| Es waren am Ende Märchen aus 1001 Nacht: Der vielfach ausgezeichnete „Spiegel“-Reporter Claas Relotius hat Dutzende Geschichten erfunden oder Fakten gefälscht. Zwei Mal schrieb er in seiner Zeit als freier Autor auch für den Tagesspiegel. Zumindest bei einer Story hat Relotius etwas dazugesponnen, wie sich jetzt herausstellt; der Text ist mittlerweile von tagesspiegel.de entfernt. Ein Mann parkte Mittwochmorgen mit seiner weißen S-Klasse in zweiter Reihe am Kottbusser Damm, und als er kontrolliert werden sollte, gab er Gas und verletzte dabei einen Polizisten. Der Beamte zückte die Waffe und schoss – ob in die Luft oder in den Reifen, wird derzeit noch ermittelt. Fest steht: Der Fahrer, Clan-Angehöriger und polizeibekannte Serientäter, konnte entkommen. Hoffentlich liest Boris Palmer das nicht. Offenbar nur mit Waffengewalt freihalten lässt sich wohl auch die Schöneberger Hauptstraße. Dort wurden innerhalb von acht Wochen 1500 Autos von der Busspur abgeschleppt. „Eine Katastrophe“, sagt die zuständige (Un-)Ordnungsstadträtin. Das Unrechtsbewusstsein bei den Falschparkern tendiere gegen null. Null Toleranz herrscht dagegen ab sofort auf der Autobahn A111 im Norden der Stadt. Dort wird der berühmte Tempo-60-Abschnitt nun in beide Richtungen automatisch nach Bleifüßen gescannt. Außerdem nimmt die Polizei stadtweit mehrere Anlagen wieder in Betrieb, die zuvor ein technisches Update erhielten: Einer dieser geölten Blitzer überwacht nunmehr beide Fahrtrichtungen in der Frankfurter Allee, und in der Weddinger Seestraße wartet jetzt sogar ein Laser auf Raser. Im Januar kommen weitere hinzu. Bleiben wir kurz noch im Berliner Norden: In Hermsdorf wehren sich Anwohner gegen Durchgangsverkehr, der ins benachbarte Glienicke in Brandenburg flutet. Sie wollen eine Straße schließen lassen, damit die Autos den Weg über die Bundesstraße nehmen, was ohne weiteres wohl möglich wäre. Doch die zuständige Stadträtin lehnt ab. Aus ihrer Sicht wäre die Schließung ein Symbol – für den erneuten Mauerbau. Berlin will gern die Stadt der E-Mobilität sein, doch der Funke ist noch nicht so richtig übergesprungen. Zur Zeit sind genau 2861 Elektro-Pkw in der Stadt zugelassen – bei rund 1,2 Millionen Autos insgesamt. |
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