Ausgabe vom 25.10.2021

Warum neue Allzeithochs kein Widerspruch zur fundamentalen Lage sind

Warum neue Allzeithochs kein Widerspruch zur fundamentalen Lage sind
von Torsten Ewert

Sehr verehrte Leserinnen und Leser,

da erheben wir hierbei Stockstreet den Anspruch, unsere Leser über das Börsengeschehen aufzuklären, und dann das: Auf meinen Beitrag der Vorwoche schrieb mir ein Leser, dass wir Widersprüchliches von uns geben. Während ich am vergangenen Montag schon die Jahresendrally ausrief, erwartete Sven Weisenhaus noch am Freitag zuvor eine weitere Korrektur. „Ja, was denn nun?“, wollte der Leser wissen.

„Müssen“ die Börsen der Konjunktur folgen?

Nun könnte ich es mir einfach machen und darauf verweisen, dass die US-Indizes zum Teil schon wieder neue Hochs erreicht haben, was eher für Rally als für Korrektur spricht. Oder ich könnte erklären, dass das Eine das Andere nicht ausschließt – also zunächst noch eine kleine Korrektur, dann die Jahresendrally.

Aber letztlich geht es bei der Leserfrage darum, ob sich die Aktienmärkte sklavisch an die „Vorgaben“ der Konjunkturdaten halten müssen oder nicht. Dazu hatten wir bei Stockstreet schon öfter den Vergleich von Wirtschaft und Börse mit Herrchen und Hündchen benutzt, um zu illustrieren, dass die Börse eben nicht ständig dem Pfad der Wirtschaft folgt, sondern – wie ein Hündchen an der Leine – mal vorausläuft, mal hinterherhinkt.

Es ist also keineswegs so, dass die jüngste, kräftige Erholung und der Ausbruch einiger US-Indizes auf neue Allzeithochs ein Widerspruch zur scheinbar mauen fundamentalen Lage sind. Die Märkte sind sehr gut darin, große, berechenbare Trends, wie die Konjunkturentwicklung, einzuschätzen. Daher könnten mit den jüngsten Turbulenzen die verschlechterten Konjunkturaussichten inzwischen eingepreist sein.

In Deutschland scheint es düster auszusehen

Und es ist ja keineswegs so, dass an allen Aktienbörsen Freude und Sonnenschein herrschen. Der DAX z.B. hing den US-Indizes deutlich hinterher und hat sich in der Vorwoche im Gegensatz zu diesen kaum bewegt. Wie Sven Weisenhaus dazu erst am Freitag richtig angemerkt hat, passt diese Kursentwicklung zur Skepsis der Unternehmen, die sich in den einschlägigen Einkaufsmanagerindizes niederschlägt. Im Gegensatz dazu hellte sich die Stimmung in den US-Unternehmen zuletzt wieder auf. Und auch die laufende Quartalsberichtssaison zeigt, dass in den USA die Geschäfte der Unternehmen noch rund laufen.

In Deutschland scheint es dagegen düster auszusehen. So wurde Mitte Oktober das neueste Herbstgutachten der führenden Wirtschaftsforschungs­institute für Deutschland vorgestellt. Darin mussten die Ökonomen eingestehen, dass sich ihre bisherige Sicht der Dinge als falsch erwiesen hat. Die deutsche Wirtschaft dürfte in diesem Jahr statt um 3,7 nur um 2,4 Prozent zulegen.

Damit reihen sich auch diese Experten in die Gruppe derjenigen ein, die ihre Konjunkturerwartungen reduzieren. So erwartete das ifo-Institut vor einem Jahr ein Wachstum von 5,1 % in Deutschland. Im Juni lag der Schätzwert nur noch bei 3,3 %. Und Anfang Oktober hat die Helaba ihre Konjunkturprognose für Deutschland für 2021 von 3,0 auf 2,6 Prozent zurückgenommen.

Die Autobranche, Deutschlands Sorgenkind?

Dass die Aussichten für Deutschland so gedämpft sind, dürfte vor allem an Deutschlands Vorzeigebranche liegen, der Automobilindustrie. Sie musste im Juli einen Produktionseinbruch von 44 % gegenüber dem Vorjahr, dem Krisenjahr (!) 2020, hinnehmen, wie der Verband der Automobilindustrie (VDA) Anfang Oktober mitteilte. Damit liegen die aktuellen Stückzahlen fast 60 % unter dem Vor­krisenniveau.

Und während manche Unternehmen das Luxusproblem haben, dass ihre Kunden sie zwar mit Aufträgen überhäufen, die sie aber mangels Material und Rohstoffen nicht ausführen können, haben viele Autozulieferer das existenzielle Problem, dass ihnen die Hersteller aufgrund dieses Produktionseinbruchs keine Teile abnehmen. Also geraten sie in Liquiditätsprobleme, und erste Zulieferer sind dadurch auch schon pleite gegangen.

Und dennoch: Wenn die Ökonomen ihre Prognosen reduzieren und die Me­dien vor Konjunkturrisiken warnen, kann man darauf wetten, dass die Märkte dies alles schon längst eingepreist haben. Vielleicht werden die Materialknappheit und die Lieferengpässe noch etwas länger anhalten, als manche derzeit hoffen. Aber sie werden nicht ewig bleiben. Wann und wie genau sich diese Belastungen verflüchtigen, bleibt offen. Aber sie werden verschwinden. Und genau darauf setzen die Börsen.

Natürlich kann es sein, dass die Börsianer dabei schon wieder zu optimistisch sind. Dann werden sie ihre Ansicht nochmals korrigieren müssen, was dann zu besagter Korrektur, also fallenden Kursen, führen könnte.

Wie weit die Börsianer jetzt vorausschauen

Allerdings würde ich darauf nicht wetten. Die Erfahrung lehrt, dass die Investoren nach dem 3. Quartal jedes Jahres ihre Blicke nicht nur drei oder sechs Monate nach vorne richten, sondern auf das gesamte folgende Jahr, also fast 15 Monate. Und im nächsten Jahr sollte nicht nur die Pandemie endlich vorbei sein, sondern auch deren Nachwehen, wie Material- und Lieferengpässe.

Wenn wir also auf die aktuelle Lage schauen oder auf die nähere Zukunft (einige Wochen, wenige Monate), dann sieht es für die Konjunktur noch holprig aus – und damit unter Umständen auch für die Aktienmärkte. Da hat Sven Weisenhaus völlig Recht. Aber falls die Anleger ihre Blicke schon weiter voraus werfen, dann dürften sie ein deutlich freundlicheres Bild sehen. Und das spiegeln nach Meiner Ansicht die Kurse inzwischen wieder.

Ein Indiz für die Ansicht liefert die Autobranche. Denn die aktuellen Produktionsengpässe kann man auch so sehen: Vielleicht erweist es sich ja sogar als Segen, dass in diesem Jahr nicht so viele Autos gebaut worden sind wie geplant. Falls z.B. der E-Auto-Boom anhält, dann dürften die Autohersteller 2022 schon besser dafür gerüstet sein. Viele der Fahrzeuge, die jetzt nicht produziert und daher auch nicht gekauft werden, sollten im nächsten Jahr aber bestimmt neue Besitzer finden. Und vielleicht entscheiden sich einige der Kaufwilligen, die jetzt noch eine Verbrenner gekauft hätten, dann doch schon für ein E-Auto. Das würde der Autoindustrie die Transformation erleichtern.

An der Börse ist die Autobranche längst kein Sorgenkind mehr

An der Börse könnte dieses Szenario längst gespielt werden, den der Index der Autobranche läuft seit Kurzem wieder besser als der DAX (siehe Chart) und zeigt auch im europäischen Branchenvergleich eine sehr hohe Stärke.

Auto-Index vs. DAX

Es wäre also verwunderlich, wenn die Kurse die aktuellen Probleme nicht bereits widerspiegeln würden. Dass sich die Märkte auf einem Allzeithoch befinden, während einige Unternehmen mit logistischen Problemen zu kämpfen haben, bedeutet nicht, dass die Investoren den Bezug zur Realität verloren haben. Es bedeutet vielmehr, dass sie die Situation abgewogen haben und zu dem Schluss gekommen sind, dass die Rentabilität in den nächsten 3 bis 30 Monaten nicht so stark leiden wird, wie es manche Analysten befürchten.

Im Zweifelsfall sollten Sie also dem Markt vertrauen. Wenn Sie keinen stichhaltigen Grund für größere künftige Probleme sehen können, über den niemand sonst spricht, dann ist die Wahrscheinlichkeit überwältigend groß, dass die herrschenden Sorgen übertrieben sind und die sprichwörtliche Mauer der Angst, an der die Bullenmärkte emporsteigen, nur um einen weiteren Stein erhöht wird.

Mit besten Grüßen

Ihr Torsten Ewert

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Die nächsten Kandidaten stehen schon bereit – wenn Sie sich jetzt anmelden, sind Sie gleich mit dabei und können ebenfalls von meinen Aktien-Perlen profitieren.

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