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Liebe/r Leser/in,

wir können selbstverständlich nur mutmaßen, was sich der ­Asteroid „2023 DW“ gerade so denkt. Dass ihn Fragen oder gar Selbstzweifel quälen, ist allerdings ziemlich unwahrscheinlich. Derlei kosmische Rocker protzen üblicherweise mit dem Ego eines Kleiderschranks – oder eines Sattelschleppers. Gerne auch einiger Dutzend Sattelschlepper. Der jetzt von der NASA ­aufgespürte Brocken „2023 DW“ verfügt über einen Durchmesser von etwa 50 Metern. Mit 73-facher Schallgeschwindigkeit surft er seit Urzeiten durch unser Sonnensystem. Die Vorstellung, dass ihm irgendetwas mal in den Weg geraten könnte, beunruhigt ihn kaum. Vielleicht langweilt ihn die ewige Umlaufraserei ja. Vielleicht sucht er Randale. Vielleicht will er den Einschlag. Nun, dieser Einschlag könnte, wenn es dumm läuft, vor unserer Haustür (oder noch etwas näher) stattfinden. Im Jahr 2046, das hat die NASA ausgerechnet, schrammt der Asteroid so dicht an der Erde vorbei, dass eine Kollision, wenn auch sehr unwahrscheinlich, eben doch nicht auszuschließen ist. Ob das galaktische Billard zu einem Problem für unseren Planeten werden könnte? Ohne dem Asteroiden zu nahe treten zu wollen: Ich glaube, er ist es, der ein Problem bekommt.

Mag sein, dass es zur Jobbeschreibung von Asteroiden gehört, hier und da andere Himmelskörper zu schubsen oder zu pulverisieren. Mag sein, dass das Universum wegen derartiger Steinschläge bislang kein großes Bohei gemacht hat. Doch „2023 DW“ hat sich das falsche Ziel ausgesucht. Zur falschen Zeit. Zwar galt auch die Erde in der Vergangenheit als beliebtes Ziel für kosmische Geschosse, seit einigen Jahren aber ist sie die Heimat einer bemerkenswerten Spezies. Deren Vertreter machen sich zwar mit geradezu verbohrter Leidenschaft gegenseitig das Dasein zur Hölle. Etwas aber machen sie noch leidenschaftlicher – und noch erfindungsreicher: Sie verteidigen ihr Dasein.

Und weil sie sich nun mal von Asteroiden bedroht sieht, tüftelt die Menschheit auch an allerlei Defensivtricks, um die Erde in Zukunft kraterfrei zu halten. Erst im vergangenen Jahr gelang es, eine NASA-Sonde gezielt auf einem Asteroiden einschlagen zu lassen. Und tatsächlich: Die Wucht des Zusammenpralls veränderte den Kurs des Asteroiden.

„2023 DW“ und seine Artgenossen fliegen harten Zeiten entgegen. Sollten sie der Erde zu nahe kommen, könnten sie sich schon bald einem Drohnenhagel ausgesetzt sehen, der ihnen die Route und damit den Spaß verdirbt.

Kein Wunder, dass all dies für Asteroiden höchst unerwartet kommt. Asteroiden schauen keinen Fußball. Was ein Fehler ist. Denn das Wesen des Spiels ist schlicht kosmisch: Es geht um Flugbahnen und in jeder Sekunde um die Frage, wer wann und wie diese Flugbahnen bestimmen, verändern oder aufhalten kann. Erreicht der Ball den Fuß oder Kopf des Mitspielers? Kann ein Gegenspieler die Flugbahn stören, den Ball aufhalten?

Auf der Flugbahn zum Tor entscheidet sich alles. Jetzt und nur jetzt entscheidet sich der Angriff. Jetzt und nur jetzt entscheidet sich die Verteidigung. In Sekundenbruchteilen entstehen zeit- und atemlose Choreografien. Als der Bayern-Verteidiger Matthijs de Ligt im Rückspiel gegen Paris Saint-Germain den Ball kurz vor der Torlinie aufhielt, rettete er seinen Torwart, sein Team – und in einem höheren Sinn entschied er das Duell mit Paris.

Er tat dies präzise, kunstvoll und unwiderstehlich derb: De Ligt rutschte mit ausgestrecktem rechten Bein in die Flugbahn des Balles. Die gemeine „Grätsche“ mag in Zeiten eines wissenschaftlich hochverfeinerten Fußballs hoffnungslos antiquiert wirken. In Wahrheit aber gehört sie zu den unverzichtbaren Werkzeugen eines Verteidigers. Die Grätsche ist das Manöver des letzten Augenblicks. Wenn nichts mehr geht, vermag sie alles zu wenden.

Die Grätsche ist auch im großen Spiel von großem Wert. Wenn Menschen sich mit dem Schicksal und seiner Flugbahn nicht abfinden wollen, wenn sie etwas erhoffen, wo kaum noch etwas zu hoffen ist, grätschen sie hinein. Gegen alle Wahrscheinlichkeit. Und nicht selten gegen jede Vernunft. So wehren sie sich gegen die scheinbar Unbesiegbaren und gegen das scheinbar Unvermeidliche.

Weil die Unbesiegbaren und das Unvermeidliche gerade Konjunktur haben, erleben wir auch etwas von der Wirkung, die ein scheinbar hoffnungsloser Widerstand entfalten kann.

Auf Kollisionskurs liegen im Übrigen auch die Macher der Ampelkoalition. Bei so ziemlich jedem wichtigen Projekt kreuzen sich die roten, grünen und gelben Flugbahnen. Wer grätscht gegen wen? Fliegt die Regierung auseinander? Im kommenden FOCUS lesen Sie ab Seite 28 alle Hintergründe zum Berliner Crash-Countdown.

Herzlich Ihr

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Markus Krischer,
stellvertretender Chefredakteur FOCUS-Magazin

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