Hallo John Do,
offen gesagt, wir haben ein Problem: In der ersten Jahreshälfte hat Campact rund 1.000.000 Euro weniger an Spenden erhalten als im gleichen Zeitraum des Vorjahres. 2016 war das TTIP-Entscheidungsjahr – daher kalkulierten wir für 2017 vorsichtig. Trotzdem sind bislang rund 400.000 Euro weniger an Spenden eingegangen als geplant. Einen solchen Einbruch haben wir in unserer zwölfjährigen Geschichte noch nicht erlebt. Ich möchte Ihnen erklären, was genau passiert ist und wie unser Plan jetzt aussieht.
Seit Jahren basiert unsere Finanzierung komplett auf den Förderbeiträgen und den Kampagnenspenden der 1,9 Millionen Campact-Unterstützer/innen. Im Unterschied zu vielen anderen Organisationen verzichten wir auf Zuschüsse von Ministerien oder sonstigen staatlichen Stellen – und werben auch keine Spenden von Unternehmen ein. Wir glauben, so am besten unsere Unabhängigkeit zu sichern.
Diese Arbeitsweise macht uns stark – und gleichzeitig verletzlich. Im großen Stil erhalten wir nur dann Spenden, wenn kontroverse politische Fragen anstehen: Wenn es um Genmais auf unseren Feldern geht oder den Atomausstieg. Um Wasserprivatisierung oder TTIP. Deswegen macht uns Angela Merkels Wahlkampfstrategie zu schaffen. Im Jahr der Bundestagswahl schläfert die Kanzlerin die politische Debatte ein und vermeidet jede Entscheidung, die viele Bürger/innen gegen sie aufbringen könnte. Von anderen Parteien eignet sie sich die populärsten Forderungen an – wie den Atomausstieg, den Mindestlohn, und jüngst machte sie eine Kehrtwende bei der Ehe für alle.
Nach der Wahl ist es mit der Ruhe vorbei. Insbesondere, wenn die Union künftig, wie in Nordrhein-Westfalen, mit der FDP regieren sollte. Die Rückkehr von Gentechnik droht ebenso wie extrem klimafeindliche Politik. Und auch bei den anderen Regierungskonstellationen wird es zu großen politischen Auseinandersetzungen kommen. Wir glauben, dass wir dann auch wieder mehr Spenden direkt für unsere Kampagnen erhalten. |