| LITERATUR | |
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| Liebe Leserinnen, liebe Leser, |
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gibt es eine europäische Literatur? Wer findet, die Frage, von der das Literatur-Rätsel im August handelt, sei eindeutig zu bejahen, und sie mit dem Hinweis auf die Wirkungen von Homer und Shakespeare, Dante und Goethe beantwortet, dem stellen wir sie ein wenig anders. Gibt es eine Literatur, die in mehr als einem europäischen Land spielt? | Jürgen Kaube | Herausgeber. | |
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| Für Goethes „Faust“ gilt das, und auch Shakespeares Drama um König Heinrich V. – das war der mit der Schlacht von Azincourt - handelt sowohl in England wie in Frankreich.
Der typische europäische Roman, das typische Drama spielt jedoch in einem Land. Und diese Länder sind, im Vergleich mit dem China des Romans „Shuihu Zhuan“, dem Indien bei Rudyard Kipling oder dem Nordamerika in Thomas Wolfes „Schau heimwärts, Engel!“, kleine Gebiete. Die europäische Literatur hält sich zumeist in Metropolen auf oder in Landschönheiten wie Gütern und Parks, Villen am Meer, Kurorten, Kleinstädten.
Selbstverständlich greifen die Schriftsteller manchmal über die eigene Nation hinaus. Der Schotte Thomas Carlyle hat ein wundervolles Buch geschrieben, „Sartor Resartus“, das in einer kleinen deutschen Universitätsstadt spielt. Thomas Mann siedelt eine ganze Reihe seiner Geschichten in anderen Ländern an: in Italien, in der Schweiz oder im alten Israel. Europäisch im strikten Sinn ist aber nur sein „Felix Krull“. So gut wie alles, das Gustave Flaubert geschrieben hat, spielt in Frankreich. Die Ausnahmen, „Salambo“ und „Die Versuchungen des Hl. Antonius“, sind Bibliotheksphantasien einer Welt jenseits Europas.
Diese grundsätzlich nationale Verfasstheit der europäischen Literaturen wirft die Frage nach ihren Gründen auf. Wir wollen hier nur ein paar Vorschläge machen.
Zunächst: der Erfahrungshorizont. Literatur beruht auf Kenntnis, Kenntnis aber ist am besten über einen begrenzten Raum zu erlangen. Es braucht in Europa reisende Schriftsteller, beispielsweise Migranten wie Joseph Roth, für eine wahrhaft europäische Literatur.
Dann: das Publikum. Tourismus als Massenphänomen gibt es erst im 20. Jahrhundert. Zuvor war kein Franzose in Finnland und kaum ein Deutscher in Spanien. Weshalb also sollten Schriftsteller ihre Leser zu mehreren europäischen Schauplätzen führen?
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Schließlich: Es gibt nur sehr spezifische Motive, Ländergrenzen zu überschreiten. Neben dem Tourismus sind das militärische Gründe, Vertreibung und Dienstreisen. Uns sind diese Gründe inzwischen alltäglich geworden. Insofern können wir erwarten, dass es zunehmend eine genuin europäische, Ländergrenzen überschreitende Literatur geben wird.
Das alles sind nur provisorische Überlegungen, es gibt bestimmt viele Einwände gegen sie. Wir wollten sie trotzdem der Leserschaft vorgelegt haben.
Mit freundlichen Grüßen,
Ihr Jürgen Kaube
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