Wattenrat


Ukraine-Krieg: windige Kriegsgewinnler und andere Illusionisten

Posted: 11 Mar 2022 05:28 AM PST

Montage: Pixabay

Der Krieg in der Ukraine und die damit verbundenen Sanktionen gegen den Aggressor Russland werden Auswirkungen auf die deutsche und westeuropäische Wirtschaft haben: Kein Gas aus Russland hat enorme Folgen, die nicht nur der Normalverbraucher in der Geldbörse spüren wird. Die Kriegs- und Krisengewinnler sind derzeit die Lobbbyisten der „erneuerbaren Energien“, die nun vehement als „Alternative“ zum bald fehlenden Gas den noch stärkeren Ausbau der Wind- und Solarenergie unter weitgehendem Wegfall der Genehmigungshemmnisse fordern, zum Nachteil der Anwohner und des Natur- und Landschaftsschutzes, so, als ob Wind und Sonne für eine verlässliche und grundlastfähige Stromversorgung taugten.

Nur: Der Wind weht bekanntlich unbeständig, nachts ist es dunkel, im Winter sind die Sonnentage kurz, Wind- und Solarkraftwerke können kein stabiles Stromnetz mit den erforderlichen 50 Hertz erzeugen. Sie sind auf verlässlich einspeisende Wärmekraftwerke als Regelkraftwerke angewiesen, die Spannung und Netzfrequenz stabil halten. Derzeit drehen sich mehr als 30.000 Windkraftwerke in Deutschland, die bei Schwachwind oder Flaute NICHTS in Stromnetz einspeisen können, eine Vervielfachung der Anlagen wird darin nichts ändern. Null mal null ergibt immer noch null, nur nicht bei den Lobbyisten.

Einer davon ist „unser“ niedersächsischer Umwelt- und Energieminister Olaf Lies (SPD), der als politischer Lobbyist der Erneuerbaren umgeht, ein diplomierter Elektroingenieur, der es eigentlich besser wissen müsste. Die Energieversorgung des Industrielandes Deutschland beim Wegfall russischer Gasimporte will Lies mit zusätzlicher Windkraft sichern, die Laufzeitverlängerung von bestehenden Atomkraftwerken lehnt er ab; zusätzlich soll nun doch Öl und Gas aus der Nordsee unmittelbar angrenzend aus dem Nationalpark Wattenmeer („Weltnaturerbe“) gefördert werden können. Als in Australien die Planung eines Kohleumschlaghafens 20 km entfernt vom Weltnaturerbe „Barrier Reef“ bekannt wurde, gab es einen weltweiten Aufschrei.

Ein anderer zynischer Mainstream-Schwätzer zu den fehlenden Gasimporten ist der ehemalige Bundespräsident Joachim Gauck, der im Ernst in der Maischerberger-ARD-Talkshow am 09. März 2022 absonderte: „Wir können auch einmal frieren für die Freiheit“. Herr Gauck mit seiner üppigen post-präsidialen Alimentierung durch den Steuerzahler wird sicherlich nicht frieren, Mieter in Mietwohnungen ohne weitere Heizmöglichkeiten schon.

Der Leiter des staatlich finanzierten Potsdam Institut für Klimafolgenforschung (PIK), Ottmar Edenhofer, sieht die „Klimakrise“ durch den Ukraine-Krieg verdrängt und erwartet durch fehlende Gasimporte gar eine „Treibhausgasneutralität“. So klingt es,wenn Ideologie und Ignoranz (oder mehr) sich in einer Person vereinen:

„[…] Frage: Der Krieg gegen die Ukraine ändert alles. Bringt er auch die Energiewende in Deutschland in Gefahr?

Edenhofer: Die Gefahr ist immer gegeben, weil andere Krisen die Klimakrise leicht verdrängen können. Das wäre nicht das erste Mal der Fall. Aber jeder Aufschub wäre dumm, wir müssen das jetzt gemeinsam anpacken. Wir führen zu Recht eine Debatte über einen Importstopp für russisches Gas und Öl. Wenn wir es geschickt anstellen, kann der Transformationspfad hin zur Treibhausgasneutralität trotzdem gelingen. […]“ (Mantel Nordwest Zeitung, Oldenburg, 09. März 2022)

Die ohnehin schon gescheitere „Energiewende“ wird weiterhin mit Milliardenbeträgen aus der Zwangsabgabe für alle Stromkunden durch das Erneuerbare Energien Gesetz (in Zukunft aus Steuergeldern) künstlich aufrechterhalten, Deutschland zahlt derzeit die höchsten Stromkosten für eine Kilowattstunde. Der Krieg in der Ukraine wird dazu benutzt, die vorgeblichen Segnungen der Energiewende weiter zu propagieren. Der deutsche Michel hält die Energiewendepropaganda mehrheitlich für die einzige Wahrheit, auch deshalb, weil ihm diese von vielen Medien gehirnwäschegleich täglich ins Hirn geblasen wird.

Eine treffende Analyse über die illusionäre „Energiewende“ findet sich beim Publico-Herausgeber Alexander Wendt. Es ist eigentlich alles gesagt, wurde aber nur noch nicht von allen verstanden:

Die große vollelektrische Bundesillusionsmaschine

Es ist wieder einmal Energiewende-Zeit: Politiker überschlagen sich mit Ideen, russische Gas-Importe zu kappen. Ihre Pläne bestehen aus Überschriften, zu denen der Text fehlt. Nach diesem Prinzip arbeiten deutsche Energiepolitiker schon seit 20 Jahren – als Fachkräfte für den Bau von Luftschlössern

Kaum etwas wächst derzeit so deutlich exponentiell wie die Zahl der Politiker, die Deutschland in die „Energiesouveränität“ (Ricarda Lang) führen wollen.

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