wie wäre es denn mal mit einer Talkshow, in der Annalena Baerbock sich mit einem baden-württembergischen Mittelständler, dem Chef eines Wirtschaftsforschungsinstituts und der Vertreterin einer Initiative gegen Windräder auseinanderzusetzen hat? Und zwar mit Blick auf die bündnisgrüne Programmatik? So eine Sendung könnte ja durchaus erhellend sein. Aber im öffentlich-rechtlichen Rundfunk, der sich offenbar immer mehr als Wahlkampfhelfer von Baerbock & Co. versteht, ist so etwas kaum denkbar.

Ist das journalistische Neutralität? 

Wer sich gestern Abend bei „Anne Will“ vorbei geschaut hat, wurde schon gleich mit dem Titel der Gesprächsrunde auf Linie gebracht: „Kann die Union noch Kanzleramt?“, lautete die als Frage formulierte implizite Unterstellung, dass dies natürlich nicht der Fall ist. So war es dann auch keine Überraschung, dass dem Kanzlerkandidaten Armin Laschet prompt die Klimaaktivistin Luisa Neubauer entgegengesetzt wurde. Was alles in Ordnung ist – nur eben unter umgekehrten Vorzeichen kaum vorstellbar. Siehe oben.

Dass Neubauer dem CDU-Bundestagskandidaten und ehemaligen Verfassungsschutzchef Hans-Georg Maaßen nebenbei noch Antisemitismus unterstellte, war da schon fast eine Petitesse. Anne Will wollte sich da auch gar nicht erst groß einmischen und bemerkte lapidar: „Schauen wir uns noch an. Versuchen wir, zu belegen.“ Der Beleg folgte am heutigen Tag mit dem Hinweis auf den anonymen Twitter-Account namens „UnionWatch“, ein nach eigenen Angaben „linkes Informationsmedium“. Wer da noch glaubt, die Öffentlich-Rechtlichen würden auch nur halbwegs journalistische Neutralität walten lassen, hält wohl auch die „Sendung mit der Maus“ für gediegenes Erwachsenen-Fernsehen. Sorgfältiger im Umgang mit Fakten als ihre Kollegen in den Sendeanstalten ist die Maus aber auf jeden Fall.

Ihr Alexander Marguier, Chefredakteur