Daniel Pipes

Warum ich kein Populist bin

von Daniel Pipes
Washington Times
26. November 2019

http://de.danielpipes.org/19162/warum-ich-kein-populist-bin

Übersetzung: H.Eiteneier

Der Populismus ist im Westen stark vorangekommen. Aber er ist fehlgeleitet und ich hoffe sehr, dass er scheitert.

Es gibt keine Standard-Definition für Populismus, aber er beinhaltet immer einen Grad an Abwertung der Reichen und Mächtigen, während das tugendhafte und unschuldige gewöhnliche Volk gepriesen wird. Populisten schreiben der habgierigen, privilegierten und ausbeuterischen Elite obszöne, eigennützige Motive zu. Ließe das Landvolk sich nur mobilisieren, argumentieren sie, dann könnte es diese die Herrscherklasse vertreiben, ersetzen und seinen gerechten Anteil einfordern.

Der Populismus hat linke und rechte Versionen, in den USA geführt von Bernie Sanders und Donald Trump. Linke konzentrieren sich gewöhnlich auf Geld (Occupy Wall Streets 1%, die Milliardäre von Sanders), während Rechte Insider-Einfluss angreifen (Der Sumpf der Tea Party, Steve Bannons "Deep State"). Nur sehr gelegentlich stimmen sie zu einem gemeinsamen Feind überein, wie im Fall der Globalisten.

Trump und Sanders sind Amerikas führende Populisten; sie repräsentieren die rechte und die linke Version.

Populismus muss nicht auf Verschwörungstheorien setzen, tut das aber oft, da diese hübscher erklären, wie eine so winzige Mehrheit sich solchen Wohlstands und Einflusses erfreuen kann. Ebenso muss er sich nicht Antisemitismus zuwenden, aber es besteht ständig die Versuchung Juden als reich und mit guten Verbindungen ausgestattet oder beides herauszuheben.

Ich bin kein Populist. Ich mache nicht die Reichen oder die Bürokraten für unsere Probleme verantwortlich; vielmehr mache ich die Linke verantwortlich.

Zweieinhalb Jahrhunderte lang ist die Linke ein Brunnen furchtbarer Ideen gewesen, der Sozialismus ist der herausragendste, aber auch vieles andere, darunter: der edle Wilde, dass auf Gleichheit mehr Wert gelegt wird als auf Freiheit, Progressivismus, ein Verwaltungsstaat, dass das Persönliche politisch ist, der menschgemachte Klimawandel, weiße Schuld, Ehe für alle und die Bewegung für bewusste Kinderlosigkeit.

Sicherlich unterstützen einige Milliardäre und Senatoren diese schlechten Ideen; aber viele tun das nicht. George Soros und Elizabeth Warren tun es, Sheldon Adelson und Ted Cruz tun es nicht. Das Problem ist nicht, dass jemand reich oder mächtig ist, sondern wie der denkt. Es ist also ein Fehler, wahllos hinter der Elite her zu sein.

Soros und Adelson sind zwei der führenden politischen Spender Amerikas.

Darüber hinaus hat die Elite wichtige Rollen: Die meisten Reichen haben ihr Geld damit verdient Wohlstand zu schaffen und die Regierung muss sich auf Bürokraten verlassen, um zu funktionieren. Sie zu zerstören richtet irreparablen Schaden an; werfen Sie zum Beispiel einen Blick auf Venezuela und stellen Sie sich vor, welchen Schaden Jeremy Corbyns Linkspopulismus in Großbritannien anrichten würde. ("Superreiche bereiten sich darauf vor Großbritannien 'innerhalb von Minuten' zu verlassen, wenn Labour die Wahl gewinnt", lautete eine Schlagzeile.)

Auch der Supreme Court zeigt die Grenzen populistischer Wut. Fast per Definition kommen Kandidaten für das Gericht aus gebildeten und elitären Kreisen. (G. Harrold Carswell hat das bereits 1970 klargestellt.) Das Privileg und die Kurtagen eines Richtgers zählen unendlich weniger als sein gesunder Menschenverstand und seine Fähigkeit Ideen zum Ausdruck zu bringen.

Vor kurzem hatte ich etwas Spaß mit einem Leserbrief. Es ging um einen Artikel von Christopher DeMuth in der Claremont Review of Books von Charles Kesler, den ich las. Darin führt DeMuth zwei Idealtypen ein, Überaller ("Kosmopoliten, gebildet, mobil und vernetzt") und Irgendwos ("verwurzelt in ... ihren Familien, Vierteln, Vereinen und Religionen"). Es war alles sehr überzeugend, außer dass der Autor DeMuth, der Herausgeber Kesler und ich, der Leser, eingetragene Überaller sind (wir alle drei haben Abschlüsse aus Harvard), die die Ansichten von Irgendwos verfechten. Stereotype führen einmal mehr in die Irre.

Trump (Abschluss an der University of Pennsylvania 1968, NBC, Nr. 275 auf der Forbes-Liste der reichsten Amerikaner) gilt als partieller Populist. Das ist der Grund, dass Bannon, von dieser Teilweisigkeit frustriert, schnell aus seiner Administration ausschied. Trump greift die Elite-Medien und die Geheimdienste an, aber weder die Reichen (natürlich nicht, er ist ja einer von ihnen) noch die Juden (obwohl man sich leicht vorstellen kann, dass seine latenten Stereotype hervorbrechen).

Populismus ist eine einfache Antwort auf ein komplexes Problem. Wie Rassismus schreibt er fälschlich einer vielfältigen Bevölkerung ein Charakteristikum zu. Wie Rassismus ist er ein ignoranter, boshafter Impuls, der auf Grundlage von Unwahrheiten Basisinstinkte befriedigt. Er kann keine Probleme lösen, sondern schafft neue.

Sind Sie unzufrieden mit der Richtung der Vereinigten Staaten, in die die Vereinigten Staaten steuern? Dann konzentrieren Sie Ihre Aufmerksamkeit auf die wirklichen Probleme: die linke Elite – Politiker, Bürokraten, Journalisten, Intellektuelle, Lehrer, Künstler usw. Die Linke brachte uns die Sowjetunion, das kommunistische China und Desaster in Kuba, Kambodscha und Vietnam. Heute ruiniert sie aktiv Europa. Warren will eine Reichensteuer verhängen, Fracking verbieten, ein Regierungsmonopol auf Gesundheitsfürsorge schaffen und das Electoral College (die Wahlmänner) abschaffen.

Also seien Sie schlau und lehnen Sie die Linke ab, nicht die Elite.

Das Bild der Washington Times zu diesem Artikel.

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