| | | große Menschenmassen sind vielen nicht geheuer. Auch ich gehe unüberschaubarem Getümmel eher aus dem Weg. Meide, wo es geht, Großveranstaltungen oder Orte, an denen auf engstem Raum viele Tausend Menschen zusammenkommen. Ob bei Fußballspielen, Rockfestivals oder Demonstrationen. Wenn riesige Menschenansammlungen unkontrolliert in Bewegung geraten, kann das bekanntlich fatale Folgen haben. Die Katastrophe von Heysel ist vielen Fußballfans noch in düsterer Erinnerung. Am 28. Mai 1985 kam es im Rahmen des Europapokalfinales der Landesmeister (heutige Champions League) zwischen dem FC Liverpool und Juventus Turin zu einer Massenpanik, die 39 Menschen mit ihrem Leben bezahlten. 2010 erlebte Deutschland eine Tragödie, als bei der Loveparade in Duisburg 21 Menschen im Gedränge starben. Hunderte wurden teils schwer verletzt. Große Menschenmengen assozieren viele vor allem mit Gewalt, Krawall oder Massenpanik. Eine entfesselte Menschenmasse wird deshalb meistens als bedrohlich wahrgenommen: als irrational, destruktiv, unberechenbar und unkontrollierbar. |
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| | Zusammen ausgelassener: Menschenmassen müssen nicht immer bedrohlich sein Credit: Imago |
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| Das ist natürlich nur die eine Seite der Medaille. Denn viele Menschen erleben große Zusammenkünfte als ein kraftvolles und positives Ereignis. Der Sozialpsychologe Stephen Reicher befasst sich seit 30 Jahren mit Massenphänomenen: „Die traditionelle Massenpsychologie geht davon aus, dass Menschen in einer Masse die Fähigkeit verlieren, sinnvoll zu handeln und ihr Schicksal in die Hand zu nehmen“, schreibt er. „Ich glaube, genau das Gegenteil ist der Fall: Oft werden wir erst in einer Menge zu sozialen Akteuren und zu Gestaltern unserer eigenen Geschichte. Deshalb sind Menschenmengen so unvergesslich und für viele Leute etwas Leidenschaftliches.“ Wenn Menschen in Massen zusammenkommen, verliert sich, so der Sozialpsychologe, der Einzelne eben nicht im Irrationalen und lässt sich von Emotionen anstecken wie von einer Krankheit. Das „Zusammenrotten“ ist ein vernünftiger, zielorientierter Vorgang, so Reicher: „Ich fragte Menschen nach Momenten von höchster Bedeutung in ihrem Leben und erinnere mich an eine Kollegin aus Ostdeutschland: Sie sprach von den Demonstrationen, davon, Teil von etwas gewesen zu sein. Sie habe lange in einer fremdbestimmten Welt gelebt, kontrolliert von anderen, und sei damit endlich in der Position gewesen, sich selbst auszudrücken und die eigene Geschichte zu schreiben.“ Womit wir bei den Groß-Demonstrationen vom Wochenende wären. Hundertausende von Menschen waren in vielen deutschen Städten auf die Straße gegangen, um friedlich gegen Rechtsextremismus im Allgemeinen und die AfD im Speziellen zu protestieren. Auslöser für die Massenproteste war ein bekannt gewordenes Geheimtreffen von rechten und rechtsextremen Politikern und Geschäftsleuten, die dabei über Deportationspläne für Menschen mit Migrationshintergrund fabuliert hatten. Natürlich war die konspirative Zusammenkunft in einer Hotelvilla in der Nähe Potsdams wohl nur der berühmte Tropfen, der das Fass zum Überlaufen brachte. Bedrohlich scheint vielen in diesem Land die Aussicht auf ein weiteres Erstarken der sogenannten Alternative für Deutschland – und das nicht nur im Osten der Republik. |
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| | 250.000 Menschen kamen laut den Veranstaltern in München am 24. Januar zusammen, um gegen Rechtsradikalismus zu protestieren |
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| Viele fragen sich seit dem Wochenende, welche Wirkung von den Massenprotesten ausgeht. Die Reaktion aus dem rechten Lager folgte prompt. Die AfD bezeichnet die Kundgebungen wenig überraschend als durchschaubare „Kampagne“, nennt die Protestierenden „linksradikale Krakeler“ und die Demos eine von der Regierung gesteuerte Aktion, die vom Versagen der Ampel ablenken soll. Und rechte Publizisten wie der Blogger Boris Reitschuster, immerhin mal als Büroleiter für das Nachrichten-Magazin „Focus“ in Moskau tätig, vergleichen auf ihren Portalen den massenhaften Protest mit den Aufmärschen im Dritten Reich. Kostprobe gefällig? Zu einem Bild, das Protestierende mit einem Plakat zeigt, auf dem geschrieben steht, „Jetzt können wir endlich rausfinden, was wir anstelle unserer Großeltern getan hätten…“, postet Reitschuster auf X (vormals Twitter): „Es ist faszinierend: Sie gehen auf Knopfruck der Regierung für die Regierung im Gleichschritt auf die Straße, um gehorsam wie bestellt gegen die Kritiker der Regierung zu hetzen. Glauben, sie hätten sich in einer Diktatur genau umgekehrt verhalten. Und halten sich auch noch für mutig, dafür, dass sie opportunistisch mit dem Strom schwimmen. Aber wenigstens hat die Frau Recht: Ich kann mir jetzt auch lebhaft vorstellen, auf welcher Seite sie und Konsorten in den 1930er Jahren gestanden hätten.“ Im Minutentakt schleudert der „Journalist“ Reitschuster über seine Website reitschuster.de (Unterzeile: „Kritischer Journalismus. Ohne ‚Haltung‘. Ohne Belehrung. Ohne Ideologie.“) und seine Social-Media-Kanäle seine wütenden Botschaften in den digitalen Raum. Allein auf Facebook folgen dem Rechtsaußen-Publizisten mehr als 100.000 Gleichgesinnte. Vereint in ihrem Hass auf die Ampelregierung und all die „links-grün-versifften Systemlinge“. Hier werden munter Fake News ausgetauscht und krudeste Verschwörungserzählungen geteilt. Und wenn man (wie ich) sich dazu verleiten lässt, eine der vielen Hass-Botschaften zu kommentieren, zieht man sehr schnell den Zorn der entfesselten Community auf sich. Inklusive persönlicher Beschimpfungen, bis hin zu strafrechtlich relevanten Drohungen: |
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| | Welche Wirkung haben die Massenproteste vom Wochenende aber tatsächlich auf die Stimmung in unserem Land? Erste Umfragen lassen die Vermutung zu, dass die Zustimmung für die AfD abnimmt. Wenn auch nicht so gewaltig, wie viele Medien behaupten. Laut dem aktuellen Insa-Meinungstrend verliert die Partei 1,5 Prozentpunkte in der Wählergunst – bleibt damit aber zweitstärkste politische Kraft. Nachdem das Bundesverfassungsgericht gestern urteilte, dass der Nachfolgepartei der NPD, „Die Heimat“, für sechs Jahre alle staatlichen Gelder gestrichen werden dürfen, sehen sich dennoch viele in ihrer Überzeugung bestärkt, dass ein Parteiverbot der AfD Aussicht auf Erfolg hätte. Ein Verbotsverfahren gegen die unter Beobachtung des Verfassungsschutzes stehende Partei wäre allerdings ein äußerst riskantes Unterfangen. Denn im Fall eines (nicht unwahrscheinlichen) Scheiterns hätte die AfD ganz offiziell das Label „staatlich verifiziert“. |
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| | Ein AfD-Verbot: Das fordern viele der Protestierenden, die sich deutschlandweit den Demonstrationen anschließen Credit: Imago |
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| Bei aller Sympathie für die Massenproteste vom Wochenende sollte man aber nicht außer Acht lassen, dass das Erstarken der AfD auch politische Gründe hat. Nicht nur unter AfD-Sympathisanten wächst die Unzufriedenheit mit der Ampelregierung. Hinzu kommt, dass sich viele Menschen in diesem Land von den etablierten Parteien generell nicht mehr abgeholt fühlen. Politiker in Regierungsverantwortung sollten deshalb weder Demonstrationen gegen politische Gegner initiieren noch Parteiverbote fordern. Denn auch extreme politische Parteien müssen von ihren Wettbewerbern politisch bekämpft werden. Ob sie nun ganz links außen oder am rechten Rand des Parteienspektrums stehen. Und dennoch haben die massenhaften Proteste Wirkung. Zeigt dadurch doch eine bisher schweigende Mehrheit, dass sie einer sehr lauten Minderheit (ja, selbst 30 Prozent AfD-Sympathisanten sind keine Mehrheit) nicht allein die Arena überlassen will. Und durchbricht damit die sogenannte Schweigespirale. Wissenschaftliche Studien belegen, dass es Menschen leichter fällt, ihre Stimme zu erheben, wenn sie feststellen, dass sie mit ihren Ansichten nicht alleine sind. Wie stehen Sie persönlich zu den Protestaktionen? Schreiben Sie mir gerne Ihre Meinung unter boitin@playboy.de . Herzlichst, Ihr Florian Boitin |
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| | | | | | | | | | | Hin und weg: Das sind die 50 besten Hotels 2024 Von bescheidenen Häusern bis hin zum Paradies auf Erden: Hotels auf der ganzen Welt unterscheiden sich enorm in ihrer Qualität. Natürlich strebt dabei nicht jedes Hotel nach dem größten Luxus, sondern bietet Gästen, die nur das Nötigste nachfragen, auch genau das an. Wer allerdings die Crème de la Crème der Hotels sucht, sollte sich jetzt Notizen machen: Erstmals präsentiert „50 Best“ nämlich eine Liste mit den besten Hotels der Welt … |
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| | | „Unter Uns“-Star Claudelle Deckert wird 50: So feiern wir die PLAYBOY-Schönheit Als Schauspielerin verzaubert sie seit vielen Jahren das TV-Publikum, und als PLAYBOY-Coverstar zog sie uns ein ums andere Mal in ihren Bann. Am 25. Januar feiert Claudelle Deckert nun ihren 50. Geburtstag. Wir gratulieren herzlich – die Geschenke verteilen wir aber an Sie, liebe Leser: Nur für kurze Zeit gibt es anlässlich ihres 50. jetzt 50 Prozent auf alle Ausgaben mit Claudelle Deckert. Happy Birthday! |
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| | EINFACH NUR ZUM LACHEN ... Richtig. Und zwar mein Lieblings-Witz der Woche: Auf St. Pauli wurde ein Sarg gefunden. Man hat versucht, ihn zu öffnen. Ging nicht. Es war ein Zuhälter drin – Weitere Playboy-Witze finden Sie hier ... |
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