Nachrichten und Geschichten aus dem Freistaat - der Wochen-Rückblick
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6. Juli 2024
Mei Bayern
Geschichten aus dem Freistaat
Deniz Aykanat
Teamleiterin Bayern
SZ Mail
Guten Tag,
meine erste große Geschichte als Reporterin schrieb ich über ein Seniorenheim bei Regensburg. Mein Ressortleiter schickte mich los mit den Worten: „Schauen Sie sich das mal an und bringen Sie eine schöne Geschichte mit, Sie kriegen eine ganze Seite.“ Vor lauter Aufregung war ich zum Termin viel zu früh da und setzte mich erst mal in die Bushaltestelle vor dem Heim. Ich war verwundert, weil ich den langen Weg vom Bahnhof zu Fuß gelaufen war. Es sollte eigentlich keine Busverbindung geben.   

Im Pflegeheim lernte ich dann so einiges – auch über die ominöse Bushaltestelle. Die Pflegekräfte, von denen es schon damals viel zu wenige gab, nannten die Seniorinnen und Senioren lieber Bewohner als Patienten. Das war zu der Zeit recht neu. Es gab ein Gehege voll Kaninchen, um das sich diejenigen, die doch selbst so viel Hilfe brauchten, trotzdem vorbildlich kümmerten. In der Küche wurde nach Rezepten gekocht, die die Bewohner aus ihrer Kindheit kannten. Und an der Bushaltestelle hätte ich bis zum Sankt-Nimmerleins-Tag gewartet.

Der Heimleiter erklärte mir, dass es sich um eine Schein-Haltestelle handelt. Demenzkranke haben oft den Drang, nach Hause zu fahren, und damit sie dabei nicht verloren gehen, gibt es diese Haltestellen. Meist reicht es den Bewohnern, ein Weilchen dort auf den Bus zu warten, bevor sie zurück ins Heim gehen. In der Branche werde er dafür zum Teil heftig kritisiert, erzählte mir der Heimleiter damals. Er würde die Demenzkranken für dumm verkaufen.

Seit jenem Besuch sind viele Jahre vergangen. Inzwischen weiß man, dass die falschen Bushäuschen eine ziemlich gute Idee sind. Inzwischen weiß man auch, dass sich die Lage in der Altenpflege weiter zugespitzt hat. Personal fehlt an allen Ecken und Enden. Standards und Kontrollen wurden eingeführt – doch mit welchem Ergebnis?

Meine Kollegin Nina von Hardenberg war in einem Heim bei Würzburg zu Besuch, das Bußgeld angedroht bekam, weil das Personal länger als fünf Minuten brauchte, um auf die Patientenklingel zu reagieren. In ihrer Reportage geht sie der Frage auf den Grund, was gute Pflege ausmacht – und warum sich das nicht an der Rufzeit messen lässt (SZ Plus).

Ein schönes Wochenende wünscht Ihnen
Deniz Aykanat
Teamleiterin Bayern
SZ Mail
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