Von der Leyen für EU-Beitritt der Ukraine
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Rheinische Post

Morgenausgabe

Stimme
des Westens

Moritz Döbler

28. Februar 2022

Liebe Frau Do,

heute ist Rosenmontag, so unwirklich das klingen mag. Vor wenigen Wochen schien die Corona-Lage ausgelassenes Feiern unmöglich zu machen. Doch die Relationen haben sich verschoben. Jetzt bleibt einem bei der Lage in der Ukraine das Lachen im Hals stecken. Rosenmontag ist nicht mehr eine praktische Herausforderung, sondern eine emotionale. Kann man Helau (oder auch Alaaf) rufen, während Russlands Präsident die Atomstreitkräfte seines Landes in Alarmbereitschaft versetzt hat? Die große Demonstration in Berlin, die Debatte im Bundestag und auch die vielen Gespräche der Menschen untereinander zeigen, dass nicht nur Sorge die Gedanken bestimmt, sondern auch Mitgefühl. Aber jetzt zunächst zum aktuellen Stand der Nachrichten.  

Heute wichtig:

Kämpfe: In den ukrainischen Metropolen Kiew und Charkiw hat es laut des staatlichen Informationsdienstes der Ukraine am frühen Morgen mehrere Explosionen gegeben. Die russische Offensive gegen Kiew wird derweil nach Angaben des ukrainischen Militärs fortgesetzt. In unserem Liveblog halten wir Sie auf dem Laufenden.

EU: EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen hat sich für einen Beitritt der Ukraine in die Europäische Union ausgesprochen. Auf die Frage einer Journalistin nach einer Aufnahme der Ukraine sagte sie: „Im Laufe der Zeit gehören sie tatsächlich zu uns. Sie sind einer von uns und wir wollen sie drin haben.“

Lemberg: Derweil versuchen immer mehr Menschen, die Ukraine zu verlassen. Die Straßen nach Polen sind verstopft. In der Stadt Lwiw (Lemberg) gibt es keine freien Zimmer mehr, erste Flüchtlinge kommen in Kirchen unter. Cedric Rehmann berichtet in seiner Reportage über die Zustände in der Stadt nahe der polnischen Grenze.

Bundestag: Die Abgeordneten sind gestern für eine Sondersitzung zusammengekommen, Anlass war die Regierungserklärung des Bundeskanzlers zur Ukraine. Ein zentraler Punkt: Für die bessere Ausstattung der Bundeswehr sollen 100 Milliarden Euro fließen. Was Olaf Scholz sonst noch ankündigte und wie die Debatte verlief, schildert Tim Braune.

Meinung am Morgen:

Kehrtwende: Als Reaktion auf die russische Invasion in der Ukraine verändert Deutschland seine Außen- und Sicherheitspolitik drastisch. Die zentralen Punkte der Regierungserklärung von Olaf Scholz bewertet Kerstin Münstermann in ihrem Leitartikel.

Sanktionen: Deutschland hat am Wochenende seinen Widerstand aufgegeben, die ersten russischen Banken werden bereits vom internationalen Zahlungssystem Swift ausgeschlossen. Antje Höning und Birgit Marschall schlüsseln in ihrer Analyse auf, wie der Schritt vollzogen wird und was er bewirkt.

Presse: In Russland lässt sich gerade beobachten, was staatliche Zensur wirklich bedeutet. Begriffe wie „Überfall“, „Kriegserklärung“ und „Invasion“ sind verboten. Der Moskau-Korrespondent Klaus-Helge Donath ordnet die Angriffe auf eine unabhängige Berichterstattung in seiner Analyse ein.

So gesehen:

Eingangs war schon von Rosenmontag die Rede. Der Düsseldorfer Zoch findet ohnehin erst Ende Mai statt, weil er wegen Corona verschoben wurde. Uwe-Jens Ruhnau hat in diesen Tagen den Wagenbauer Jacques Tilly besucht und mit ihm über Wladimir Putin gesprochen, denn der russische Präsident war immer wieder Gegenstand durchaus deftiger Darstellungen auf den Karnevalswagen. Der wunderbare Text (samt der Bilder!) bietet einen passenden Blick auf den Rosenmontag, finde ich. Und vielleicht zeigt sich darin auch, was der Bundeskanzler meinte, als er sagte: „Putin wird nicht gewinnen.“ Denn am Ende gewinnt die Freiheit, zu der im Rheinland eben auch der Karneval gehört. Bis morgen!   

Herzlich,

Ihr

Moritz Döbler

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