Liebe/r Leser/in, seit sich die Bilder der Feuer im Amazonas-Regenwald in mein Hirn brannten, zieht eine gewisse Angst in mir auf, wenn ich Fotos gewaltiger Brände zu sehen bekomme. In dieser Woche waren es die Satellitenaufnahmen der schwarzen Rauchwolken über Saudi-Arabien: Die größte Ölförderanlage der Welt stand in Flammen!
Großer Gott, auch das noch, dachte ich zu Beginn der Woche, die ganz im Zeichen des Klimaschutzes stand. Am Freitag wurde weltweit demonstriert, während zeitgleich in Berlin das Klimakabinett der Regierung tagte und einen Maßnahmenkatalog diskutierte – es geht unter anderem um Abwrackprämien für Ölheizungen und zusätzliche Kaufanreize für Elektrofahrzeuge.
Ein Thema spielte indes kaum eine Rolle: der Pendel-Irrsinn der Regierungsbeamten, die seit rund 20 Jahren zwischen Bonn und Berlin hin- und herjetten. Allein im Jahr 2018 buchten Angestellte und Beamte unserer Regierung 109.422 Tickets für mehr als 200.000 Hin- und Rückflüge zwischen Bonn und Berlin. Im selben Zeitraum pendelten Beamte lediglich 26.661-mal mit der klimafreundlicheren Bahn. FOCUS hat die Deutschen gefragt, was sie davon halten, dass es heute nach wie vor zwei Regierungssitze gibt. Die Antwort ist eindeutig: Die Mehrheit der Bundesbürger würde diesen Zustand gern geändert sehen – auch vor dem Hintergrund der Klimadiskussion.
Wenn über den Klimawandel berichtet wird und über das, was Menschen und Regierungen dagegen tun können, geht es oft um Verbote, um Kosten und Mühen. Doch eine neue Studie zeigt, dass Klimapolitik auch finanzielle Vorteile mit sich bringen kann – in Billionenhöhe.
Eine Kommission unter dem Vorsitz des ehemaligen Uno-Chefs Ban Ki-moon, der Weltbank-Chefin Kristalina Georgieva und des Microsoft-Gründers Bill Gates hat ein Jahr lang Daten gesammelt und analysiert. Jetzt liegt der Abschlussbericht vor: Demnach werden Klimaschutzmaßnahmen weltweit in den fünf wichtigsten Kategorien rund 1,64 Billionen Euro bis 2030 kosten. Ihr Nutzen dürfte aber weit größer ausfallen: Die Kommission geht von einem Gewinn von 6,4 Billionen Euro aus. Dazu haben die 34 Fachleute der „Global Commission on Adaptation“, wie sie offiziell heißt, fünf Bereiche definiert: Frühwarnsysteme für extreme Wetterlagen wie etwa Stürme oder Fluten, umweltfreundlichere Infrastrukturen, Trockenfeldbau, der Schutz von Mangrovenwäldern und besseres Wasser-Management.
Kommende Woche will UN-Generalsekretär António Guterres auf einem Sondergipfel zu mehr Klimaschutz aufrufen, denn ausgerechnet die größten Klimasünder lehnen momentan noch strengere Ziele ab.
„Es bringt nichts, der Menschheit permanent Angst einzujagen, man kann nur fordern, dass alle Staaten und Regierungschefs sich bemühen und zusammenstehen.“ Auch dieser Satz von Reinhold Messner, der vor zwei Ausgaben der Titelheld von FOCUS war, ist ein Ratschlag für die Ewigkeit.
Ich wünsche Ihnen (und mir) ein schönes Wochenende! |