Liebe Leserinnen und Leser,
 

ich hoffe, Sie konnten sich über Ostern ein bisschen erholen vom alltäglichen Corona-Wahn. Die „erweiterte Ruhezeit“ ist Deutschland nach dem entschuldigungsreichen Zurückrudern der Kanzlerin ja erspart geblieben, und mein persönlicher Eindruck war: Die Bürgerinnen und Bürger haben sich trotzdem nicht zu ausgedehnten Saufgelagen oder ausschweifenden Orgien im Stadtpark getroffen. Man soll es kaum glauben: Der ganz überwiegende Teil der Bevölkerung handelt auch ohne permanente Schulmeisterei seitens der Politik durchaus vernünftig und eigenverantwortlich. Wenn praktisch jeden Tag irgendwelche neuen Eindämmungsmaßnahmen gelten, ist es ohnehin am besten, sich seines eigenen Verstandes zu bedienen.
 
Doch der Osterhase war noch in voller Betriebsamkeit, da legte prompt Armin Laschet das nächste Ei und kam mit seinem Vorschlag für einen harten „Brücken-Lockdown“ um die Ecke. Der CDU-Chef und nordrhein-westfälische Ministerpräsident, bisher fest verortet im Lager der Lockerer, wechselte also auf einmal ins „Team Vorsicht“ von Markus Söder und Angela Merkel. Was ihn wohl zu diesem Schritt bewogen haben mag, wo doch gleichzeitig sein Amtskollege Tobias Hans exakt die Gegenrichtung einschlägt und im Saarland vorsichtige Öffnungsschritte erprobt?

Über sieben Brücken musst du gehen

Fakt ist: Deutschland verheddert sich immer mehr in seinem widersprüchlichen Corona-Management, und jetzt kommt auch noch der Wahlkampf hinzu. Dass Armin Laschet Kanzlerkandidat der Union werden möchte, steht fest – und in diesem Licht ist auch sein jüngster „Brücken-Lockdown“-Vorstoß zu sehen. Mein Kollege Hugo Müller-Vogg hat versucht, die Situation zu entwirren und gelangt zu einem interessanten Ergebnis. Mit seiner Corona-Brücke, konstatiert Müller-Vogg, kommt Laschet jedenfalls nicht zur Kanzlerkandidatur, geschweige denn ins Kanzleramt.
 
Einen konkreten Effekt hatte die Idee des CDU-Vorsitzenden immerhin: Die Kollegin B. verriet mir gerade auf dem Flur, dass sie seit dem Wochenende ständig Peter Maffays Song „Über sieben Brücken musst du gehen“ im Kopf hat. Und ich hatte nicht den Eindruck, dass sie Laschet für diese Trigger-Leistung dankbar ist.
 

Ihr Alexander Marguier, Chefredakteur

 
 
 
 
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