Liebe Frau Do, ein herrliches, sonniges Wochenende liegt hinter uns. In ganz Deutschland und besonders am Rhein in Düsseldorf herrschte sommerliche Stimmung. Die allermeisten halten sich an die behördlichen Auflagen und versuchen, das Beste daraus zu machen: zu zweit, mit der Familie oder beim Laufen auf den Uferwegen. Aber viele beginnen sich zu fragen, wann die Einschränkungen aufgehoben werden. Am 13. September sollen in NRW Kommunalwahlen abgehalten werden. Noch lange hin? Warum das Datum dringend verschoben werden sollte, schreibt Max Plück, unser neuer Chefkorrespondent für Landespolitik, in seinem Leitartikel. Ähnlich sehen es die kommunalen Spitzenverbände, die dem Innenministerium gemeinsam geschrieben haben. In dem Brief, der uns vorliegt, bitten sie „um zeitnahe Prüfung aller Handlungsoptionen“. Vor drei Wochen fanden Kommunalwahlen in Bayern statt, wahlberechtigt waren rund zehn Millionen Menschen, darunter meine Eltern, 90 und 84 Jahre alt. Natürlich gingen sie hin, weil sie in ihrem Leben zu viel erlebt haben, als dass sie sich das nehmen ließen. Ich fand das schon damals Irrsinn und hätte eine Verschiebung gut gefunden. Gott sei Dank ging es gut, jedenfalls für meine Eltern und das Seniorenheim, in dem sie leben. Aber inzwischen gibt Bayern den Takt unter den Bundesländern vor. Während seine Amtskollegen noch diskutierten, erließ Ministerpräsident Markus Söder (CSU) schon Ausgangssperren. Und während die anderen den Pflegekräften applaudieren, kündigt er an, ihnen im Freistaat eine Sonderprämie von 500 Euro zu zahlen. Unsere Berliner Finanzkorrespondentin Birgit Marschall argumentiert in ihrem Leitartikel, dass jetzt nicht die Zeit des Knauserns und Zauderns sei. Nur: Wollen wir wirklich einen Wettbewerb der Bundesländer in dieser Frage? Noch weniger, als die Länder an einem Strang ziehen, tun dies allerdings die Mitgliedstaaten der Europäischen Union. Matthias Beermann, unser Chefkorrespondent für Außenpolitik, sieht darin eine große Gefahr für die Staatengemeinschaft, wie er in seinem Essay in der Reihe "Corona Einsichten" schreibt. Und die wahre Bewährungsprobe kommt wohl erst nach Corona: wenn nämlich die Folgen der Rezession zu bewältigen sind. Doch noch ist die Krise nicht vorbei, und wir erfahren immer mehr über das Virus. Wie unser Medizinexperte Wolfram Goertz berichtet, sind nicht nur das Alter, Diabetes, Bluthochdruck, Übergewicht und Vorerkrankungen der Lunge Risikofaktoren, sondern möglicherweise auch das Geschlecht. Jedenfalls berichtet die Uniklinik Aachen, dass zwei Drittel ihrer ersten 50 Fälle mit schwerem Verlauf Männer betrafen. Aktuell zählt NRW mehr als 20.000 Infizierte, mehr als 250 sind gestorben. Unser Datendossier liefert ständig aktuell die wichtigsten Statistiken rund um die Pandemie für NRW, Deutschland und die Welt, unser Liveblog die wichtigsten Nachrichten - so wurde am Abend bekannt, dass der britische Premier Boris Johnson wegen offenbar anhaltender Symptome in ein Krankenhaus eingeliefert worden ist. Mit Palmsonntag hat gestern die Karwoche begonnen, an deren Ende das Osterfest steht, das in diesem Jahr für viele Menschen unwirklich sein wird. Die Kreuzigung Jesu steht ja für ein gewalttätiges Ostergeschehen. Unser Kulturchef Lothar Schröder hat sich mit Bischof Franz-Josef Overbeck in einem Interview über Gewalt und den Glauben unterhalten. "Gottes Liebe geht alle Wege des Lebens und Leidens mit", sagt der Leiter des Bistums Essen, der auch als Militärbischof der Bundeswehr fungiert. Auch wer seine Kraft nicht aus dem Glauben zieht, kann vielleicht mit diesem Gedanken etwas anfangen. Denn so schwierig diese Corona-Zeit auch sein mag, für fast alle von uns steht das Leiden in keinem Verhältnis zu dem früherer Generationen. Lassen Sie uns gelassen und friedvoll in die neue Woche starten. Herzlich Ihr Moritz Döbler Mail an die Chefredaktion senden P.S.: Wenn Ihnen dieser Newsletter gefällt, empfehlen Sie die "Stimme des Westens" weiter! |