetzer bei allen 3 Unternehmen immer gute Kaufgelegenheiten. Das kann dieses Mal natürlich anders sein. Aber warum sollte es...?


Die heutige Ausgabe entstand wieder in Zusammenarbeit mit Michael C. Kissig,
Value Investor und Betreiber des Blogs
„iNTELLiGENT iNVESTiEREN“.

Offenlegung wegen möglicher Interessenkonflikte:
Die Autoren sind in den folgenden besprochenen Wertpapieren bzw. Basiswerten zum Zeitpunkt der Veröffentlichung dieses Kommentars investiert: Danaher, Sartorius Vz. & Thermo Fisher

Weitere Informationen dazu findest Du hier...

 

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Viel Erfolg bei Deinen Finanzentscheidungen &
ein schönes Wochenende wünscht Dir

Dein
Armin Brack
Chefredakteur Geldanlage-Report

>> Die nächste Ausgabe erscheint am 30. April

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