Elefanten sind wie die meisten Menschen voll mit Herpesviren. Normalerweise hält das Immunsystem sie in Schach, aber bei Stress klappt das nicht. Dann bricht der Herpes aus. Das ist besonders für Elefantenkinder gefährlich, denn der Herpes der Rüsseltiere führt nicht nur zu Bläschen auf der Zunge, sondern zu inneren Blutungen.
2018 starben daran der Elefantenjunge Kanja (2) und seine Halbschwester Anjuli (3) im Hamburger Zoo. 2022 fanden Tierpfleger in Zürich den kleinen Umesh (2) tot im Elefantengehege. Kurz danach starb seine Schwester Omysha (8), obwohl die Ärzte versucht hatten, sie mit Blutplasmatransfusionen zu retten. Das auf Elefanten spezialisierte Herpesvirus EEHV eine der tödlichsten Krankheiten für junge Elefanten.
Jetzt haben Wissenschaftler vom Baylor College of Medicine in Houston/Texas aber eine mRNA-Impfung gegen Elefanten-Herpes entwickelt, die ähnlich funktioniert, wie die Corona-Impfung: Ein Protein des Virus wird verabreicht, das zwar die Immunreaktion stimuliert, aber nicht krank macht.
Ausprobiert wurde es allerdings nicht an Elefantenkindern, sondern an der betagten Tess, 40, aus dem Zoo in Houston. Die Wissenschaftler prüfen nun, ob sich die Memoryzellen des Immunsystems den Erreger merken und beim nächsten Ausbruch gezielt bekämpfen können. Klappt dies, wollen sie daran anknüpfend eine Impfung für HHV entwickeln. Das ist jener Herpesvirus, der Menschen befällt.
Michael Kneissler Wissen & Gesundheit |