Ausgabe vom 29.01.2024
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Was die stark verbesserte Verbraucherstimmung bedeutet

Was die stark verbesserte Verbraucherstimmung bedeutet
von Torsten Ewert

Sehr verehrte Leserinnen und Leser,

am Freitag berichtete Sven Weisenhaus über die anhaltende Stärke der US-Wirtschaft und erwähnte dabei auch den positiven Beitrag der privaten Konsumausgaben (siehe Die US-Wirtschaft befindet sich in der besten aller Welten). Dabei schienen die Verbraucher die konjunkturellen Sorgenkinder der USA zu sein.

Eine rekordverdächtige Verbesserung der Verbraucherstimmung

Doch eine Woche zuvor gab es bei der Veröffentlichung der Verbraucherstimmung, die von der Uni Michigan ermittelt wird, eine faustdicke Überraschung: Der vorläufige Wert für Januar schnellte von 69,7 auf 78,8 Punkte nach oben (+9,1). Ökonomen hatten nur mit einem minimalen Anstieg auf 70 Punkte gerechnet.

Quellen: MarketMaker mit Daten der Uni Michigan

Sofern das auch zum Monatsende so bleibt, wäre das der größte monatliche Anstieg seit 2005. Da sich die Stimmung schon im Dezember kräftig aufhellte (+8,4 Punkte), ist auch der Zweimonatsanstieg rekordverdächtig. Er übertraf die Stimmungsaufhellung von 2005 knapp, so dass man schon bis 1992 zurückgehen muss, um eine größere Veränderung zu finden. In der gesamten Historie seit 1953 konnte der jüngste Zuwachs nur zwei weitere Male übertroffen werden.

Das ist bemerkenswert, denn noch Mitte 2022 fiel die US-Verbraucherstimmung auf ein Allzeittief von 50 Punkten. Damit hat sie sich in einem guten halben Jahr um starke 28,8 Punkte verbessert. Das gab es bisher nur einmal, und zwar während der starken Erholung von 1983/84 (siehe gelbe Ellipse).

Ist die Verbraucherstimmung weniger relevant als sie scheint?

In den US-Medien hat dies ein starkes Echo gegeben, denn die Verbraucherstimmung gilt als Frühindikator für den privaten Konsum und damit die Wirtschaft insgesamt. Aber beim Blick auf die langfristigen Daten zur Verbraucherstimmung fällt auf, dass der Wert immer noch klar unter seinem langfristigen Durchschnitt (rot gestrichelte Linie) notiert und noch weiter vom Niveau vor Corona bzw. der zweiten Hälfte der 2010er Jahre entfernt ist.

Damit stellt sich die Frage, wie relevant dieser Indikator (noch) ist. Überspitzt formuliert: Wann, wenn nicht jetzt soll die Verbraucherstimmung positiv sein – wo die Wirtschaft brummt, der Arbeitsmarkt stark ist und die Löhne steigen?

Zugegeben, es gibt etliche anekdotische Berichte, wonach viele US-Bürger die Stärke von Wirtschaft und Arbeitsmarkt nicht spüren (was als Problem von Präsident Biden im Wahlkampf gesehen wird). Aber die jüngsten Konjunkturdaten zeigen eben auch, dass der Konsum bereits angemessen zulegt. Können die Verbraucher also nochmals eine Schippe drauflegen?

Deutliche Diskrepanzen

Dazu der Vergleich der Verbraucherstimmung (rot im folgenden Chart) mit den inflationsbereinigten Einzelhandelsumsätzen (blaue Kurve):

Quellen: MarketMaker mit Daten von Uni Michigan, US Census Bureau, eigene Berechnungen

Hier zeigen sich zumindest ab 2009 deutlich Diskrepanzen: Während beide Zeitreihen bis September 2009 eine relativ hohe Korrelation von 73 % aufwiesen, ist diese seitdem auf nur noch 3,6 % (!) gesunken. Allenfalls die grobe Tendenz – aufwärts, abwärts – stimmt noch, aber weder Niveau noch Dynamik der Verbraucherstimmung scheinen inzwischen Rückschlüsse auf den Einzelhandel zuzulassen.

Inflationserwartungen wieder im „Normbereich“

Über die Gründe für dieses Auseinanderdriften kann man nur spekulieren, aber in jüngster Zeit dürften aus ökonomischer Sicht vor allem die Inflationserwartungen eine wichtige Rolle gespielt haben. Diese sind aktuell mit 2,9 % knapp unter den langfristigen Durchschnittswert seit 1983 bei 3,1 % zurückgegangen:

Quellen: MarketMaker mit Daten von Uni Michigan, US Bureau of Labor Statistics, eigene Berechnungen

Damit liegen sie also wieder im „Normbereich“, was zum einen – teilweise – die jüngste Stimmungsverbesserung erklärt und zum anderen der Fed potenziellen Spielraum für künftige Zinssenkungen gibt. Diese wiederum würden die Finanzierungsbedingungen auch für die Verbraucher verbessern, z.B. für Konsumentenkredite, aber vor allem für Hypotheken.

Insofern stehen die Chancen gut, dass sich die Verbraucherstimmung weiter verbessert. Wie wir gesehen haben, hat das eher begrenzte Effekte auf die Konsumausgaben, aber eine bessere Stimmungslage in der Bevölkerung allgemein ist (nicht nur) für die Wirtschaft positiv.

Mit besten Grüßen

Ihr Torsten Ewert




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