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Kurzstrecke |
Tagesspiegel Checkpoint vom Freitag, 20.10.2023 | Dauerregen bei 7°C. | ||
+ Wall AG darf keine Vermisstenplakate für 200 israelische Hamas-Geiseln aufhängen + Neue Daten der Gesundheitsverwaltung zeigen Berlins Kiff-Verhalten + Am Sonntag öffnet das Pergamon-Museum zum letzten Mal vor der jahrelangen Sanierung + |
von Margarethe Gallersdörfer und Thomas Lippold & Lotte Buschenhagen |
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Guten Morgen, der Nahostkonflikt fordert wie wohl kein anderer dazu heraus, mehrere Wahrheiten nebeneinander stehen zu lassen. Wie diese beiden: Wenn Jüdinnen und Juden sich 2023, 90 Jahre nachdem die Nazis an die Macht kamen, in der deutschen Hauptstadt nicht mehr sicher fühlen, ist das eine „Schande“ (Kai Wegner) und ein unerträglicher Zustand. Gleichzeitig muss auch palästinensischstämmigen Berliner:innen erlaubt sein, gegen Israels Beschuss und die Folgen für die Zivilbevölkerung in Gaza zu protestieren – so lange das nicht in blinden Judenhass ausartet. Dass propalästinensische Demos in Berlin derzeit oft von vornherein verboten werden, ist ein Problem – und erhöht möglicherweise auch die Gewaltbereitschaft bei den illegalen Protesten, schreibt mein Kollege Julius Geiler in diesem lesenswerten Kommentar. | |||
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Eine Sauerei ist auch, dass Berlins Synagogen demnächst wohl mit Gittern geschützt werden müssen (Q: B.Z.) – und dass die Wall AG eine Anzeigenreihe der Kolleg:innen von den „Salonkolumnisten“ ablehnen musste. Vermisstenanzeigen für die knapp 200 von der Hamas als Geiseln genommenen Israelis wollte der Geschäftsführer des Meinungsportals, David Harnasch, auf den Displays der Firma in Mitte schalten – verbunden mit der Forderung, diese Menschen „lebendig nach Hause zu bringen“. Die Motive liegen dem Checkpoint vor. Was kann dagegensprechen? Das Land Berlin und die BVG offenbar, denen die Wall als Vertragspartner „politische“ Anzeigen zur Genehmigung vorlegen muss. Harnaschs Einwand, es handele sich nicht um eine politische Kampagne, sondern um Werbung für eine „fundamentale Geste der Menschlichkeit“, blieb ungehört. Wir haben mal nachgefragt bei der zuständigen Verkehrsverwaltung – und Tatsache: „Die Gefahr einer konfliktverschärfenden Wirkung mit Folgen für die öffentliche Sicherheit, sowie das Risiko für die Werbeanlagen und letztlich damit auch für die Firma Wall sind zu groß“, schrieb eine Sprecherin. „Ungeachtet dessen stehen wir fest an der Seite Israels.“ Hm. Ob sich da nicht doch noch ein Plätzchen findet? Kleiner Trost: Das Junge Forum der Deutsch-Israelischen Gesellschaft (JuFo) hat am Mittwochabend bereits vorgelegt – mit 200 Plakaten zur Erinnerung an die Ermordeten und Entführten. Sie hängen in Prenzlauer Berg und Friedrichshain, und sollen auch nach Moabit und Charlottenburg kommen. Bitter: Viertel wie Kreuzberg oder Neukölln seien ohne Sicherheitsvorkehrungen derzeit für die Plakat-Aktion „undenkbar“, sagte JuFo-Chef Constantin Ganß der dpa. | |||
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Trotz der Ausschreitungen im Namen Palästinas sieht SPD-Innensenatorin Iris SprangerBerlin „noch nicht am Limit“ (Q: RBB). Wie sie darauf kommt, erführe man angesichts solcher Nachrichten allerdings schon gern: Der ehemalige Abgeordnete Marcel Luthe hat seine Anti-Hamas-Demo durch Neukölln, geplant für heute Mittag, abgesagt – aus Sicherheitsgründen. Unter anderem wollte Luthe vor der als Salafisten-Treffpunkt geltenden Al-Nur-Moschee 200 Helium-Ballons mit der Aufschrift „Free Gaza from Hamas“ aufsteigen lassen. Warum ihm die Sache nun doch zu brenzlig wird, erklärt mein Kollege Alexander Fröhlich. | |||
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Das Limit der Sicherheitsbehörden könnte an diesem Wochenende weiter ausgereizt: Nachdem es auf der Sonnenallee am Donnerstagabend, anders als in den Nächten zuvor, verhältnismäßig ruhig blieb, könnte die Situation sich am Wochenende noch einmal zuspitzen – dem Vernehmen nach vor allem am Sonnabend. Wie die Berliner Polizei sich auf weitere mögliche Ausschreitungen vorbereitet, erfahren Sie hier. Wie aufgeheizt die Stimmung ist, verdeutlichte auch das falsche Gerücht von einem Kind, das bei den Protesten in Neukölln am Mittwochabend gestorben sei. Es handelte sich aber – zum Glück – laut Polizei wohl um einen 16-Jährigen, der ins Krankenhaus gebracht wurde, aber nur „leicht benommen“ gewesen sein soll. | |||
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Wie oft setzt Berlin die grüne Brille auf? Die Gesundheitsverwaltung weiß es – und macht Menschen in ihren 30ern (mir, ich meine mich selbst) nebenbei eine kleine Freude: + Rund die Hälfte der Berlinerinnen und Berliner im Alter von 15 bis 64 Jahren hat schon mal Cannabis konsumiert. + Jeder zehnte Berliner und jede 20. Berlinerin konsumiert mindestens einmal pro Monat, wobei der Konsum „im jungen Erwachsenenalter“ – von 18 bis 39 Jahre (!) – am häufigsten ist. Am meisten wird Marihuana geraucht, also die getrocknete Blüte der weiblichen Pflanze. Eine:r von vier Konsument:innen raucht Haschisch, also das Pflanzenharz. Eine geringe Rolle spielen außerdem essbares Cannabis sowie Cannabis-Öl. + Der Anteil der Bevölkerung, der Cannabis konsumiert, liegt in Berlin deutlich über dem Bundesdurchschnitt. + 2021 wurden in Berlin über 1.000 Personen mit der Hauptdiagnose „psychische und Verhaltensstörung durch Cannabinoide“ stationär behandelt (28 Behandlungsfälle pro 100.000 der durchschnittlichen Bevölkerung), wobei die Zahlen im Vergleich zum Jahr 2010 angestiegen sind. Auffällig auch: Obwohl Cannabis besonders für sich noch entwickelnde Gehirne gefährlich ist, ist das Durchschnittsalter der Patient:innen seitdem von 25 auf 29 Jahre gestiegen. | |||
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