Marktbericht
30.03.2016

Wann haben Sie Ihrer Bank das letzte Mal Geld geliehen?
 
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Mit dem Geld ist es wie mit der Liebe: Man kann nie genug davon haben, aber wirklich verstehen tut sie keiner. Fragen Sie Lieschen Müller und Max Mustermann mal danach, was Geld eigentlich ist. Sie werden mit aller Wahrscheinlichkeit dieses an sich wertlose, aufwendig bedruckte Papier namens Bargeld beschreiben, dass wir so selbstverständlich mit uns herum tragen und als Gegenleistung für unsere Arbeit akzeptieren. Dass erst der Staat dieses Papier per Gesetz zum allgemeinen Zahlungsmittel erklärt und es seinen Wert nur deshalb behält, weil wir als Gesellschaft darauf vertrauen, ist dabei nur den wenigsten bewusst. Die Muster-Müllers dieser Welt stellen sich in der Regel auch riesen große Tresore in den Kellern der Banken vor, in denen all das Geld in bar liegt, dass die Kunden der Bank zur Verwahrung überlassen haben. Vermutlich brauchen wir diese bildliche Vorstellung von Geld als etwas Materielles, das man sehen und anfassen kann. Es ist auch für mich, der ich mich seit Jahren für diese Thematik interessiere, immer noch schwer vorstellbar, dass tatsächlich nur weniger als ein Zehntel unseres Geldes überhaupt in bar existiert. Der Rest ist reines Buchgeld.

Unsere Giroguthaben, Tagesgeldkonten und Sparguthaben werden von privaten Banken auf dem Wege der Kreditvergabe faktisch aus dem Nichts erschaffen. Rein rechtlich ist dieses Giralgeld nicht einmal mehr gesetzliches Zahlungsmittel, sondern privates „Geschäftsbankengeld“ das lediglich eine Forderung gegenüber der Bank auf Aushändigung von staatlichem Bargeld darstellt. Die Bank verwahrt Ihr Geld also nicht für Sie, sondern sie leiht es sich von Ihnen. Sie werden also ganz unverhofft mit jedem Cent auf Ihrem Konto zum Gläubiger Ihres Kreditinstituts. Und jetzt seien Sie mal ehrlich: Wann haben Sie zuletzt die Zahlungsfähigkeit und Haftungsmasse Ihrer Bank überprüft?

Es ist schon erstaunlich wie selbstverständlich wir heute sowohl der Kaufkraft unseres Geldes als auch den privaten Banken vertrauen, denen wir es überlassen. Noch vor 100 Jahren hätte wahrscheinlich niemand eine Währung ohne Edelmetalldeckung akzeptiert, geschweige denn sein Geld bei einer Bank eingelagert, die noch vor kurzem staatlich gerettet werden musste. Würden Sie freiwillig jemandem Geld leihen, der erst vor 6 Jahren das letzte Mal wegen seiner Spielsucht pleite ging und jetzt felsenfest behauptet, dass er ein Idioten-sicheres Gewinn-System gefunden hat? Er müsse dazu nur wieder am Tisch mit den höheren Einsätzen mitspielen...

Es gehört zum Geschäftsmodell einer jeden Bank, mit möglichst wenig Eigenkapital zu wirtschaften und so den Hebel auf das eingesetzte Kapital zu maximieren. Das hierbei in wirtschaftlich stabilen Zeiten gerne die Risiken zu Gunsten höherer Gewinne außer Acht gelassen werden, hat uns die Finanzkrise ab 2008 unmissverständlich spüren lassen. Schon geringe Wertkorrekturen zuvor noch als sicher eingestufter Anlageklassen - wie damals Immobilienkredite oder in naher Zukunft vielleicht bestimmte Staatsanleihen - können die Bilanzsäulen unserer Kredittempel so gehörig ins Wanken bringen, dass sie nur noch der Staat, oder genauer, der Steuerzahler vor dem Einsturz bewahren kann.

Von dem Management der Finanzinstitute jedenfalls ist weiterhin wenig Vorsicht und Voraussicht zu erwarten. Wer an Quartalsergebnissen gemessenen und in Aktienoptionen bezahlt wird, hat naturgemäß wenig Anreiz zum renditeschmälernden Eigenkapitalaufbau. Die Stabilität unserer Banken und damit die Sicherheit unserer Einlagen – oder besser Leihgaben - hängt damit wohl oder übel von der öffentlichen Regulierung und Aufsicht dieser Institute ab. Ich überlasse Ihnen die Beurteilung, ob die in Folge der Finanzkrise ergriffenen Maßnahmen von EFSM über die Europäische Bankenregulierung bis hin zu Basel 3 die Grundprobleme unseres überschuldeten Kreditgeldsystems beheben oder nur die akuten Symptome kurzfristig mildern konnten.

Ich jedenfalls frage mich bis heute, wie Frau Merkel und Herr Schäuble inmitten der Krise alle Einlagen bis zu 100.000 Euro garantieren konnten, wenn faktisch überhaupt nur jeder zehnte Buch-Euro in Bar existiert. Dieses uneinlösbare Versprechen diente offensichtlich der Beruhigung der Massen und ist, meines Erachtens nach der beängstigende Beweis dafür, wie nah wir damals einem waschechten Bankrun gewesen sein müssen. Wenn ich Sie jetzt ein wenig beunruhigt habe, dann habe ich mein Ziel erreicht. Sie wissen ja, was Sie gegen dieses ungute Gefühl unternehmen können...

Sönke Mißfeld
 
 
 
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Ohne die Verteidigung von Demokratie und Freiheit ist auch die Marktwirtschaft verloren
 
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Nach jedem terroristischen Anschlag in Europa zeigen Politiker regelmäßig große Anteilnahme und Bestürzung und beschwören reflexartig den Zusammenhalt eines Europas, das sich niemals dem Terrorismus beugen oder sich in seiner westlich freien Lebensführung einschränken lassen werde. 

Und was folgt aus diesen Worten? Kehrt man wie bislang üblich wieder zum normalen Tagesgeschäft zurück und verweist darauf, dass es 100 Prozent Sicherheit eben nicht geben kann? Stumpfen wir also an der terroristischen Gefahr ab, die aufgrund ihres mittlerweile vorhandenen Gewöhnungseffekts die finanz- und realwirtschaftliche Stimmung ohnehin nicht mehr so massiv schädigt wie noch nach früheren Terroranschlägen?






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