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Liebe/r Leser/in,

ab 14 Uhr tagen sie wieder. Spätestens ab 18 Uhr sehen wir dann bei Phoenix und n-tv den leeren Pressesaal im Bundeskanzleramt und warten auf die Auftritte von Bundeskanzlerin Angela Merkel, Berlins Regierendem Bürgermeister Michael Müller und Bayerns Ministerpräsident Markus Söder.

Die Runde der Ministerpräsidenten mit der Bundeskanzlerin ist binnen eines Jahres von einer wichtigen Kriseninstitution zu einem zähen Ritual geworden. Die Rollen sind verteilt, die Maximalforderungen werden vor dem Treffen an die Presse durchgestochen, die verbalen Keilereien live aus der Sitzung getwittert. Inzwischen trägt das Treffen mehr zur allgemeinen Politikverdrossenheit bei, als dass es als hilfreich wahrgenommen würde.

Heute werden die Bundesländer mit Meerzugang dafür plädieren, dass über Ostern Gäste auf ihre Campingplätze und in ihre Ferienwohnungen kommen dürfen. Sie werden auf den Ferienstrom nach Mallorca verweisen und ihrem Unverständnis darüber Ausdruck verleihen, dass man an der Promenade von Palma feiern darf, aber kein Quartier bekommt für den Strandspaziergang auf Hiddensee. Die Gruppe der Vorsichtigen, zu der die Kanzlerin gehört, werden dagegen Tests und Quarantäne-Auflagen für die Mittelmeerurlauber fordern und dabei den schalen Eindruck hinterlassen, dass die Sonnenhungrigen unsere Bemühungen bei der Corona-Bekämpfung unterwandern.

Es ist ein Dilemma mit Ansage. Denn die Urlauber fühlen sich im Recht: In Palma liegt der Inzidenzwert bei 25 Fällen auf 100.000 Einwohner, in Deutschland liegt er bundesweit mehr als viermal so hoch. Und die Reiseveranstalter haben einen kurzen Moment lang aufatmen können nach Monaten, in denen ihre einzige Tätigkeit darin bestand, Mitarbeiter in Kurzarbeit zu schicken, Reisen zu stornieren und Anzahlungen zurückzuerstatten.

Ostern auf Mallorca hat Spaltpotenzial. Dabei sollten die Finger nicht auf Mitbürger weisen, die sich zehn Tage Sonne gönnen, sondern auf Politiker, die zu spät Impfstoff geordert und Ende Februar Tests für jedermann versprochen haben, die es vier Wochen später noch immer nicht flächendeckend gibt. Dass unsere Schulen Osterferien haben, weiß die Politik nicht erst fünf Tage vor Beginn, etwaige Reisebeschränkungen und die Frage, welche Urlaubsform risikoarm möglich ist, hätten die Bundesländer früher diskutieren müssen.

Übrigens: Direkt nach den Osterferien geht die Schule wieder los. Ob dann Kollegium und Schülerschaft allmorgendlich getestet werden? Es wäre dringend Zeit. Wie es geht, können wir seit Monaten in Österreich bestaunen.

Und noch ein Tipp: Am 21. Juni beginnen in Schleswig-Holstein und Mecklenburg-Vorpommern die Sommerferien. Soll niemand Mitte Juni fragen, ob und wie wir die wohl verbringen können ...

Ich wünsche Ihnen einen guten Start in die erste Frühlingswoche!

Mit vielen Grüßen

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Robert Schneider
Chefredakteur FOCUS-Magazin

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