Wattenrat


Überführung der „Norwegian Bliss – keine Glückseligkeit für die Ems

Posted: 17 Mar 2018 02:46 AM PDT

Nein, kein Plattenbau. Außenkabinen des Kreuzfahrtschiffes „Norwegian Bliss“, Ems, 14. März 2018. Foto (C): Eilert Voß

Am 14. März 2018 ging die Glückseligkeit die Ems runter. Gemeint ist der neue Musikdampfer „Norwegian Bliss“ (übersetzt „Norwegische Glückseligkeit“), der auf der binnenländischen Meyer Werft in Papenburg gebaut wurde. Bereedert wird das Schiff von der Norwegian Cruise Line. Ab Sommer 2018 soll das Kreuzfahrtschiff zu „eindrucksvollen Kreuzfahrten nach Alaska und in die Karibik“ aufbrechen. Die Presse berichtet wieder nur sehr einseitig über das Spektakel und ließ den geschundenen Fluss außer acht.

„Norwegian Bliss“ mit Güllebauer, Gandersum/Ems, 14. März 2018. Foto (C): Eilert Voß

Für die Ems ist der Bau der riesigen Kreuzfahrtschiffe der Meyer Werft weniger glückselig gewesen: Ständig muss der Fluss für den großen Tiefgang der Schiffe ausgebaggert werden, das bezahlt der Steuerzahler. Ohne die Baggerarbeiten würden die schwimmenden Bespaßungskästen gar nicht in den Fluss passen. Bei jeder Überführung an die seeschifftiefe Nordsee muss die Ems aufgestaut werden, damit ausreichend Wasser unter dem Kiel ist. Dafür wurde ebenfalls aus Steuergeldern ein Stauwerk in Gandersum bei Emden gebaut, das 2002 fertiggestellt wurde. Da der Bau in einem europäischen Vogelschutzgebiet errichtet wurde, musste es EU-kompatibel als Küstenschutzbauwerk deklariert werden und heißt seitdem „Sperrwerk“ gegen Sturmfluten. Das Stauwerk wird betrieben und unterhalten vom Niedersächsischen Landesbetrieb für Wasserwirtschaft, Küsten- und Naturschutz (NLWKN).

„Norwegian Bliss“ passiert Gandersum/Ems, 14. März 2018. Foto (C): Eilert Voß

Die Meyer Werft lässt vorgefertigte Schiffssektionen bereits auf seiner Rostocker Neptun Werft oder in Danzig bauen, die dann über die Ostsee, den Nord-Ostsee-Kanal und die Nordsee über die Ems nach Papenburg geschleppt werden. Auf der Neptun Werft am seeschifftiefen Wasser werden flachgehende Flusskreuzfahrtschiffe gebaut!

„Norwegian Bliss“ passiert das Ems-Stauerwerk bei Gandersum. Der Betonweg ist wegen des Schutzgebietes „Petkumer Deichvorland“ eigentlich gesperrt, die Gaffer ignorieren das. 14. März 2018. Foto (C): Eilert Voß

Die ständigen Baggerarbeiten mit der Flussvertiefung haben zu erhebliche Auswirkungen auf die Strömung, den Schlickeintrag und die Sauerstoffzehrung des Flusses geführt. Das Land Niedersachsen hat sich inzwischen nach mehreren Gerichtsverfahren in einem Vergleich dazu verpflichtet, insgesamt neun Millionen Euro für Maßnahmen zur Verbesserung der ökologischen Gesamtsituation an der Ems zur Verfügung zu stellen. Dazu gibt es einen „Masterplan Ems“. Es ist allerdings fraglich und umstritten, ob dieser Masterplan -mit Unterstützung der großen Naturschutzverbände- zur Renaturierung des Flusssystems taugt, da die Meyer-Schiffe weiterhin über die Ems an die Nordsee überführt werden müssen.

Interessant ist die „staatstragende“ Beschreibung des Ems-Stauwerks bei Wikipedia, man sollte dort auch die Kommentare lesen. Der Wattenrat wurde inzwischen bei Wikipedia gesperrt und kann dort nicht mehr verlinken. Wir wurden ohne vorherige Anhörung von den Wikipedia-Zensoren auf eine „Blacklist“ wegen vorgeblicher „Spams“ gesetzt. Wir wissen nicht genau, haben aber eine Vermutung, wer ein Interesse daran hatte…

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