Der Pfad am Fluss Als Anna nach dem Klinikaufenthalt zum ersten Mal wieder draußen stand, wusste sie nicht so recht, wohin mit sich. Die Geräusche der Stadt waren zu laut, die Menschen zu wuselig, die eigenen Gedanken zu wirr. Ihr alter Nachbar im grauen Haus riet ihr: "Geh zum Fluss. Der redet nicht - der hört einfach nur zu." Also ging sie. Erst zögerlich, mit schweren Schritten, dann Tag für Tag ein Stück weiter. Der schmale Pfad am Ufer war gesäumt von sich wiegendem Schilf und leuchtend grünen, moosbedeckten Steinen. Schillernde Libellen schwebten im Zickzack-Flug über dem Wasser, und das leise Plätschern klang wie ein Flüstern: Atme Anna. Du bist hier richtig. Nach einigen Wochen sagte ein Freund zu ihr: "Du siehst anders aus und du wirkst ruhiger und ausgeglichener." Anna lächelte nur und sagte: "Ich war am Fluss." Aus den Staubwedelgeschichten von C. H. Brombach |