Sehr geehrter Herr Do,
von Woody Allen ist überliefert, dass er Wagner nicht hören könne, da er dabei immer den Drang verspüre, „in Polen einzumaschieren“. Das ist natürlich ein Gag. Allen ist jüdischer Abstammung und Filmemacher – und bisher nicht als imperialer Eroberer in Erscheinung getreten. Das Zitat stammt aus der Schwarz-Weiß-Komödie „Manhattan“ und ist eine bitterböse Anspielung. Denn: Aus Sicht vieler Juden hat der weltweit verehrte deutsche Opern-Komponist Richard Wagner mit seinen Werken einst nichts weniger als den Soundtrack zum Dritten Reich geliefert. Auch der US-amerikanische Kult-Regisseur Francis Ford Coppola nutzte die musikalische Wucht des deutschen Star-Komponisten zur Untermalung einer schockierenden Filmszene. Im Anti-Kriegs-Drama „Apocalypse Now“ dröhnt während eines US-amerikanischen Hubschrauberangriffs auf ein vietnamesisches Dorf Wagners „Walkürenritt“ aus den Lautsprecherboxen. Die Musik Richard Wagners als Symbol für Krieg und Vernichtung. 
Den Hubschrauberangriff auf ein vientamesisches Dorf unterlegte Francis Ford Coppola mit Richard Wagners „Walkürenritt“
Die „Gruppe Wagner“ ist eine Privatarmee und untersteht dem russischen Oligarchen Jewgeni Wiktorowitsch Prigoschin. Die brutale Söldnertruppe war zuletzt im Ukraine-Krieg in Diensten des Kreml-Herrschers Putin im Einsatz und wagte im Juni dann überraschend den Aufstand gegen das russische Militär. Der Name Wagner geht auf den deutschen Komponisten zurück und soll die große Bewunderung der Gruppenmitglieder für „Hitlers Komponisten“ zum Ausdruck bringen.

Einen Ansturm ganz friedlicher Art hingegen gab es gestern in Bayreuth. Bei strömendem Regen pilgerte Deutschlands (Polit-)Prominenz wie in jedem Jahr zur Sommerzeit zum legendären Grünen Hügel. Mit einer spektakulären Neuinszenierung von „Parsifal“ wurden dort am Dienstagnachmittag die Richard-Wagner-Festspiele 2023 eröffnet. Neben vertrauten Premierengästen wie Altkanzlerin Angela Merkel (nebst Gatte), Bayerns Ministerpräsident Markus Söder (mit Gattin) oder Tatortkomissarin Maria Furtwängler (ohne Noch-Ehemann) gab es aber diesmal auch Unerwartetes zu sehen. Das allerdings nur, wenn man vorab eine der dafür vorgesehenen AR-Brillen ausgehändigt bekam. Der US-amerikanische Regisseur Jay Scheib ließ das Ensemble nämlich eine Augmented-Reality-Version der Gralsritter-Oper aufführen. Mit Hilfe dieser Technik wird das Bühnenbild virtuell ergänzt. Allerdings reichten die rund 1000 Dollar teuren und für den Effekt notwendigen Brillen nur für 330 der rund 2000 Zuschauer. Im nächsten Jahr sollen weitere Brillen angeschafft werden, für dieses Jahr sei nicht genügend Geld vorhanden gewesen, so die Veranstalter.
Nicht nur die Kritiken der Inszenierung gehen durch die Medien – auch „Regenschirm-Rüpel“ werden im Netz heiß diskutiert: Hier lässt Politiker Hubert Aiwanger seine Gattin Tanja wortwörtlich im Regen stehen
Geld ist ein gutes Stichwort. Richard Wagner selbst war zeitlebens immer wieder in Geldnot. So forderte er seine Auftraggeber und den Schott-Verlag schon im Voraus auf, ihn zu bezahlen. Und zwar fürstlich. Die für die Zeit unvorstellbaren Geldsummen brachten ihm den Ruf ein, der teuerste Komponist der Geschichte zu sein. Dennoch war Wagner ständig auf der Flucht vor Gläubigern, denen er Geld schuldete. 1839 setzte er sich mit seiner Frau Minna nach Paris ab, wo ihm der Opernkomponist Giacomo Meyerbeer auch finanziell unter die Arme griff. Später musste er über Wien nach Zürich fliehen, auch hier waren ihm Gläubiger auf den Fersen. Erst Bayerns „Märchenkönig“ Ludwig II. half ihm als Gönner nachhaltig aus der finanziellen Misere. Zwar führte die Verschwendungssucht des Bayern-Königs und seines Freundes Richard Wagner zu veritablen Protesten in der Bevölkerung – mit dem Resultat, dass Ludwig II. kurz vor der Abdankung stand und Wagner erneut abtauchen musste. Dennoch: Ohne die Unterstützung des Wittelbacher Monarchen wäre der berühmte „Ring des Nibelungen“ in Bayreuth nie zur Aufführung gekommen.  
Geschichtsträchtiger Schauplatz: Das Festspielhaus in Bayreuth
Das Thema Geld begleitet, wie schon beschrieben, noch heute die Wagner-Festpiele. So kosten Tickets für eine Vorstellung in diesem Jahr bis zu 500 Euro im regulären Kartenverkauf. Und es ist von einer „Kartenkrise“ die Rede, denn: Anders als in den Vorjahren sind mit Beginn der Festspiele noch nicht alle Vorstellungen ausverkauft. Wenn Sie also ausreichend Sitzfleisch mitbringen und ein Faible für Opern-Live-Musik haben, sollten Sie einen Ausflug zum Grünen Hügel durchaus in Erwägung ziehen. Ich selbst hatte vor einigen Jahren das Vergnügen, den „Fliegenden Holländer“ im Festspielhaus zu erleben. Das ist nicht nur eine flotte Inszenierung, sondern mit „nur“ knapp zweieinhalb Stunden Spieldauer auch die kürzeste Oper Richard Wagners. Und damit ein perfekter Einstieg in die Musikwelt des umstrittenen Komponisten. 

Auch für Woody-Allen-Fans.

Weitere kulturelle Highlights stelle ich Ihnen jetzt in meiner Top 6 der Woche vor.

Viel Vergnügen!
Florian Boitin, Chefredakteur
boitin@playboy.de
 
 

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NOCH MEHR SPASS
 
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