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Darüber hinaus hat Buffett in seinem Investmentvehikel Berkshire Hathaway aber noch einige weitere Umstellungen getätigt. Welche das sind, verrate ich euch in diesem Report: Zunächst das Wichtigste im Überblick: Buffett hat 4,175 Millionen Red Hat-Aktien im Wert von 733 Millionen US-Dollar erworben. Zudem hat er seinen Bestand in StoneCo um 14,16 Millionen Aktien aufgestockt. Obwohl er Apple reduziert hat bleibt der iPhone-Bauer mit eine Gewichtung von 22 Prozent die mit Abstand größte Position im Portfolio. Die Position hat einen Wert von 39,4 Milliarden US-Dollar. Verkauft hat er dagegen seine Anteile in Oracle und reduziert hat er UAL, die Muttergesellschaft der Fluglinie United Airlines sowie den Öl-Pipeline-Spezialist Phillips 66. Was ihn zu den Transaktionen bewegt haben könnte, darauf gehe ich gleich ein. Zunächst ein Überblick über die wichtigsten Positionen: Vorab ist wichtig zu verstehen: Warren Buffett verfügt über ein sehr konzentriertes Portfolio. Die drei größten Positionen haben einen Anteil von satten 44 Prozent am Gesamtportfolio: Das sind Apple (US-Kürzel: AAPL), Bank of America (BAC) und Wells Fargo (WFC). Die letzteren beiden sind jeweils große US-Banken. Auf den Plätzen vier und fünf folgen Coca-Cola (KO) und American Express (AXP). Die Top 5-Positionen decken bereits 63 Prozent des Portfolios ab, also fast zwei Drittel. Diese 63 Prozent entsprechen in etwa 100 Milliarden US-Dollar. Faszinierend, oder? Buffett muss sehr vom langfristigen Erfolg dieser Aktien überzeugt sein. Trotzdem umfasst das Gesamtdepot insgesamt 45 Werte, darunter dann naturgemäß viele verhältnismäßig kleine Positionen. Dennoch ist es natürlich sehr interessant zu analysieren, wo Buffett bzw. seine zwei Top-Manager Ted Weschler und Todd Combs sonst noch investieren. Schließlich ist es ja ein Ritterschlag für diese kleineren Unternehmen, wenn sie ins Berkshire-Portfolio kommen. Hier finde ich vor allem den Kauf von zwei Fintechs aus den Emerging Markets Brasilien und Indien interessant. Zunächst will ich an dieser Stelle aber noch Red Hat (RHT) abhandeln. Hier ist die Story nämlich relativ unspektakulär: Red Hat hat sich mit "Big Blue" IBM (der inzwischen nicht mehr ganz so "big" ist) auf eine Übernahme geeinigt. IBM kauft Red Hat für 190 US-Dollar je Aktie in Cash. Die Red Hat-Aktie notierte aber trotz der Bekanntgabe der Übernahme deutlich unter dem Kurs von 190 US-Dollar. Buffett hat hier zugeschlagen, wahrscheinlich im Bereich von 180 US-Dollar. Offenbar sind er und/oder einer seiner Manager sich sehr sicher, dass der Deal tatsächlich zustande kommt. Die Aktionäre haben bereits zugestimmt und die Finanzierung gesichert. Was fehlt ist noch das O.K. der Regulierungsbehörde. Die Zustimmung wird aber allgemein erwartet. Durch den Zusammenschluss entstünde zwar das größte Hybrid-Cloud-Unternehmen weltweit. Der Marktanteil läge aber "nur" bei rund zehn Prozent und die beiden Firmen befinden sich momentan in keinem direkten Konkurrenzverhältnis. Bei Berkshire Hathaway kennt man IBM zudem sehr gut. IBM war lange eine große Position im Portfolio und gehört zu den wenigen großen Verlustinvestments von Buffett. Interessanter sind die Käufe der beiden Fintechs. Zum einen StoneCo: An StoneCo (STNE) hat sich Berkshire unmittelbar nach dem IPO im Oktober mit elf Prozent beteiligt. Es handelt sich um einen brasilianischen Online-Payment-Provider, der vor allem an kleinere Kunden als Zielgruppe hat. Das Ganze erinnert natürlich etwas an Wirecard. Der Unterschied ist, dass der brasilianische Markt relativ stark regulatorisch abgeschirmt wird, so dass internationale Größen wie der Platzhirsch PayPal hier wenig Chancen haben eine starke Marktpräsenz aufzubauen. Es gibt mit PegSeguro (PEGS) eigentlich nur einen nationalen Konkurrenten, der inzwischen ebenfalls an der NASDAQ börsennotiert ist. StoneCo wächst extrem schnell. Im 1. Halbjahr 2018 schaffte StoneCo eine Umsatzsteigerung von 92 Prozent auf umgerechnet 165 Millionen US-Dollar. Im 3. Quartal übertraf man diese Wachstumsrate dann mit einem Plus von 121,5 Prozent nochmals. Dabei verdiente man bereinigt um Sondereffekte immerhin etwas mehr als 25 Millionen US-Dollar und alleine im 3. Quartal dann schon weitere 23 Millionen US-Dollar. Interessant ist die Bewertung: Beim aktuellen Kurs von 25,39 US-Dollar liegt die Marktkapitalisierung bei fast sieben Milliarden US-Dollar. Das klingt extrem hoch, aber in 2019 soll der Umsatz dann schon bei 709 Millionen US-Dollar liegen bei einem EBIT von sage und schreibe 334 Millionen US-Dollar und einem Gewinn je Aktie von 0,82 US-Dollar. Damit würde das KGV dann schon bei relativ "normalen" 30 liegen. In 2020 würde der Gewinnmultiple bei Umsätzen von dann einer Milliarde US-Dollar und einem Gewinn pro Aktie von 1,18 US-Dollar auf 21 sinken. Das sähe dann durchaus attraktiv ist. Zum Vergleich: Die niederländische Adyen, die aktuell vom Umsatz, der Profitabilität und auch vom Cashbestand (ca. eine Milliarde US-Dollar bzw. Euro) her vergleichbar ist, soll wesentlich langsamer wachsen (Umsatz von 337 Millionen in 2018 über 463 Millionen in 2019 auf 630 Millionen in 2020). Trotzdem wird die Aktie mit einem 2020er-KGV von 83 bewertet bei einer Marktkapitalisierung von knapp 20 Milliarden Euro. Wirecard liegt aktuell noch bei 13,6 Milliarden Euro Marktkapitalisierung will aber in 2020 bereits 3,3 Milliarden Euro umsetzen und dabei ein EBIT von 864 Millionen Euro einfahren. Wirecard hat aktuell ein 2020er-KGV von 17. StoneCo ist also viel profitabler, was aber auch daran liegt, dass das Unternehmen quasi als Kreditgeber fungiert. Man finanziert für die Händler quasi den Einkauf im Voraus und kassiert dafür Finanzierungsgebühren. StoneCo agiert also in gewisser Hinsicht als Bank, obwohl sie gar keine ist. Buffetts Spezialgebiet sind ja Bank-Aktien. Das Geschäftsmodell von StoneCo, das in der Form in anderen Ländern ohne Banklizenz nicht unbedingt möglich wäre und extrem profitabel ist, dürfte Buffett wohl begeistern. StoneCo LTD (ISIN: KYG851581069) | | WKN / Kürzel | Börsenwert | KGV 18/19e/20e | Kurs | A2N7XN / STNE | 6,9 Mrd. USD | 58 / 27 / 19 | 25,34 USD |
FinTech in Brasilien Schwieriger ist es an Informationen zum zweiten Fintech zu kommen, in den Buffett investiert hat: Die indische Paytm ist nämlich nicht börsennotiert. Verantwortlich für diesen Kauf ist offenbar Todd Combs gewesen, einer der beiden Investment-Manager von Buffett. Paytm bezeichnet sich als Indiens größte „Digital Goods and Mobile Commerce“-Plattform und gehört zu One97 Communications, die wiederum vom chinesischen E-Commerce-Riesen Alibaba (US-Kürzel: BABA | WKN: A117ME) unterstützt werden. Berkshire hat hier einen Anteil im Bereich drei bis vier Prozent erworben und dafür 356 Millionen US-Dollar bezahlt. Das heißt, Paytm wird auch schon mit rund 10 Milliarden US-Dollar bewertet. Der indische Markt ist auch deswegen so spannend, weil die Regierung hier im Jahr 2016 im großen Stil Bargeld aus dem Umlauf genommen hat. Nicht weniger als 86 Prozent des Bargelds wurden eingezogen, um gegen Korruption und Schwarzgeld vorzugehen. Die Menschen waren quasi gezwungen sich mit dem bargeldlosen und digitalen Zahlungsverkehr anzufreunden. Das bedeutete natürlich einen gigantischen Schub für Paytm. Die Zahl der User hat sich von 115 Millionen auf 300 Millionen erhöht. Damit hat Paytm einen großen Vorsprung vor MobiKwik, die im Bereich 100 Millionen liegen. Interessant in diesem Zusammenhang: Am 27. Oktober 2015 hat Wirecard ja mit der Übernahme der Great Indian (GI) Retail Group den Einstieg in den indischen Markt bekanntgegeben. Damals gab es Kritik an dem hohen Kaufpreis von 230 Millionen Euro plus weiteren erfolgsabhängigen 110 Millionen Euro. Im Nachhinein betrachtet war aber zumindest das Timing des Einstiegs sehr gut und Wirecard-CEO Markus Braun hat wohl einfach die Chancen frühzeitig erkannt. Zurück zu Berkshire: Was hat sich in Buffetts Portfolio sonst noch getan? Er hat bei einigen seiner Positionen zugekauft, vor allem im Bereich Bank- und Finanz-Aktien. Bei Bank of America, die rund 12 Prozent des Berkshire-Portfolios ausmachen, hat Buffett nochmal leicht zugelegt. Bank of America ist eine der größten Banken der USA. Auch bei der US Bancorp hat Buffett nochmals etwas zugekauft im letzten Quartal. Bedeutendere Zukäufe gab es bei JPMorgan Chase, wo die Position um 40 Prozent vergrößert worden ist. JPMorgan Chase ist mit einer Marktkapitalisierung von 351 Milliarden US-Dollar das größte Finanzinstitut der USA. Berkshire arbeitet mit der Bank und mit Amazon zusammen, um die Krankenversicherung der Mitarbeiter der drei Firmen selber auf die Beine zu stellen - und letztlich das US-Gesundheitssystem aufzurollen. Auch bei der Bank of New York Mellon (BK) hat Buffett nochmals zugelangt. Hier hatte er zum ersten Mal im 2. Quartal 2012 gekauft und dann in 2017 die Position um 180 Prozent vergrößert und nun nochmal um ein Drittel. Hinzu kamen noch Aufstockungen bei den sehr kleinen Positionen in PNC Financial (PNC), einer weiteren breit aufgestellten Bank, und The Travelers Companies (TRV), einem Eigentums- und Unfallversicherer. Komplett außerhalb des Finanzbereichs gab es sonst nur noch Zukäufe beim Auto-Riesen General Motors (GM). Hier gab es eine Aufstockung um 38 Prozent. GM macht 1,32 Prozent des Berkshire Hathaway-Portfolios aus. MEIN FAZIT: Buffett setzt neben Apple ganz massiv auf den Finanzsektor und hier insbesondere auf die US-Großbanken. Das ist aber kein neuer Trend. Im Gegenteil: Buffett hat traditionell einen sehr hohen Anteil Bank-Aktien im Berkshire-Depot. 2008 hatte Buffett noch nur vier Banken im Depot (Wells Fargo, American Express, U.S. Bancorp und M&T Bank). Seither hat er sechs weitere Bank-Aktien hinzugekauft, vor allem große. Der Grund: Banken sind insgesamt relativ niedrig bewertet und bei der Auswahl dürfte er sich auch nach seinem Mentor Benjamin Graham richten. Der machte als wichtige Kriterien Größe, Finanzsituation, Gewinnstabilität, Dividendenhistorie, Gewinnwachstum und moderates KGV und moderates Kurs-Buchwert-Verhältnis aus. Hinweispflicht nach §34b WpHG: Die Geldanlage-Report-Redaktion ist in zwei der genannten Wertpapiere / Basiswerte zum Zeitpunkt des Publikmachens des Artikels investiert: Apple, Amazon. Es können daher Interessenskonflikte vorliegen. Die in diesem Artikel enthaltenen Angaben stellen keine Aufforderung zum Kauf oder Verkauf von Wertpapieren dar.
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